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    Rettung von Freddie und Fannie  2013  0 Kommentare geringe Beruhigung

    Auf die US-Konjunktur wird sich die Rettung jedoch kaum auswirken, meint Joost van Leenders, Investment Specialist Investmentstrategie in dem wöchentlichen Kommentar von Fortis Investments:


    Letzte Woche standen die Behörden im Mittelpunkt. Die EZB kündigte an, hart gegen den Missbrauch ihrer Liquiditätshilfen durchzugreifen, und das US-Finanzministerium übernahm faktisch die Kontrolle über die Hypothekenriesen Fannie Mae und Freddie Mac. Dieser Schritt vermindert das systemische Risiko erheblich, doch sind die Probleme der US- und der Euroraum-Wirtschaft damit noch lange nicht gelöst. Wir glauben nicht, dass die Rettung von Fannie und Freddie das Ende der Aktienbaisse einläutet. Die anhaltende Schwäche der wichtigsten Volkswirtschaften wird die Unternehmensgewinne belasten. An unserer Asset Allocation hat sich nichts geändert (siehe unser Update vom 22. August 2008): Wir sind in Aktien untergewichtet und in Renten neutral positioniert. Die Gewichtung von Immobilienwerten hat sich aufgrund ihrer Kursentwicklung verringert, und wir halten einen großen Teil des Portfolios als Kasse.

    Die EZB hat angekündigt, die Kosten für die Kreditbesicherung anzuheben. Aufgrund ihrer bisherigen Großzügigkeit hat sie jetzt allerlei riskante Wertpapiere in ihren Büchern. Ob die Änderungen, die am 1. Februar 2009 in Kraft treten, die gewünschten Ergebnisse liefern, bleibt abzuwarten. Die Märkte haben auf die Ankündigung heftig reagiert. Bankaktien fielen deutlich, weil befürchtet wurde, dass den Banken die Liquidität ausgeht – insbesondere spanischen, irischen und britischen Instituten, die mit einem schwachen Immobilienmarkt zu kämpfen haben. Die strengen Maßnahmen ließen die ohnehin schon schlechte Stimmung an den Aktienmärkten weiter nachgeben.

    Nach einer Zeit voller Spekulationen hat das US-Finanzministerium endlich die Kontrolle über Fannie und Freddie übernommen. Über neue Vorzugsaktien und Optionen übernimmt es einen Anteil von fast 80%. Die Altaktionäre spielen damit faktisch keine Rolle mehr; ihre Aktien sind nur noch Pfennige wert. Im Gegenzug wird Fannie und Freddie gestattet, wieder Hypothekenkredite im Umfang von zusammen 145 Mrd. Dollar zu vergeben, um den amerikanischen Hypothekenmarkt wieder ins Rollen zu bringen. Als erste Reaktion auf die Nachricht verengten sich die Spreads, weil die MBS (mit Hypotheken besicherte Wertpapiere) der Agencys durch die Verstaatlichung zu einer sichereren Anlage wurden. Außerdem legte sich die Nervosität an den Aktienmärkten und verringerte sich das systemische Risiko. Auf die US-Konjunktur wird sich die Rettung dennoch kaum auswirken. Im Juni fielen die Pending Home Sales (noch nicht abgeschlossene, aber bereits vertraglich fixierte Immobilienverkäufe) um 3,2% und zerstörten die Hoffnung auf eine schnelle Erholung. Weil die vielen von Regionalbanken gehaltenen Beteiligungen an Fannie und Freddie nichts mehr wert sind, sind die Banken noch weniger bereit, Kredite zu vergeben. Außerdem ist die Aktie der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers abgestürzt, als bekannt wurde, dass die Gespräche mit der Korean Development Bank nicht fortgesetzt wurden. Der fallende Ölpreis führte zu Druck auf Energieaktien. Alles in Allem sind die Aktienmärkte wegen der Rettung von Fannie und Freddie nur einen Tag lang gestiegen. Die Aktion dürfte nicht der erhoffte Wendepunkt der Kreditkrise sein.

    Weltweit waren die Konjunkturdaten bestenfalls mäßig. Die Einkaufsmanagerindizes in den USA und im Euroraum signalisierten eine schwache Wirtschaft, aber keinen Zusammenbruch. Die deutschen Auftragseingänge und die Industrieproduktion fielen im Juli erneut, und die Einzelhandelsumsätze sind im Euroraum (im Vorjahresvergleich) so stark gefallen wie noch nie zuvor seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1995. Die größte Enttäuschung war der US-Arbeitmarkt: Er war im August schwächer als erwartet, und die schwachen Zahlen der letzten Monate wurden zusätzlich nach unten revidiert. Die Arbeitslosenquote stieg auf 6,1% und lag damit nur knapp unter dem Höchststand der letzten Rezession in den Jahren 2000 und 2001. Überraschenderweise sind die Stundenlöhne etwas gestiegen, wenn auch weniger stark als die Inflation. Das Wachstum in den wichtigsten Wirtschaftsräumen bleibt schwach.


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