'HB'/Brexit-Folge
Goldman Sachs will Frankfurt stärken
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die US-Investmentbank Goldman Sachs wird als Folge des Brexit laut einem Pressebericht die Mitarbeiterzahl in London halbieren und eine Europa-Bank in Frankfurt gründen. Die Zahl der Mitarbeiter in Großbritannien dürfte auf etwa 3000 sinken, schreibt das "Handelsblatt" am Donnerstag unter Berufung auf Finanzkreise. Das Institut wolle Stellen innerhalb von Europa und in die Zentrale nach New York verlagern. Offiziell wolle sich die Bank zu den Details ihrer Brexit-Pläne nicht äußern, schreibt das Blatt.
Die Bank erwäge bis zu 1000 Beschäftigte nach Frankfurt zu verlegen, darunter Mitarbeiter aus dem Handelsgeschäft sowie Topbanker, die für wichtige Bereiche bei der Bank verantwortlich sind wie Recht und Compliance, schreibt das Blatt. In Frankfurt solle auch eine europäische Aktiengesellschaft entstehen, um das europäische Geschäft zu vereinen, sagte eine mit den Plänen vertraute Person dem Blatt. Dafür sei die Nähe zu der bei der Europäischen Zentralbank angesiedelten Bankenaufsicht ausschlaggebend.
Ein Teil der bisher in London angesiedelten Stellen solle an andere Standorte in Europa umziehen. Back-Office-Mitarbeiter nach Warschau, Investmentbanker, die etwa französische oder spanische Unternehmen bei Börsengängen oder Übernahmen beraten, näher an ihre Kunden, also nach Frankreich oder Spanien, heißt es in der Tageszeitung. Stellen von Mitarbeitern ohne Kundenkontakt im Handelsgeschäft sollen den Angaben zufolge in die New Yorker Zentrale der Bank umziehen. "Gewisse Funktionen werden stärker in den USA zentralisiert, in Europa werden wir hingegen eher dezentraler", sagte ein Insider dem "Handelsblatt".
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Mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU verlieren die Banken voraussichtlich einige Vorteile, die es ihnen ermöglichen, von London aus Kunden auf dem Kontinent zu bedienen. Großbritanniens Premierministerin Theresa May hatte am Dienstag deutlicher als zuvor gesagt, dass das Land dem Binnenmarkt den Rücken kehren will. Für die Banken ist daher klar, dass sie ihr Geschäft in den restlichen 27 EU-Ländern voraussichtlich stärken müssen, um Kunden auf dem Kontinent weiterhin ihre Produkte und Services zu verkaufen./jha/stb