Dialog, Elmos, Infineon: So starten die Chiphersteller in 2017
Die Halbleiterbranche hat zwei unglaubliche Jahre hinter sich. Eine Übernahmewelle hat die Anzahl der Wettbewerber drastisch verringert. Entwicklungen wie massiv vernetzte Sensorik in der Industrie, die Elektrifizierung von Fahrzeugen und kognitive Fähigkeiten von Alltagsgegenständen verändern die Marktbedingungen immer schneller.
Da habe ich mir die Frage gestellt, ob Dialog Semiconductor (WKN:927200), Elmos Semiconductor (WKN:567710) und Infineon (WKN:623100) zum Jahresbeginn aussichtsreich aufgestellt sind. Dafür habe ich in die letzten Zahlen geschaut und versucht abzuschätzen, wie es weitergehen könnte (alle Kurse stand 30.1.).
Dialog Semiconductor: Auf Diversifizierungskurs
Seit der gescheiterten Übernahme von Atmel hat Dialog ihre Bemühungen, sich breiter aufzustellen, noch zusätzlich intensiviert. Da die hochintegrierten und stromsparenden Konnektivitätslösungen perfekt zum Thema Internet der Dinge passen, wird stark in diesen Bereich investiert. Vom Fokus auf den nun eher stagnierenden Smartphone-Markt will man wegkommen. Zuletzt wurde auch ein ursprünglich für Smartphones entwickelter Energiemanagement-Chip weiterentwickelt für den Einsatz in Automobilen.
Erfolge der vielfältigen Initiativen sind durchaus bereits sichtbar. Laut den bereits vorgelegten vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr belief sich der Umsatz im Geschäftsjahr 2016 auf 1,2 Mrd. US-Dollar und damit 3 % oberhalb der Prognose nach dem schwachen ersten Halbjahr. Allerdings gelang es im Schlussquartal erwartungsgemäß erneut nicht, den Vorjahreswert zu übertreffen. Immerhin ist aber anzunehmen, dass sich die operative Gewinnmarge nach dem Einbruch im 2. Quartal nun jenseits der 20 % stabilisiert.
Auch die Aktionäre zeigten sich mehr als zufrieden von der Entwicklung der letzten zwei Quartale. Vom Tief bei 23,55 Euro erholte sich der Kurs bis hoch auf fast 43 Euro. Dank der Entschädigungszahlung von Atmel, fällt der Gewinn für 2016 trotz gewisser Rückschläge besonders hoch aus. Es werden wohl etwa 3 Euro pro Aktie herauskommen, was einem 2016er Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 entspricht.
Im kommenden Jahr liegt das Ergebnis wohl eher bei 2,50 Euro, was einem 2017er KGV von 17 entspräche und ebenfalls nicht übertrieben wirkt, wenn man davon ausgeht, dass Dialog nun wieder auf einen Wachstumspfad eingeschwenkt hat.
Trotz des erfolgreichen Aktienrückkaufprogramms und der erhöhten Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen geht Dialog mit einer Menge Bargeld in das neue Jahr. Rund 700 Mio. US-Dollar stehen nun zur Verfügung. Damit ist das Unternehmen sicherlich auch für ein schwereres Unwetter gut gerüstet und könnte in Betracht ziehen, die Aktionäre endlich einmal mit einer Dividende zu beglücken.
Elmos Semiconductor: Intelligente Innovationen für das Auto
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Die Elektrifizierung des Autos ist die Welle, auf der Elmos erfolgreich reitet. Mehr Sensoren, mehr Assistenten und mehr Elektromotoren — und überall hat Elmos passende Chips. Aber ähnlich wie bei Dialog, war im ersten Halbjahr Sand im Getriebe. Es gab Effizienzprobleme und bei der amerikanischen Mikromechanik-Tochter Silicon Microstructures ging der Umsatz zurück, anstatt sich zu einem starken zweiten Standbein zu entwickeln.
Im dritten Quartal setzte aber eine Trendwende ein, der Kurs hob vom Tief bei 10 Euro ab und übertraf zwischenzeitlich sogar die 15-Euro-Marke. Von den Allzeithochs ist man aber trotzdem noch weit entfernt.
