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    Börsen-Zeitung  437  0 Kommentare Scheitern 5.0, Kommentar zur geplanten Börsenfusion von Claus Döring

    Frankfurt (ots) - Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter muss sein
    Vokabular erweitern. "Das Wort scheitern will ich nicht benutzen",
    sagte er noch vorigen Sommer mit Blick auf die absehbaren
    Fusionshürden beim geplanten Zusammenschluss von Deutsche Börse AG
    und London Stock Exchange (LSE). Nun ist das Scheitern der Fusion zum
    Greifen nah, auch wenn in den offiziellen Erklärungen noch auf den
    Fortgang der behördlichen Prüfungen verwiesen wird. Alles andere wäre
    jedenfalls eine große Überraschung, nachdem die LSE am Sonntagabend
    für alle unerwartet die Reißleine gezogen hat. Denn bis dahin war man
    beim Merger-Partner Deutsche Börse davon ausgegangen, dass der von
    Brüssel erwünschte MTS-Verkauf durch die LSE zu den erfüllbaren
    Wettbewerbsauflagen gehöre und der Fusionspartner dies am gestrigen
    Montag mitteilen würde. Denn in den für die EU-Kommission wie auch
    die Fusionspartner wirklich kritischen Fragen war man nach bisheriger
    Lesart gut vorangekommen.

    Ob Kengeter das Scheitern der Fusion auch als persönliches
    Scheitern als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Börse betrachtet,
    deren mit Abstand wichtigstes, aber nicht einziges Projekt damit vor
    dem Aus steht, wird die Diskussion der nächsten Wochen bestimmen.
    Befragt nach seinem Plan B für den Fall des Scheiterns der Fusion,
    antwortete Kengeter vor zehn Tagen bei der Jahrespressekonferenz, er
    kenne nur einen Plan A, nämlich A wie "Accelerate". Er räumte aber
    ein, dass die Börsenfusion ein wichtiger Bestandteil dieses Plans
    sei. Denn mit der Fusion hätte die Deutsche Börse auf einen Schlag
    erreicht, was im Alleingang nur langsam möglich ist.

    Dass die Welt nach dem Platzen der angestrebten Fusion für die
    Börsenlandschaft eine völlig andere sein werde, daran hat Kengeter
    nie einen Zweifel gelassen. Die Welt wird aber auch für ihn
    persönlich eine völlig andere werden. An der Spitze des Frankfurter
    Marktbetreibers braucht es künftig keinen Dealmaker, sondern einen
    Strategen, der die vorhandenen Stärken erkennt und ausbaut und die
    Deutsche Börse vor allem aus sich heraus weiterentwickelt. Das gilt
    nicht zuletzt für die technologische Plattform, denn ein
    Börsenbetreiber ist in erster Linie ein IT-Unternehmen.

    Deshalb dürfte absehbar wieder das Thema von Kooperationen in den
    Vordergrund rücken. Denn ein abermaliger Fusionsanlauf seitens der
    Deutschen Börse, um die Konsolidierung der weltweiten
    Börsenlandschaft mitzugestalten, wird künftig noch schwieriger, wenn
    nicht unmöglich. Zu lang ist inzwischen die Liste der mit großen
    Hoffnungen gestarteten, am Ende aber fehlgeschlagenen Übernahme- und
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