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    Marktkommentar  121  0 Kommentare Vincent Mortier/Matteo Germano (Amundi): Nicht die Zeit für einen Kurswechsel

    Vor dem Hintergrund widersprüchlicher Signale ist es nicht an der Zeit, den Kurs zu ändern - Die Anleger sollten weiterhin vorsichtig sein.

    05.05.2023 - Die großen Aktienmärkte haben die Turbulenzen vom März verdaut, aber die Verwerfungen im regionalen US-Bankensektor sind weiterhin spürbar. Die Anleihemärkte beginnen, die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA höher anzusetzen sowie Zinssenkungen durch die US-Notenbank im weiteren Verlauf des Jahres. Bei den Unternehmensgewinnen hingegen sind die Markterwartungen unserer Auffassung nach zu optimistisch, was auf eine Diskrepanz zwischen den von den Anleihen eingepreisten Rezessionsrisiken und den aktuellen Aktienbewertungen hindeutet.

    Vor dem Hintergrund dieser widersprüchlichen Signale ist es unserer Meinung nach nicht an der Zeit, den Kurs zu ändern: Die Anleger sollten weiterhin vorsichtig sein. Die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China, die angespannte Lage an den Finanzmärkten und das Vertrauen in die Märkte sind weitere wichtige Faktoren, die es zu beachten gilt. Wir sehen zwar keine systemischen Probleme, aber die Verschärfung der finanziellen Bedingungen erhöht die Abwärtsrisiken, die risikobehaftete Anlagen aus unserer Sicht nicht eingepreist haben.

    Wir rechnen mit schwachen globalen Wachstumsaussichten, mit einer Rezession in den USA, schwachen Aussichten in Europa und einem Aufschwung in Asien durch die Wiedereröffnung Chinas, der die Verlangsamung in den USA nicht ausgleichen kann. Dies liegt daran, dass der Aufschwung in China bisher vor allem der Binnenwirtschaft zugutekam. Die Inflation verlangsamt sich zwar, bleibt aber in einigen zentralen Dienstleistungsbereichen hartnäckig. Vor diesem Hintergrund erwarten wir im Mai eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte durch die Fed, die dann wahrscheinlich eine Pause einlegen wird, da die jüngste Verschärfung der finanziellen Bedingungen den Bedarf an weiteren Maßnahmen begrenzen dürfte. In Europa erwarten wir eine Zinserhöhung durch die EZB, da die Inflation Anlass zur Sorge gibt. 

    Ohne ihre vorsichtige Haltung zu ändern, sollten Anleger beim Aufbau robuster Portfolios den folgenden Ansatz in Betracht ziehen:

    Anlageklassen-übergreifende Perspektiv

    Die mögliche Gewinnrezession in den USA unterstreicht aus unserer Sicht die Notwendigkeit, US-Staatsanleihen weiterhin positiv gegenüberzustehen. Vor diesem Hintergrund sollten die Anleger nach unserer Auffassung jedoch erwägen, ihre Positionierung teilweise in Richtung kürzerer Laufzeiten zu verschieben, die von einer Änderung der Fed-Politik profitieren könnten. Bei den Unternehmensanleihen bleiben wir bei Hochzinsanleihen aufgrund der hohen Bewertungen vor allem in den USA vorsichtig. Auch bei Aktien könnte es Spielraum für eine defensivere Haltung in Europa geben, aber wir sehen durchaus Möglichkeiten in China. Auf der anderen Seite sollten Anleger unserer Meinung nach ihre Absicherungen verstärken und Devisen als sicheren Hafen (zum Beispiel JPY) in Betracht ziehen. Bei Rohstoffen bietet Gold interessante Möglichkeiten, aber es könnte ratsam sein, einen Teil der Gewinne taktisch zu sichern. Wir sind nicht der Auffassung, dass wir vor einer systemischen Krise stehen, da die Banken in den USA und in Europa im Vergleich zu 2008 in einem viel besseren Zustand sind und strengeren Vorschriften unterliegen. Die Bestätigung der europäischen Aufsichtsbehörden, dass sie nicht beabsichtigen, die Kredithierarchie zu ändern, sollte die Märkte unterstützen – der Schweizer Fall ist sehr spezifisch.  

    Anleihen

    Verschärfte finanzielle Bedingungen und ein sich verschlechterndes wirtschaftliches Umfeld erfordern eine positive, aber dennoch aktive Sicht auf die US-Duration – Duration ist ein Maß für die Zinssensitivität von Anleihen. Wir suchen nach Gelegenheiten in allen Regionen. So sind wir im Vereinigten Königreich leicht defensiv und in Kerneuropa vorsichtig, könnten aber in Zukunft eine neutrale Positionierung in Erwägung ziehen. In Japan sind wir defensiv, sehen aber in Kanada Potenzial für eine steilere Zinskurve. In den USA und der EU sind wir bei Hochzinsanleihen weiterhin vorsichtig. Sollte sich die Wirtschaft verschlechtern, könnte dies die Cashflows belasten, und die Liquidität könnte zu einem Problem bei Hochzins-Anleihen werden. Bei Investment Grade-Anleihen – also Anleihen hoher Bonität – sind wir selektiv positiv gegenüber Titeln eingestellt, die stabil sind und zinsbedingten und wirtschaftlichen Schwankungen standhalten können.  

    Aktien

    Die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession dürfte in den Aktienmärkten noch nicht vollständigeingepreist sein, weshalb wir unsere vorsichtige Haltung gegenüber den USA und Europa beibehalten. Für China sind wir jedoch positiv gestimmt, da das Wirtschaftswachstum dort nach oben revidiert wurde. Japanische Aktien könnten durch einen stärkeren Yen belastet werden. Was die Devisenmärkte betrifft, so sind wir jetzt neutral bis negativ gegenüber dem US-Dollar eingestellt.  

    Schwellenländer

    Wir bevorzugen selektiv Emerging Markets-Lokalwährungsanleihen in Ländern wie Mexiko sowie Indonesien. Im Hartwährungs-Bereich konzentrieren wir uns auf Hochzins-Anleihen, da das Potenzial für eine Erholung höher ist. Emerging Markets-Unternehmensanleihen weisen im Vergleich zu US- und EU-Anleihen ebenfalls attraktive Bewertungen auf. Bei Aktien sind wir aufgrund des pragmatischen Ansatzes von Präsident Lula konstruktiver gegenüber Brasilien eingestellt. Allerdings beobachten wir die Risiken im Zusammenhang mit den Steuerreformen. 



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