Bayer, SAP, Tesla – diese Aktien lieben die Deutschen
Im Börsensprech gibt es das Phänomen des Home-Bias. Er ist nicht mehr so stark wie vor 10 oder 20 Jahren, aber es gibt ihn immer noch. Gemeint ist die Neigung eher Aktien zu kaufen, die man vermeintlich gut kennt und beurteilen kann. Geografisch glauben manche Anleger, dass Leverkusen oder München ihnen Vorteile verschaffen gegenüber Kalifornien oder New York. „Auch unsere Kunden lieben volatile Aktien aus der ersten deutschen Reihe wie Bayer, Zalando oder Siemens Energy“, sagt Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets.
Noch vor wenigen Jahren war Bayer gemessen an der Marktkapitalisierung die wertvollste Aktie im Dax. Inzwischen ist der Börsenwert auf 30 Mrd. Euro geschrumpft und der Wert droht aus den Top 20 zu fallen während Spitzenreiter SAP mit 170 Mrd. Euro weit enteilt ist. Jüngste Rückschläge wie das Scheitern einer wichtigen Phase-3-Studie des Hoffnungsträgers Asundexian und eine milliardenschwere Verurteilung in einem Glyphosat-Prozess in den USA ließen die Aktie zuletzt auf den tiefsten Stand seit 2005 fallen.
Gefallene Engel locken
Genau darauf haben offenbar viele Kleinanleger gewartet. An der Börse Gettex zählte die Bayer-Aktie im November zeitweise zu den beliebtesten Titeln, die Umsätze schnellten in die Höhe. Natürlich bekommt man einen Dax-Titel selten zu einem Preis, der zuletzt 2005 aufgerufen wurde. Eine Aktie zu kaufen, nur weil sie stark verloren hat, ist selten eine sinnvolle Strategie. Fast immer gibt es Gründe für den Absturz, wie das traurige Beispiel der Leverkusener zeigt.
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Dennoch hat das einstige Schwergewicht durchaus Comeback-Potenzial. Bayer-Chef Anderson zumindest hat sich von den jüngsten Rückschlägen nicht beeindrucken lassen und geht in die Offensive. Er will den Leverkusener Pharma- und Agrarkonzern zu einem der innovativsten und schnellsten Unternehmen der Welt machen und dafür die Prozesse komplett umkrempeln. Durch die Blume hat er erläutert, dass unter den Mitarbeitern reichlich „low performer“ sind und seine Vorgänger strategisch eher überschaubar unterwegs waren. Man darf gespannt sein, wie er dieses Mammutprojekt in der Praxis umsetzen wird. Im Frühjahr 2024 soll die Strategie auf dem Kapitalmarkttag konkretisiert werden. Einen deutlichen Vorteil hat Anderson auf jeden Fall – schlechter als sein Vorgänger Werner Baumann kann ein CEO nicht sein.