Razzien
Credit Suisse: Sauber oder bald sauber?
London, Paris, Amsterdam: Wegen des Verdachts auf Steuerbetrug hatten Behörden in der vergangenen Woche in mehreren Ländern Büros der Credit Suisse durchsucht. Kurze Zeit später teilte das Bankhaus mit, dass es alle Verbindungen zu nicht steuerkonformen Kunden beendet habe.
Zur weitere Schadensbegrenzung wurden kurzfristig breit angelegte Anzeigenkampagnen aus dem Boden gestampft. In der Financial Times war in einer doppelseitigen Anzeige zu lesen: "Credit Suisse verfolgt gegenüber Steuerhinterziehung eine Nulltoleranzpolitik". Ganz ähnliche Beteuerungen waren zuvor in der Sunday Times, dem Sunday Telegraph und Observer zu lesen. Darüber hinaus waren in französischen und niederländischen Zeitungen auch entsprechende Anzeige platziert worden ("Reuters").
Die Schweizer Großbank steht im Zentrum einer internationalen Ermittlung wegen Steuerhinterziehung, bei der es um circa 55.000 verdächtige Konten geht. Die federführenden niederländischen Behörden teilten am Freitag mit, dazu habe es koordinierte Razzien gegeben. Die Untersuchungen in den einzelnen Ländern würden noch Wochen dauern und die Ermittlungen hätten bereits 2016 begonnen. Dabei sei großes Datenmaterial zusammengekommen. Es gehe Schätzungen zufolge um Millionensummen, die auf Konten in Steuerparadiesen versteckt worden seien (“DW”).
Credit Suisse beteuert unterdessen, dass das Geldhaus keine Geschäftsbeziehung mit Kunden unterhalten wolle, die nicht bereit sind, den Nachweis zu erbringen, dass sie kein Schwarzgeld auf der Bank hätten. Räumt jedoch gleichzeitig ein, dass möglicherweise Kunden durch die Maschen geschlüpft sein könnten, falls Mitarbeiter der Bank die Kontrollsysteme unterlaufen hätten (“FuW”). Deshalb hat das Bankhaus eine interne Untersuchung eingeleitet.
Für viele Schweizer Banken war das Verwalten von unversteuerten Vermögen jahrzehntelang ein wichtiges Standbein und erst nach der Finanzkrise begannen ausländische Behörden gegen die lukrative Praxis vorzugehen. Nur mit der Bezahlung von Milliardenbeträgen konnten sich die Institute freikaufen. Die Credit Suisse zahlte allein in den USA 2014 eine Busse von 2,8 Milliarden Dollar und in Deutschland hatte die Bank bereits 2011 ein ähnliches Verfahren gegen Bezahlung von 150 Millionen Euro beigelegt ("Cash"). Man darf gespannt sein, was diesmal das Ergebnis der Untersuchungen sein wird.
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