Je mehr Trump verliert, desto mehr gewinnt Europa - Seite 2
Wenig Steuerreform, viel Steuerklempnerei
Im Zwiespalt zwischen Neuverschuldung und Steuersenkungen müssen also schon die Republikaner in ihren eigenen Reihen Kompromisse finden. Dass sie nicht mit einer Zunge reden, liegt auch daran, dass sie unterschiedliche Einzelinteressen verfolgen und in den einzelnen Bundesstaaten unterschiedliche lokale Steuergesetze gelten, die in Wechselwirkung zur nationalen Steuergesetzgebung stehen.
Apropos Schuldenaufnahme, für eine anstehende Anhebung des Schuldenlimits ist im US-Senat auch die Zustimmung der Demokraten erforderlich. Ansonsten droht wie bereits 2013 der sog. government shutdown, d.h. automatische Haushaltseinsparungen und Schließungen staatlicher Behörden. Dieses Zustimmungserfordernis, diesen Trumpf gegenüber Trump, werden sich die Demokraten steuerpolitisch in ihrem Sinne teuer bezahlen lassen.
Bevor schließlich Steueränderungen Anfang 2018 final in Kraft treten können, werden sich die ursprünglichen Steuerpläne Trumps bis zur Unkenntlichkeit verändert und viel an Wirtschaftsstimulanz verloren haben. Wohlweislich hat die US-Regierung auf konkrete Steuerdetails verzichtet.
Auferstanden aus politischen Ruinen: Ist Europa wieder da?
Unterdessen zeigen sich in Europa politische Frühlingsgefühle. Die Erleichterung über die Eindämmung der Eurosklerose nach dem Euro-freundlichen Wahlergebnis in Frankreich dokumentiert sich auch in einer Rückbildung der Risikoaufschläge 10-jähriger französischer zu deutschen Staatsanleihen mit ebenso positiven Ausstrahleffekten auf Italien und Spanien.
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Als aktienstützend kommt der Konjunkturoptimismus in der Eurozone hinzu. Die Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor befinden sich auf jeweils mehrjährigen Hochs.
Der ifo Geschäftsklimaindex setzt seine Stärke im April zum dritten Mal in Folge fort und hat damit einen Aufwärtstrend ausgebildet. Auch angesichts einer Stabilisierung der Volkswirtschaften in den Schwellenländern bestätigen die rund 7.000 vom ifo Institut befragten Unternehmen die beste Geschäftslage seit Juli 2011. Gemäß Geschäftserwartungen blicken sie zwar etwas weniger zuversichtlich, aber mindestens stabil auf die nächsten sechs Monate. Setzt man Lage und Erwartungen zueinander in Beziehung, befindet sich die deutsche Industrie insgesamt weiter in der konjunkturellen Zyklusphase „Boom“.