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     18566  0 Kommentare US-Arbeitsmarkt überrascht negativ - Seite 2

    Der Chart zeigt auch deutlich, dass seit 1980 die jährlichen Zuwachsraten des „Nachfragepotenzials“ im großen Bild abnehmen. Zudem verlief die Entwicklung der Stundenlöhne und die des Preisindex bis Mitte der 1990er Jahre recht synchron, seitdem ist der Zusammenhang nicht mehr so ausgeprägt. Zu vermuten ist, das sich hier die zunehmende Bedeutung der Informationstechnologie widerspiegelt.

    Die Aussicht auf eine moderate Preissteigerungstendenz legt nahe, dass die Fed in ihrer Zinspolitik gegenwärtig keine härtere Gangart einschlagen wird. Das, gekoppelt mit den enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten dürfte zum Teil die verhaltene Reaktion im S&P 500 erklären und die Gemüter besänftigen, die sich wegen der Ankündigung einer möglichen Bilanzverkürzung im jüngsten FOMC-Protokoll in heller Aufregung befanden. In der Tat würde ein Verkauf von Bonds aus den Beständen der Fed erstens Auftrieb für das Nveau längerfristiger Zinsen bedeuten, zweitens würde es die Liquiditätssituation verschlechtern. Eine deutliche Reaktion bei den Renditen blieb bisher aus, der Dollar-Index erstarkte etwas.

    Angesichts der zuletzt gemischten Signale der Makrodaten und der langen Laufzeit des gegenwärtigen Bull-Marktes fragt sich natürlich, wie lange geht das noch weiter. Zeitgleich mit der Wahl Trumps zum US-Präsidenten begann aus meiner Sicht die dritte Phase in einem Bull-Zyklus nach Dow-Theorie. Wir befinden uns jetzt im “spekulativen Exzess”, in dem die Kurse v.a. von Hoffnungen und Erwartungen getrieben werden.

    Vielfach wird von „Trump-Rally“ gesprochen. Gewettet wird darauf, dass die Vorhaben Deregulierung, kreditfinanzierte Infrastruktur-Ausgaben und Steuersenkungen einen ähnlichen Effekt haben wie die Reagonomics der 1980er Jahre. Wenn dem so ist, wäre es weniger plausibel, dass die Akienmärkte weltweit gleichermaßen steigen. Denn eigentlich müssten die Trumpschen Vorhaben die US-Wirtschaft begünstigen und andere Volkswirtschaften beeinträchtigen. Mag sein, dass die Erwartung besteht, andere Länder werden auf die wirtschaftpolitische Linie von Trump einschwenken. Dann aber würden sich die gegenseitigen Vorteile schnell wieder ausgleichen. Es sei denn, die Investoren vertreten weltweit die Meinung, jetzt bricht ein neues Zeitalter von globalem Wachstum und Wohlergehen an. Hierfür gibt es nun jedoch keinerlei belastbare Anzeichen.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    US-Arbeitsmarkt überrascht negativ - Seite 2 Die Zahl der Arbeitsplätze in den USA erhöhte sich im März nur um 98.000. Erwartet wurden 180.000. Zudem wurden die Zuwächse für die beiden zurückliegenden Monate nach unten revidiert. Im März ist die Zahl der Arbeitsplätze (non-farm) damit um 1,5% …