checkAd

    Börsen-Zeitung  353  0 Kommentare Blick nach vorn, Kommentar zur geplatzten Börsenfusion von Claus Döring

    Frankfurt (ots) - EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hat
    den Schwarzen Peter in Sachen gescheiterter Börsenfusion wieder dahin
    geschoben, wo er hingehört: nach London. Die London Stock Exchange
    hat mit der abgelehnten Auflage zum Verkauf der italienischen
    Bondhandelsplattform MTS einen Vorwand gesucht und gefunden, um nach
    dem Brexit des Vereinigten Königreichs auch den Exit aus der Fusion
    mit der Deutschen Börse hinzukriegen. Schützenhilfe haben dabei die
    Verantwortlichen des Frankfurter Börsenbetreibers geboten, die
    versäumt hatten, für den Brexit-Fall im Fusionsvertrag eine klare
    Ausstiegsoption oder Neuverhandlung des Holdingsitzes London zu
    verankern.

    Den vermeintlichen Brexit-Hedge in Gestalt des
    Referendumsausschusses hatte die LSE von Beginn an anders
    interpretiert als die deutsche Seite. Aufgrund dieser fragwürdigen
    Vertragsgestaltung sahen die Briten keine Veranlassung, auf die
    nachträgliche Forderung der Deutschen Börse nach einem juristischen
    Doppelsitz der Holding einzugehen - die Fronten zwischen London und
    Frankfurt verhärteten sich zusehends.

    Völlig falsch eingeschätzt hatten - bekanntlich nicht zum ersten
    Mal! - Aufsichtsrat und Vorstand der Deutschen Börse außerdem, dass
    für die Börsenaufsicht und die Standortpolitik am Finanzplatz
    Frankfurt nicht die Berliner Politik, sondern die Landesregierung in
    Wiesbaden zuständig ist. Das Antichambrieren im Kanzleramt, in
    völliger Verkennung der politischen Verhältnisse und Interessen bei
    der Börsenfusion, hat kein gutes Licht auf das Spitzenpersonal jenes
    Unternehmens geworfen, das mehr als jeder andere börsennotierte
    Konzern ein "politisches" Unternehmen ist.

    Nach dieser Lektion muss der Blick nach vorn gehen. Wer aufgrund
    der Veto-Möglichkeiten der hessischen Landesregierung nicht in
    ständiger Sorge vor einer feindlichen Übernahme leben muss, kann und
    sollte selbstbewusst und mit langem Atem im Markt agieren, sich auf
    die Fortentwicklung der Dienstleistungen für die Kunden am
    Finanzplatz Frankfurt und weltweit konzentrieren, die technische
    Infrastruktur ausbauen, die Börsenkonsolidierung in Kontinentaleuropa
    wie auch die Internationalisierung vorantreiben sowie aussichtsreiche
    Geschäftsfelder wie das Datengeschäft ausbauen - und muss bei all dem
    nicht vor Quartalsschwankungen des Aktienkurses zittern. Wenn
    Börse-Vorstandschef Carsten Kengeter dies unter "Börse 4.0" versteht
    und für Aufbruchstimmung sorgt, wird er eine Zukunft an der Spitze
    des Frankfurter Börsenbetreibers haben.

    OTS: Börsen-Zeitung
    newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377
    newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

    Pressekontakt:
    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de



    news aktuell
    0 Follower
    Autor folgen
    Verfasst von news aktuell
    Börsen-Zeitung Blick nach vorn, Kommentar zur geplatzten Börsenfusion von Claus Döring EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hat den Schwarzen Peter in Sachen gescheiterter Börsenfusion wieder dahin geschoben, wo er hingehört: nach London. Die London Stock Exchange hat mit der abgelehnten Auflage zum Verkauf der …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer