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    Börsen-Zeitung  455  0 Kommentare Späte Einsicht, Kommentar zur Deutschen Bank von Bernd Neubacher

    Frankfurt (ots) - Die Deutsche Bank schrumpft nicht nur ihre
    Bilanz, sondern auch ihre Bonifikationen. Blätterte sie für 2013 noch
    stolze 3,2 Mrd. Euro an variabler Vergütung hin und für 2014 und 2015
    rund 2,7 Mrd. beziehungsweise 2,4 Mrd. Euro, so dürften sich die
    Entgelte in der anstehenden Runde auf 1,2 Mrd. Euro glatt halbieren.
    Führungskräfte schauen gar komplett durch die Finger, was einen
    Individualbonus angeht.

    Müssen die Vice Presidents, Directors und Managing Directors nun
    zahlen für den jüngsten Vergleich mit dem US-Justizministerium im
    Hypothekenstreit, der zunächst mit rund 3 Mrd. Dollar zu Buche
    schlägt? In diesem Fall würden die Boni dem Konzept der
    Anreizstruktur gerecht wie selten zuvor, auch wenn es etwa im
    Vorstand ausnahmslos Manager träfe, die noch nicht an Bord waren, als
    die Bank am US-Hypothekenmarkt fingerte.

    In Vorstand und Aufsichtsrat hat sich endlich die Einsicht
    durchgesetzt, dass es nicht weitergeht wie 2015, als das Institut
    einen Rekordverlust buchte und den Aktionären zwei Jahre
    Dividendenverzicht ankündigte, an den Boni indes nur homöopathische
    Abstriche machte. Die betriebswirtschaftliche Logik hat dabei kräftig
    mitgeholfen, läuft die Bank doch Gefahr, nach den Zielen ihrer
    Strategie 2015 auch die für 2018 formulierten Vorgaben infolge
    überhöhter Kostenbasis zu verfehlen. Analysten zufolge dürfte sie für
    2016 eine Kosten-Ertrags-Quote von 96 Prozent ausweisen, schon im
    kommenden Jahr aber will sie bei rund 70 Prozent landen.

    Nun zahlt das Institut variabel zwar noch immer zehnstellig,
    während netto ein dreistelliger Millionenverlust zusammen kommen
    dürfte. Der Wille, die Kosten zu senken, ist freilich unverkennbar.
    Das "begrenzte langfristige Anreizsystem", welches der Vorstand
    solchen Mitarbeitern verspricht, "deren Positionen ganz besonders
    entscheidend für die Zukunft der Bank sind", darf man vor diesem
    Hintergrund getrost als Placebo betrachten - hätte es Gewicht, hätte
    sich die Bank ihre Bonuskürzung und die damit verbundene Unruhe
    intern sparen können.

    In den kommenden Monaten wird es spannend. Jahrelang bügelte die
    Bank Kritik an ihren Boni ab mit dem Argument, sie müsse
    wettbewerbsfähige Entgelte bieten, um den Verlust guter Leute zu
    verhindern. Mancher Verantwortliche dürfte nun hoffen, dass die Bank
    damit nur an einer Legende strickte. Auch mit der Vergütung
    andernorts, welche die Bank jahrelang anführte, um die durch die
    eigenen Ergebnisse nicht zu rechtfertigenden Boni zu begründen, ist
    es nicht mehr so weit her. Das ist die neue Realität, der sich alle
    Banker beugen müssen.

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