Für Phantasie sorgt die Perspektive, dass die Automobil-Innovationen vermehrt auch woanders Anwendung finden. Aktuell ist davon allerdings noch nicht viel zu merken. Im Mittelpunkt stehen vielmehr Dinge wie etwa die weltexklusive Einführung der Gestensteuerung in der Kompaktklasse.
Jedenfalls wurde nach dem 3. Quartal die Jahresprognose bestätigt, wobei mit plus 2 bis 6 % auch eine recht breite Spanne beibehalten wurde. Bei einer erwarteten operativen Marge von 10 % und etwa 230 Mio. Euro Umsatz sollte somit in etwa ein operativer Gewinn von 23 Mio. erreicht worden sein. Nach Zinsen und Steuern bleiben davon etwa 16 Mio. übrig, was bei einer Marktkapitalisierung von 298 Mio. (Kurs 14,60 Euro) einem 2016er KGV von etwa 18,5 entspricht.
Nur rund die Hälfte des Gewinns wird als Dividende ausgeschüttet. Der Rest wird einbehalten, um in den Ausbau des aussichtsreichen Geschäfts investieren zu können. Daher stehen die Chancen gut, dass das Ergebnis im kommenden Jahr gesteigert werden kann. Im würde mal mit 18 bis 20 Mio. Euro Nettogewinn rechnen, was für das 2017er KGV auf etwa 15,5 hinausläuft.
Infineon: Mit breiter Brust
Was Dialog für Konsumelektronik und Elmos eher in automobilen Nischenanwendungen macht, zieht Infineon im ganz großen Stil auf: Bei Leistungshalbleitern für das Energiemanagement sind die Münchener klarer Weltmarktführer. 41 % der Umsätze werden in der Automobilbranche generiert, der Rest ist breit gestreut. Damit sind sie 2016 sehr gut gefahren.
Der Aktienkurs stieg um fast 70 % vom Februartief an. Geschickte Übernahmen wie die mittlerweile gut integrierte International Rectifier, Innoluce und aktuell Wolfspeed verstärken das Portfolio weiter. Damit kann Infineon gut von der robusten Nachfrage aus der Industrie profitieren.
Das Geschäftsjahr endete im September, sodass sich der Konzern schon mitten im ersten Halbjahr befindet. Für das Gesamtjahr wurde zuletzt ein Wachstum von rund 6 % in Aussicht gestellt bei einer im Bereich von 16 % stabilisierten operativen Marge. Beim aktuellen Kurs von 17,16 Euro berechnet sich das 2016er KGV zu knapp 23. Dieser Wert sollte bis zum 4. Quartal auf unter 21 sinken, wenn der Plan aufgeht.
Wie in der Branche üblich, bezahlt auch Infineon nur eine relativ geringe Dividende (2016 waren es gerade mal 22 Cent), verspricht aber immerhin, dass diese kontinuierlich gesteigert werden soll. Das sollte nicht sonderlich schwerfallen, denn dank der günstigen Positionierung in attraktiven Wachstumssegmenten wird ein Ausbau des Geschäfts voraussichtlich auf Jahre hinaus gelingen.
Alles teuer oder was?
Alle drei Werte haben sich über die letzten Quartale außerordentlich gut entwickelt, sodass der ein oder andere sich überlegen wird, jetzt Gewinne mitzunehmen. Dabei ist noch längst keine Euphorie erkennbar, denn die Kursanstiege wurden mit einer guten operativen Entwicklung unterlegt.
Auch die mittel- bis langfristigen Aussichten sind jeweils gut, was das Umsatzwachstum und die erwarteten Nettogewinne angeht. In den Kursen sind also möglicherweise immer noch ganz schön viele allgemeine Marktrisiken eingepreist. Die kleine Elmos wirkt optisch am günstigsten, ist aber als Spezialist auch am stärksten von einem stabilen Marktumfeld abhängig, während die breit aufgestellte Infineon Schwankungen besser abfangen kann.
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Ralf Anders hält keine Wertpapiere genannter Unternehmen. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
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