ETFS Markteinblick
Yen widersetzt sich starkem Pfund Sterling
Seit Anfang des Jahres hat der Yen gegenüber seinen Pendants aus den entwickelten Märkten, das heißt dem US-Dollar, dem Pfund Sterling und dem Euro, im Schnitt um 4,1 Prozent zugelegt. Mit dieser Rally kann der Yen, der in der zweiten Jahreshälfte 2016 handelsgewichtet um 8,5 Prozent fiel, seine Verluste im Zuge der steigenden Risikobereitschaft zum Teil wieder wettmachen. Am bemerkenswertesten war der Anstieg des Yen gegenüber dem Pfund Sterling, das gegenüber anderen Währungen hinzugewann.
Das Währungspaar GBP/JPY befindet sich 2017 unbeirrbar auf dem Weg nach unten, größtenteils wegen der sinkenden britischen Realzinsen. Die langfristigen Renditen 10-jähriger Staatsanleihen aus Großbritannien gingen von rund 1,25 Prozent auf 1,08 Prozent zurück, und die Inflationserwartungen verschoben sich in den Bereich von über 3 Prozent. Gegenüber Japan, wo die Bank of Japan über die Renditekurve die Zinsen stabil hält und den Inflationsdruck dämpft, kam es damit in Großbritannien zu einer Schrumpfung der Realzinsen.
Blickt man nach vorne, so wirkt es unwahrscheinlich, dass die Bank of England oder die Bank of Japan den geldpolitischen Pfad einschneidend ändern. In beiden Ländern steht die Wirtschaft weiterhin auf tönernen Füßen. Als treibender Faktor der Währungsentwicklung dürfte sich daher das Sentiment entpuppen.
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Die Übersendung des EU-Austrittsgesuchs gemäß Artikel 50 setzte den Brexit-Prozess in der letzten Woche endgültig in Gang. Die erste wichtige Etappe ist der EU-Gipfel am 29. April, auf dem die Leitlinien für die kommenden Verhandlungen festgelegt werden. Sollte der Gipfel mit einer konzilianten Note enden und sich zu Übergangsregelungen und einem Handelsabkommen bekennen, hat das Pfund Sterling das Potenzial, den Trend gegenüber dem Yen umzukehren, insbesondere weil dessen spekulative Short-Position brutto weiterhin doppelt so hoch wie der Fünfjahresschnitt ist. In diesem Szenario würde das Währungspaar GBP/JPY zum gleitenden 100-Tage-Durschnitt bei 142 oder weiter sogar zum Dezember-Hoch nahe 147 klettern.
Sollten sich die verbleibenden 27 EU-Staaten allerdings auf strikte Leitlinien für die Verhandlungen einigen und den wesentlichen britischen Wünschen bei der Souveränität und Freizügigkeit entgegenstellen, könnte das Paar weiter fallen. Seit Mitte Februar schwankt es knapp über dem gleitenden 200-Tage-Durschnitt, und ein Durchbrechen dieser Schlüsselmarke bei derzeit 137 könnte dazu führen, dass es auf das vor Trump gültige Niveau von 130 abstürzt.
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