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    Marktkommentar  121  0 Kommentare Dr. Andreas Sauer (ansa capital management): Monatskommentar Mai 2023

    Deutschland befindet sich nach der Revision des Wirtschaftswachstums für Q1 in einer technischen Rezession.

    07.06.2023

    Makroökonomisches Umfeld

    Realwirtschaftliche Situation:

    Deutschland befindet sich nach der Revision des Wirtschaftswachstums für Q1 in einer technischen Rezession mit zwei aufeinander folgenden Quartalen mit negativem realem Wachstum. Die zugrunde liegenden Daten zeigen, dass sowohl auf der Nachfrageseite die Einzelhandelsumsätze den vierten Monat in Folge rückläufig sind als auch auf der Angebotsseite die letzte Veröffentlichung der Industrieproduktion mit -3,4 % deutlich im negativen Bereich liegt. Insgesamt ist der Rückgang der Wirtschaftsleistung um -0,8 % im Sechsmonatsvergleich als moderat einzustufen. Insbesondere die positive Stimmung im Dienstleistungssektor mit einem HCOB Germany Services PMI von 57,8, anhaltend hohe Beschäftigungszahlen, das höchste Konsumentenvertrauen seit Beginn des Krieges sowie deutlich gesunkene Gaspreise und Inflationsraten nähren die Hoffnung auf eine baldige wirtschaftliche Erholung.

    In den USA beherrschte lange Zeit das Ringen um eine Einigung über die Schuldenobergrenze die Nachrichten, wobei die Märkte während der Verhandlungen ruhig geblieben sind. Neben den politischen Themen zeichnen die aktuellen realwirtschaftlichen Daten ein positives Bild. Sowohl die Einzelhandelsumsätze als auch die Industrieproduktion sind nach zwei Monaten der Stagnation wieder gestiegen und deuten auf ein positives Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal hin. Der Atlanta GDPNow Tracker prognostiziert aktuell ein reales Wirtschaftswachstum von 2 %. Der Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin robust. Die Beschäftigung nahm um 339 Tsd. zu und die Zahl der offenen Stellen stieg nach einem leichten Rückgang im Vormonat wieder über die 10-Millionen-Marke. Das Haushaltseinkommen erhöhte sich trotz fallender staatlicher Transferleistungen um 0,4 % im April und damit so stark wie seit drei Monaten nicht mehr. Zudem zeigt sich der Immobilienmarkt trotz stark gestiegener Finanzierungskosten belastbarer als erwartet. Sowohl die Hausverkäufe als auch die Zahl der Baubeginne sind im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Die allgemeine Stimmung, gemessen am NAHB Housing Market Index, hat trotz steigender Hypothekenzinsen den negativen Bereich verlassen. Die positive Entwicklung ist auf die gestiegene Nachfrage zurückzuführen, wobei sich die erschwerten Finanzierungsbedingungen vor allem auf der Angebotsseite bei den Bauträgern negativ bemerkbar machen.

    Japan unterscheidet sich deutlich von den anderen Regionen und befindet sich seit Beginn des Jahres in einem Sommer-Regime. Die Inflationsraten stiegen im Vergleich zu den USA und Europa nur moderat an und blieben stets unter 4,5 %. Dadurch konnte die BoJ den abrupten Zinsanstieg der anderen Regionen vermeiden. Dies verringert derzeit die makroökonomische Unsicherheit und spiegelt sich in einer sehr positiven Performance japanischer Aktien seit Jahresbeginn wider.

    Monetäre Situation:

    In den USA haben die gestiegenen Gebrauchtwagenpreise die Inflationsrate wieder nach oben getrieben. Diese Entwicklung zeichnete sich bereits seit einigen Monaten ab und kam daher für den Markt nicht überraschend. Ein genauerer Blick auf die zugrunde liegende Inflationsentwicklung zeigt, dass sich die Teuerungsrate derzeit zwischen 4 % und 6 % einpendelt und kein deutlicher Impuls in Richtung der Zielrate von 2 % messbar ist. Zusammen mit dem robusten Arbeitsmarkt und den positiven realwirtschaftlichen Daten würde dies im Rahmen des datengetriebenen Ansatzes der Fed für weitere Zinserhöhungen sprechen. Die in den letzten Monaten gestiegenen Sorgen um die Kreditvergabe liefern eine plausible Begründung für eine temporäre Aussetzung der Leitzinserhöhungen bei der nächsten Fed-Sitzung im Juni, würden aber auf Basis der aktuellen Datenlage noch keine Trendwende einleiten.

    In der Eurozone zeigen die jüngsten Veröffentlichungen einen erwarteten Rückgang der jährlichen Inflationsrate von 7 % auf 6,1 %, wobei der Rückgang der Inflationsrate in Spanien auf unter 3 % hervorzuheben ist. Dieser Rückgang ist zum Teil auf die gesunkenen Energiepreise zurückzuführen, aber auch der moderate Rückgang der Kernrate von 5,6 % auf 5,3 % kann als positives Zeichen einer Normalisierung gewertet werden. Bei Lohnwachstum und Beschäftigung ist jedoch noch keine Entspannung zu erkennen, so dass weitere Leitzinserhöhungen seitens der EZB derzeit das wahrscheinlichste Szenario darstellen. Im regionalen Vergleich zeigt sich, dass die Inflationserwartungen für Deutschland erstmals seit Einführung des Euro die Inflationserwartungen für die USA für die nächsten 10 Jahre übersteigen.

    Marktentwicklungen

    Gestiegene Stagflationsrisiken führten im Mai zu teilweise deutlichen Kursverlusten bei globalen Aktien, Anleihen und Rohstoffen. Die zu optimistische Marktstimmung über die zukünftige Notenbankpolitik wurde zumindest teilweise revidiert und führte zu einer negativen Performance aller Anleihe-Futures, wobei der Bund-Future mit -0,3 % gefolgt von US-Treasuries mit -1,8 % im regionalen Vergleich am besten abschnitt. Gilt und kanadische Anleihen beendeten den Monat deutlich negativ mit -5,4 % bzw. -3,3 %. Bei den Aktien gab es deutliche regionale Unterschiede in der Wertentwicklung. Japanische Aktien beendeten den Monat mit 5 % deutlich im Plus, während US-Aktien, getrieben von einzelnen Technologiewerten, den Monat leicht positiv abschließen konnten. Das Schlusslicht bildeten kanadische Aktien mit -4,9 %. Alle Rohstoffe gaben im Mai nach. Rohöl verlor -7,3 %, Gold -0,4 % und Industriemetalle -7,9 %. Der Euro verlor im Mai gegenüber dem US-Dollar knapp -3,0 %.




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