Inflations- und (Leit-)Zinsdebatte erhält neue Nahrung - Seite 3
Moderate Inflationsprognosen für Deutschland und die Eurozone
Und daher sagt die EU-Kommission für Deutschland zum Beispiel für dieses Jahr auch lediglich eine durchschnittliche Inflationsrate von 1,9 Prozent voraus. Für die Eurozone wird nach einer durchschnittlichen Teuerung von 1,7 Prozent in diesem Jahr für 2018 mit 1,4 Prozent sogar schon wieder eine deutlich moderatere Preisentwicklung angenommen.
Steigende Zinsen kommen nicht von der EZB, sondern von der Fed
Deutlich interessanter als die kommende Sitzung der EZB am 9. März ist daher die der US-Notenbank Fed am 14. und 15. März. Denn die US-Währungshüter hatten bei ihrer vorherigen Sitzung am 31. Januar und 1. Februar angesichts des besseren Wirtschaftsumfeldes eine „baldige“ Zinserhöhung in Aussicht gestellt. Und wie aus dem Protokoll der Sitzung hervorgeht, waren einige Vertreter der Ansicht, dass eine Anhebung des Leitzinses bereits auf der nächsten Sitzung angemessen sein könnte. Damit wurden die Märkte bereits auf den nächsten Zinsschritt eingestimmt.
Die Fed hat die Märkte geschickt auf den nächsten Zinsschritt vorbereitet
Trotzdem schätzten die Märkte die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im März, gemessen an den Fed-Funds-Futures, lange Zeit nur auf 20 Prozent. Auch mit der jüngsten Rede von Janet Yellen Mitte Februar (siehe Börse-Intern vom 15.02.2017) blieb die Wahrscheinlichkeit noch relativ gering, auch wenn sie immerhin schon auf 40 Prozent stieg. Weitere positive Konjunkturdaten ließen die Zinserwartung dann bis Montag auf 50 Prozent steigen. Und als sich daraufhin noch zwei Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank zu Wort meldeten und sich für eine rasche Anhebung der Leitzinsen aussprachen, stieg die Wahrscheinlichkeit auf zuletzt rund 80 Prozent. Und damit käme eine Zinsanhebung auf der kommenden Sitzung für die Märkte wahrlich nicht mehr überraschend, womit die Fed die Märkte sehr geschickt auf diesen Zinsschritt vorbereitet hätte.
Die EZB lässt den Bund-Future steigen, die Fed lässt ihn fallen
Um nun wieder den Bogen zurück zum Bund-Future zu spannen: Die steigenden Inflationsraten erhöhen aktuell den Druck auf die Notenbanken. Doch die EZB wird diesem angesichts des moderaten Inflationsausblicks standhalten. Sie wird weiterhin unbeeindruckt ihre Anleihenkäufe in dem geplanten Maße durchführen und damit auch immer wieder für steigende Kurse - auch im Bund-Future - sorgen.
Die US-Notenbank hingegen hat bereits den Weg für die nächste Zinsanhebung geebnet. Steigende Zinsen in den USA werden auf die anderen Märkte abfärben. So wird über diesen Umweg der Bund-Future unter den anziehenden Inflationsraten leiden. Und deshalb erachte ich die dortigen Kursanstiege als nicht nachhaltig. Stattdessen wird es bei der erwarteten Seitwärtsbewegung bleiben.
Diese kann man zum Beispiel nutzen, indem man bei steigenden Kursen Short-Positionen und bei fallenden Kursen Long-Positionen aufbaut.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
Lesen Sie auch
(Quelle: www.stockstreet.de)