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     1019  0 Kommentare Snap – Mutter aller Luftnummern?

    SnapchatErinnern Sie sich an die 90er-Band “Snap”? Das Duo Michael Münzing und Luca Anzilotti suchte sich immer neue Sänger und Songs um diese in ihre Electro-Dance-Music einzubauen. Als Resultat gab es Hits wie “I’ve Got the Power” oder “Rhythm Is a Dancer”. Nach dem kurzen Höhenflug blieben weitere Erfolge aus. So könnte es auch der Aktie “Snap” gehen, benannt nach dem Messaging-Dienst Snapchat. Je nach Berechnung ist die Aktie mit rund 30 Milliarden US-Dollar bewertet und spielt damit in einer Liga wie Adidas. Dort knackte man zuletzt erstmals die Gewinnmarke von einer Milliarde Euro. Natürlich hinkt der Vergleich “old vs. new-Economy”, denn bei Snap wird reichlich Fantasie eingepreist. Angesichts des schwierigen Umfelds und der Übermacht Facebook raten wir vor einem Investment bei Snap nachdrücklich ab und stellen mutigen Investoren einen Put-Optionsschein vor. Wir blicken anhand der Vontobel-Analyse auf die Lage rund um den Börsengang.

    Mit einem Platzierungsvolumen von USD 3,4 Mrd. (EUR 3,2 Mrd.) und einer eingehenden Gesamtbewertung von EUR 31,348 Mrd. war der Börsengang von Snap Inc. der größte Tech-IPO seit dem Chinesischen Online-Auktionshaus Alibaba. Statt bei einem Ausgabepreis von USD 17 startete die Aktie ca. 41 Prozent höher mit einen Eröffnungskurs von USD 24 in den Handel. Insgesamt wurden nur 15 Prozent der Firmenanteile (ohne Stimmrecht) begeben.

    Wer bei Snap auf fallende Kurse spekulieren möchte, hat derzeit kein großes Angebot zur Verfügung. Vontobel bietet Optionsscheine mit moderaten Hebeln an – hier wäre die WKN VN74YJ unser Favorit.

    Der Dienst ist vor allem bei jungen Nutzern populär

    USA_Aktien_Amazon_Facebook_Berlin Der Messaging-Dienst Snapchat ist seit dem Jahr 2012 verfügbar und vor allem bei jungen Nutzern populär. In den USA nutzen ca. 60 Prozent der 18- bis 34 Jährigen die App. Weltweit zählt der Dienst 158 Millionen Nutzer. Aktuell verdient Snap einen Großteil seiner Einnahmen durch Werbung. Durch die Konstruktion von Snapchat können Werbekunden ihre Beiträge direkt in die „Snaps” der vorwiegend jungen Nutzer implementieren.

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    Daneben hat das Unternehmen aus dem kalifornischen Venice den regulären Verkauf seiner Brille „Spectacles” gestartet, mit welcher Nutzer Filmsequenzen mit einer Dauer von ca. 10 Sekunden aufnehmen und diese via der Bluetooth-Funktion an deren Smartphone senden können. Die Brillen wurden zuvor an spontan aufgestellten mobilen Automaten zu einem Preis von USD 130 vertrieben.

    Kein Gewinn und stagnierende Nutzerzahlen

    Die veröffentlichten Kennzahlen des Unternehmens werden von Analysten jedoch kritisch betrachtet. Laut eigenen Angaben, betrug der Umsatz im vergangenen Jahr USD 404 Mio. (2015: USD 58 Mio.) bei einem Nettoverlust von USD 515 Mio. Die Reichweite des Dienstes, gemessen in Nutzerzahlen, konnte im Vergleich zum Vorjahr um 48 Prozent auf 158 Mio. Benutzer gesteigert werden. Dieses Wachstum stagnierte aber zuletzt im vierten Quartal 2016 mit ca. 3 Mio. Neukunden.

    Zwar konnten weiterhin die Einnahmen pro aktiven Nutzer von USD 0,05 im ersten Quartal 2015 auf USD 1,05 im vierten Quartal 2016 gesteigert werden, aber ebenso stiegen auch die Kosten. Diese wuchsen von USD 0,30 pro Nutzer im ersten Quartal 2015 auf USD 1,29 im vierten Quartal 2016. Nachdem Snapchat in den USA langsam an die Grenzen seines Wachstums gelangt, strebt der Dienst zunehmen in internationale Märkte, welche höhere Kosten verursachen und somit weniger profitabel sind.

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    Die Konkurrenz kopiert die Alleinstellungsmerkmale

    Auch das bisherige Alleinstellungsmerkmal, das selbstständige Löschen der verschickten Bilder, wird zunehmend von anderen Diensten implementiert. So verfügen die Messaging-Dienste Instagram und Whatsapp, beide zugehörig zum Facebook-Konzern, seit neustem ebenfalls über diese Funktion.

    Anthony DiClemente von der japanischen Bank Nomura geht von einem beschränkten Kurspotential der Aktie aus, welches er bei USD 16 ansetzt. Weiter geht beispielsweise Brian Wieser (Pivotal Research Group), der das Kursziel bei USD 10 pro Aktie sieht. Neil Wilson (ETX Capital) äußerte zudem ernsthafte Zweifel an der Langlebigkeit des Geschäftsmodells. Der weitere Verlauf bleibt dennoch abzuwarten.

    Auch andere Experten betrachten die gesteigerten Umsätze kritisch, da einige Werbepartner den Dienst noch aus ihren bereitgestellten Versuchs-Budgets bezahlen. Nach einer erfolglosen Testphase könnten diese wieder geschlossen werden.

    Quelle: eigene Recherche, Vontobel

     

     




    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
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