Wirtschaft & Konjunktur
Wirtschaftsdaten: Deutschland pfui, USA hui?!
Die wirtschaftliche Kluft zwischen den USA und der Euro-Zone nimmt zu. Während die USA dynamisch wachsen, hinkt Europa hinterher – die am Nachmittag veröffentlichten US-Daten deuten auf eine weitere Vertiefung hin.
- Wirtschaftliche Kluft zwischen USA und Euro-Zone nimmt zu
- USA mit starkem Wirtschaftswachstum, Europa und Deutschland hinken hinterher
- Trendwende bei offenen Stellen in den USA, Fachkräftemangel könnte zum Problem werden
Wirtschaftswachstum zeigt große Unterschiede
Die Kluft könnte kaum größer sein. Während die Wirtschaft in den USA boomt, hinkt Europa, insbesondere aber Deutschland hinterher. Die in der vergangenen Woche veröffentlichten US-Daten zum Wirtschaftswachstum zeigten beeindruckende 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Euro-Zone konnte sich mit einem Plus von 0,1 Prozent über den Zielstrich retten – und musste dabei ohne Deutschland auskommen, dessen Wirtschaft im vergangenen Jahr um 0,2 Prozent, im abgelaufenen Quartal sogar um 0,3 Prozent, geschrumpft ist.
Wie die neuesten, am Dienstagnachmittag veröffentlichten Konjunkturdaten aus den USA zeigen, dürfte sich die Kluft auch nicht so schnell schließen, denn die US-Wirtschaft ist weiter ordentlich in Fahrt.
USA am Dienstag erneut mit starken Daten
Zwar war das vom Conference Board ermittelte Verbrauchervertrauen mit 114,8 Zählern nicht ganz so stark wie erwartet (115,0 Punkte), lag aber um 4,1 Indexpunkte höher als im Dezember und damit auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren.
Bei den offenen Stellen zeichnet sich eine Trendwende ab. Fiel die Zahl der unbesetzten, aber offenen Stellen in den vergangenen Monaten kontinuierlich, kletterte die Zahl nun den dritten Monat infolge. Waren im November noch 8,79 Millionen Stellen unbesetzt, sind es im Dezember schon 9,026 Millionen gewesen – Analysten hatten mit 276.000 weniger unbesetzten Jobs gerechnet.
Markt noch auf Richtungssuche
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Dieser Trend könnte sowohl für die US-Wirtschaft als auch die Notenbank Fed zum Problem werden. In vielen Industrienationen geht aufgrund des anhaltenden Fachkräftemangels schon jetzt ein zunehmend großer Teil wirtschaftlicher Wertschöpfung verloren. Hält der Arbeitskräftemängel außerdem für länger an, könnten kräftige Lohnsteigerungen eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen und damit wieder für steigende Inflationsraten sorgen.
Obwohl die eigentlich guten Wirtschaftsdaten Rückenwind sowohl für das Wachstum der US-Wirtschaft als auch der Unternehmensgewinne bedeuten, hält sich die Freude am Markt in Grenzen.
Der Grund hierfür dürfte sein, dass der Anleihemarkt vor allem am kurzen Ende der Laufzeiten steigende Renditen verzeichnet. Das bringt eine geringere Zinssenkungswahrscheinlichkeit zum Ausdruck und bedeutet damit Gegenwind für Aktien. Noch sind die Ausschläge aber sowohl am Aktien- als auch am Anleihenmarkt so gering, dass sich im weiteren Verlauf des Handelstages ein völlig anderes Bild abzeichnen kann – das eigentliche Highlight des Tages wartet ohnehin erst nach Börsenschluss mit den Quartalszahlen von AMD, Alphabet und Microsoft.
Fazit: Wo bleibt die Rezession?
Die in den vergangenen zwei Jahren so oft angekündigte Rezession in den USA lässt weiter auf sich warten. Nach den heute veröffentlichten Arbeitsmarktdaten sowie dem unverändert robusten Verbrauchervertrauen ist von einer solchen auch weiterhin nichts zu sehen – ganz im Unterschied zur Euro-Zone und Deutschland, die in der Stagnation beziehungsweise Rezession stecken.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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