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Studie: Weltweite Unsicherheit dämpft nicht die Reiselust
BERLIN (dpa-AFX) - Die Reiselust der Deutschen ist nach einer Studie trotz Terrorgefahr und Türkeikrise in diesem Jahr ungebrochen. 69 Prozent wollen sicher oder wahrscheinlich verreisen, ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr. 12 Prozent und damit knapp jeder Achte will nicht verreisen, wie die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen am Mittwoch zum Auftakt der Reisemesse ITB in Berlin mitteilte.
"Terror wirkt auf die Reise-Zielwahl und das Reiseverhalten, dämpft aber nicht die allgemeine Reiselust", schreiben die Autoren. Urlaub im eigenen Land bleibt nach den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts bei den Deutschen beliebt, ausländische Gäste fallen als Wachstumstreiber für den Deutschland-Tourismus jedoch aus.
Trotz der politischen Spannungen mit der Türkei hofft die Reisebranche auf bessere Geschäfte in diesem Jahr. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu warb nach kräftigen Buchungsrückgängen auf der ITB um deutsche Urlauber. Sein Land sei so sicher wie Deutschland. Im Streit mit Deutschland rief er zu gegenseitigem Respekt auf. Zugleich sagte er: "Wir bitten Deutschland sich zu entscheiden, ob es die Türkei als Freund oder Feind sieht."
Der für die deutsche Reisebranche wichtige Türkei-Tourismus steckt nach mehreren Terroranschlägen und dem Putschversuch im vergangenen Jahr in der Krise. Für Aufregung sorgten zuletzt Nazi-Vergleiche des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und auch Cavusoglus.
Nach einem schwierigen Reisejahr 2016, in dem Veranstalter und Reisebüros Umsatzrückgänge verbuchten, sorgten zuletzt vor allem die boomende Nachfrage nach Griechenland und die Erholung Ägyptens für Zuversicht. Im Türkei-Geschäft hofft die Branche vor allem auf Kurzentschlossene. So geht unter anderem Alltours davon aus, dass sich die kurzfristigen Buchungen für die wichtige Sommersaison beleben.
Dabei spielen Terroranschläge eine große Rolle bei der Wahl des Urlaubsziels: 38 Prozent der Bevölkerung fühlen sich durch den Terror in ihrer aktuellen Reiseplanung beeinflusst, wie die Forschungsgemeinschaft ermittelte. Nach der Analyse gaben Deutschlands Urlauber trotz Terror und Unsicherheit 2016 so viel Geld für Urlaub aus wie noch nie. Die Gesamtausgaben für Urlaubs- und Kurzreisen erreichten mit 88 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert. Laut einer GfK -Auswertung waren es rund 86 Milliarden Euro.
Deutschland blieb demzufolge mit einem Marktanteil von 30 Prozent das beliebteste Reiseziel der Bundesbürger für Trips von mindestens fünf Tagen - und legte noch einmal um einen Prozentpunkt zu. Allerdings richtet sich der erfolgsverwöhnte Deutschland-Tourismus inzwischen auf weniger Wachstum ein. "Ich glaube nicht zwingend daran, dass nach sieben fetten Jahren sieben magere folgen müssen, aber wir müssen uns darauf einstellen, dass es schwächer werden könnte", sagte Klaus Laepple, der Verwaltungsratschef der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT).
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2016 war die Zahl der Übernachtungen zwar um drei Prozent auf den Rekordwert von 448 Millionen gestiegen. Unterdurchschnittlich wuchsen mit 1,4 Prozent auf rund 81 Millionen allerdings die Übernachtungen ausländischer Gäste, die während des Booms seit 2010 das Wachstum vorantrieben.
DZT-Vorstandschefin Petra Hedorfer führte das neben wirtschaftlichen Gründen auf Terroranschläge in Europa zurück. Besonders Asiaten seien weniger nach Europa gekommen. "Viele sagen: Wir verschieben unsere Reise." Wenn die Lage politisch stabil bleibe und keine weiteren Anschläge kommen, sei ein Wachstum des Deutschlandtourismus um zwei Prozent zu erwarten.
Die Internationale Tourismus-Börse (ITB) mit mehr als 10 000 Ausstellern aus 184 Urlaubsregionen ist bis Sonntag geöffnet, am Wochenende auch für Privatbesucher./mar/bf/pla/DP/stk