Ausbeutung bei Tesla?
Elon Musk stellt sich neuen Lohndumping-Vorwürfen
Überstunden bis zum Exzess, häufige Verletzungen, unterdurchschnittliche Bezahlung. Den Behauptungen eines Tesla-Mitarbeiters zufolge geht es in Kalifornien weit weniger arbeitnehmerfreundlich zu, als man denken mag. Der Chef des Elektroautobauers, Elon Musk, bestreitet die Vorwürfe jedoch vehement.
Schon im Mai letzten Jahres stand die Frage um die tatsächlichen Arbeitsbedingungen bei Tesla im Raum. Die US-Zeitung "Mercury News" berichtete damals, dass osteuropäische Arbeiter gerade mal fünf statt der branchenüblichen 50 Dollar pro Stunde erhalten würden. An die Öffentlichkeit sei die Nachricht lediglich aufgrund eines Betriebsunfalls gelangt: Ein Arbeiter war durch eine Fabrikdecke neun Meter in die Tiefe gestürzt - im darauffolgenden Schadensersatz-Prozess kam dann ans Licht, dass die Arbeiter in Zehn-Stunden-Schichten bis zu sieben Tage die Woche arbeiteten. Für einen Monatslohn von 900 Dollar.
Tesla redete sich zunächst damit raus, dass die betroffenen Arbeiter über ein Subunternehmen angestellt seien, gelobte aber dennoch Besserung. Man wolle sich für eine "angemessene Bezahlung" einsetzen, so das Versprechen des Managements.
Glaubt man den neuen Behauptungen von Jose Moran, dann hat sich bei dem Unternehmen in Sachen Arbeitsbedingungen bislang aber nicht viel getan. "Die meisten meiner mehr als 5.000 Kollegen arbeiten weit über 40 Stunden die Woche, inklusive verpflichtender Überstunden bis zum Exzess", schrieb der Tesla-Mitarbeiter am Donnerstag auf der Onlineplattform "Medium". Zudem würden "vermeidbare Verletzungen oft vorkommen", die Löhne wären fast die Niedrigsten in der gesamten Autoindustrie - "obwohl die Lebenshaltungskosten in der Bay Area mit die Höchsten in den USA" wären.
Laut Moran habe man bei den Arbeitern sogar mehrfach überlegt, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Vom Tesla-Management habe es daraufhin aber angeblich Drohungen gegeben, sollte jemand offen über die Arbeitsbedingungen sprechen. Der Elektroautobauer wirbt gern damit, dass es bei ihm die höchsten Stundenlöhne in der Branche gibt.
Das ließ Tesla-Chef Elon Musk so allerdings nicht auf sich sitzen. "Offen gesagt finde ich den Angriff moralisch ungeheuerlich", ließ er via "Gizmodo" verlauten. "Tesla ist die letzte Autofirma, die es noch in Kalifornien gibt, weil die Kosten so hoch sind."
Darüber hinaus zweifelte Musk die Glaubwürdigkeit Morans an, indem er vermutete, dass dieser von der Arbeitnehmerorganisation United Auto Workers (UAW) zu Tesla geschickt wurde, um dort Stimmung für eine Gewerkschaftsbildung zu machen. "Der Typ wurde von der UAW bezahlt", so die These des Firmenchefs. Von der UAW wurde das allerdings am heutigen Tag in einer Stellungnahme bestritten.