Egbert Prior
Pharmafirma Merck im Sonderangebot
Kaum zu verstehen, denn die Darmstädter sind nach wie vor erfolgreich unterwegs. Daran ändert auch nichts, wenn gelegentlich ein Medikamentenkandidat floppt. Das ist business as usual bei einer forschenden Pharmafirma.
- Chemie- und Pharmakonzern im Steigflug, aber jetzt Minus 36%.
- Multiple-Sklerose-Mittel Evobrutinib scheitert in Studien.
- Merck hat Ladehemmungen in der Pharmasparte, aber insgesamt gute Gewinne.
Anfang Dezember meldeten die Hessen, daß ihr Multiple-Sklerose-Mittel Evobrutinib in zwei entscheidenden klinischen Studien der Phase-III das primäre Ziel der Untersuchung nicht erreicht habe. Das Mittel zählte zu den größten Hoffnungsträgern in der Pharmapipeline von Merck. Nach Bekanntwerden brach die Aktie um 14% ein, was den größten Kurssturz seit mehr als 14 Jahren bedeutete. Der Arzneimittelkandidat hielt große Stücke auf Evobrutinib, man traute der Arznei einen Spitzenumsatz in Milliardenhöhe zu.
Seit einiger Zeit hat Merck Ladehemmungen in der Pharmasparte. 2017 schaffte es Merck erstmals seit neun Jahren wieder ein neues Medikament auf den Markt zu bringen, es handelte sich um die Krebsimmuntherapie Bavencio. In den letzten 15 Jahren schafften insgesamt nur zwei Aspiranten eine Marktzulassung. Neben Bavencio kam auch das Multiple-Sklerose-Mittel Mavenclad auf den Markt.
Trotz der Fehlschläge steht die Gründerfamilie hinter dem DAX-Unternehmen. Friedrich Jacob Merck legte 1686 mit dem Kauf der Engel Apotheke in Darmstadt den Grundstein für den weltweit ältesten Arzneimittelhersteller. Bis heute hält der Familienclan rund 70% der Anteile. Es ruht die Hoffnung auf dem Krebsmedikament Xevinapant, das neben Evobrutinib als einziger Wirkstoff in der dritten und damit letzten Phase der Entwicklung befindet.
Aber man sollte die Kirche im Dorf lassen. Zwar mangelt es an Forschungserfolgen, doch das Pharmasegment insgesamt verdient schönes Geld. Im dritten Quartal (Juli bis September) schloß die Sparte erneut stark ab. Konzernweit schrumpfte der Umsatz aber in den Sommermonaten um 11% auf 5,17 Milliarden. Allerdings wurden die Erlöse mit besonders profitablen Produkten erzielt, so daß der Gewinn sogar noch stärker als der Umsatz nachgab. Infolge sank das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) um ein Fünftel auf knapp 1,45 Milliarden.
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Vorstandschefin Belen Garijo erwartet nunmehr für das Gesamtjahr ein Ebitda nur noch am unteren Ende der Bandbreite von 5,8 bis 6,4 Milliarden. Auch die Sparte Spezialchemie zeigt Bremsspuren. Erfreulich entwickelt sich das Geschäft mit Flüssigkristallen und Farbpigmenten. Für das neue Jahr erwarten wir, daß die Geschäfte wieder besser laufen. Unternehmenslenkerin Garijo stellt für 2024 eine Rückkehr zu organischem Umsatzwachstum in Aussicht. Wir gehen davon aus, daß Merck auch in den nächsten 350 Jahren gute Geschäfte macht. Fazit: Schlaue Anleger nutzen die vorübergehende Schwäche zum Einstieg.
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