checkAd

    Börsen-Zeitung  605  0 Kommentare Trump-Euphorie verfliegt, ein Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - So manch ein Akteur auf den internationalen
    Kapitalmärkten wird in den vergangenen Tagen mit Blick auf
    US-Präsident Donald Trump sicherlich Folgendes gedacht haben: "Das
    war doch abzusehen - das hätte man sich doch gleich denken können."
    Nach den vielen Ankündigungen, Versprechungen und Drohungen in seinem
    Wahlkampf, die schon für so manch hochgezogene Augenbrauen und für
    einiges Stirnrunzeln gesorgt hatten, war nicht wirklich damit zu
    rechnen, dass aus Trump nach der Wahl im dann folgenden politischen
    Alltag erstens eine vollkommen andere politische Figur wird und
    zweitens, dass alle Ankündigungen auch tatsächlich umgesetzt werden.

    Und genau das wurde nun in den ersten gut drei Monaten, seitdem
    Trump offiziell in das Präsidentenamt eingeführt wurde, auch
    deutlich. Von den - vorsichtig formuliert - nicht immer ganz
    nachvollziehbaren Ankündigungen während des Wahlkampfes ging es zu
    Entgleisungen und Fehltritten. Fast kein Tag vergeht, an dem mal
    nicht über Politaffären Trumps zu berichten ist. Längst hat diese
    Realität auch die Kapitalmärkte eingeholt. Aus der riesigen
    Trump-Euphorie wurde durch die vielen Trump-Eskapaden eine enorme
    Trump-Enttäuschung.

    Aktuell gehen nur noch die wenigsten Akteure auf den
    Kapitalmärkten davon aus, dass Trump seine vollmundig angekündigten
    Steuersenkungs- und Investitionsprogramme durchgesetzt bekommt. Damit
    sollten Konsumenten finanziell bessergestellt werden, und damit
    verbunden war die Hoffnung auf mehr Konsumausgaben, die der
    Wirtschaft zugute kommen. Die Investitionsprogramme - so zum Beispiel
    im immer wieder genannten Infrastrukturbereich, der wahrlich ein
    enormes Potenzial für Wachstum bietet, und zwar nicht nur in den USA
    - sollten den Unternehmen einen Schub geben.

    Stehen die Unternehmen durch Entlastungen wie Deregulierung auf
    der einen Seite und Auftragsschub auf der anderen Seite besser da,
    bekommt das auch der Aktienkurs zu spüren. Die Aktienmärkte
    haussierten wochenlang. Boomt die Wirtschaft, steigen auch die
    Preise, das heißt die Inflation springt an. Die Fed muss
    gegensteuern, das heißt die Leitzinsen erhöhen. Von dem Reflation
    Trade - ausgelöst durch Trump - war die Rede. Diese Trump-Euphorie
    und der Reflation Trade hielten die Märkte seit der Wahl von Trump im
    November 2016 in Atem. Nun - so möchte man meinen - stehen alle vor
    einem Scherbenhaufen.

    So könnte es durchaus sein, wird doch mittlerweile schon über ein
    Amtsenthebungsverfahren für Trump gesprochen. Dass es so kommen
    würde, hatte sicher der eine oder andere vermutet oder zumindest für
    möglich gehalten. Dass es aber so schnell kommen würde, hatten wohl
    die wenigsten angenommen.

    An den Märkten hinterlassen die Politaffären Trumps - jüngst um
    Russland und FBI - klare Spuren. Die Aufwärtsbewegung an den
    Aktienmärkten - so auch beim deutschen Aktienmarkt - ist zumindest
    mal ins Stocken gekommen. Der Dollar haussierte nach der Trump-Wahl.
    Im Januar erreichte der Dollar-Index, der den Wert des Greenback
    gegenüber den sechs Industrieländerwährungen Euro, Pfund, Schweizer Frankenranken, Yen, Schweden- und Norwegen-Krone misst, den höchsten Stand
    seit 14 Jahren. Das ist mittlerweile komplett zunichtegemacht. Der
    Dollar liegt auf dem Niveau von Anfang November vorigen Jahres.

    Die Anleihemärkte zeigen ein ähnliches Bild, wenn auch nicht in
    dem Ausmaß der US-Devise. In Erwartung einer restriktiver werdenden
    Fed zogen die US-Staatsanleiherenditen über alle Laufzeiten hinweg
    an. Mittlerweile haben sich die Sätze von den Hochs abgesetzt, und
    zwar in Richtung Süden. Fehlt der US-Wirtschaft der Schub durch
    Trump, steht die Eurozone mit ihrer Entwicklung auch gleich wieder
    besser da. Nach dieser Devise scheinen die Anleger dieser Tage zu
    handeln. Sie greifen bei festverzinslichen Papieren in der Eurozone
    wieder beherzter zu. Die Sätze kommen auch hier wieder ins Rutschen.

    Den Emittenten kommt das entgegen. Platzierungsschwierigkeiten
    dürften bei Emissionen wohl weiterhin kein Thema sein. Einen
    Hingucker gab es in diesem Zusammenhang in Frankreich, wobei der Sieg
    von Emmanuel Macron bei den Präsidentschaftswahlen natürlich auch für
    Erleichterung bei den Anlegern und damit für stärkere Investments in
    Franzosen-Bonds sorgte. Für einen 30-jährigen Bond des Landes bekamen
    die Schuldenmanager ein Orderbuch von sage und schreibe mehr als 31
    Mrd. Euro zusammen. Das spricht eine klare Sprache. Und man sollte
    sich darauf einstellen, dass Eurozonen-Anleihen auch in der nächsten
    Zeit in der Gunst der Investoren weit oben stehen werden.

    OTS: Börsen-Zeitung
    newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377
    newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

    Pressekontakt:
    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de



    news aktuell
    0 Follower
    Autor folgen
    Verfasst von news aktuell
    Börsen-Zeitung Trump-Euphorie verfliegt, ein Marktkommentar von Kai Johannsen So manch ein Akteur auf den internationalen Kapitalmärkten wird in den vergangenen Tagen mit Blick auf US-Präsident Donald Trump sicherlich Folgendes gedacht haben: "Das war doch abzusehen - das hätte man sich doch gleich denken können." …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer