Kryptowährung vor Talfahrt
Fairer Wert von Bitcoin liegt bei 35.000 US-Dollar nach Prognosemodell
Der faire Wert von Bitcoin entspricht einem anerkannten Prognosemodell zufolge lediglich der Hälfte des aktuellen Kurses. Steht ein Einbruch bevor?
- Bitcoin könnte überbewertet sein
- Metcalfesches Gesetz zur Wertermittlung nutzen
- Bitcoin-Schwankungen im Vergleich zu anderen Vermögenswerten
Der Anstieg von Bitcoin auf ein Allzeithoch sagt möglicherweise nichts über die Realität der Kryptowährung aus. Es könnte sich lediglich um zufällige Schwankungen über und unter dem fairen Wert von Bitcoin handeln.
Um nun diesen Fairen Wert zu berechnen, können Anleger auf das Metcalfesche Gesetz zurückgreifen, sagt Claude Erb, ein ehemaliger Rohstoff-Portfoliomanager bei der TCW Group. Dabei wird der Preis von Bitcoin mit der Anzahl der Nutzer in Beziehung gesetzt.
Das Modell hat sich in der Vergangenheit so gut bewährt, dass es besondere Aufmerksamkeit verdient. Vor einem halben Jahr etwa signalisierte es, dass der faire Wert der Kryptowährung 31.400 US-Dollar betrage, was 16 Prozent über dem damaligen Bitcoin-Kurs war.
Die darauf folgende Rallye auf Preise oberhalb von 72.000 US-Dollar ist allerdings dem Modell zufolge auch übertrieben. Denn aktuell beträgt der faire Wert der Kryprowährung etwa 35.000 US-Dollar. Auch früher schon hat das Modell Warnsignale ausgegeben, als Bitcoin unhaltbar hohe Niveaus erreichte, und es hat darauf hingewiesen, als der Preis zu tief fiel. Ende 2020 beispielsweise, als Bitcoin kurz davor war, sich von etwa 20.000 US-Dollar auf über 60.000 US-Dollar zu verdreifachen, zeigte das Modell, dass ein solcher Preisanstieg ungerechtfertigt war, und tatsächlich fiel Bitcoin anschließend wieder unter 20.000 US-Dollar.
Bitcoin-Schwankung nicht übertrieben
Trotz dieser Extreme impliziert das Modell, dass diese Ausschläge nur periodische und zufällige Schwankungen der Kryptowährung auf beiden Seiten des fairen Werts darstellen. Wem ein Anstieg von 20.000 US-Dollar auf über 60.000 US-Dollar mehr als eine "zufällige Schwankung" zu sein scheint, dem sei gesagt, dass die Schwankungen von Bitcoin im Verhältnis zum fairen Wert nicht extremer sind als bei anderen Vermögenswerten. In den letzten zehn Jahren lag das Verhältnis von Bitcoin zum fairen Wert zwischen 4,8 zu 1 (im Dezember 2017) und 0,3 zu 1 (im September 2016). Aktuell liegt das Verhältnis bei 1,9 zu 1, wie Mark Hulbert von Hulbert Ratings errechnet hat.
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Zum Vergleich: Bei US-Aktien lag das Verhältnis von Aktienmarkt zu fairem Wert seit 1871 zwischen 7,7 zu 1 und 0,3 zu 1. Und bei Gold, mit dem Bitcoin gerne verglichen wird, lag das Verhältnis zum Fair Value seit den frühen 1970er Jahren zwischen 2,3 zu 1 und 0,4 zu 1. Letztendlich besteht zwischen der Kryptowährung und dem Edelmetall allerdings so gut wie gar keine Relation, argumentiert Hulbert und verweist auf den Korrelationskoeffizienten zwischen den monatlichen Renditen von Gold und Bitcoin. Dieser beträgt für das letzte Jahrzehnt nur 0,04. (Wobei ein Wert von 1,0 bedeuten würde, dass die Vermögenswerte vollständig korrelieren und ein Koeffizient von -1,0, dass sie invers korrelieren und ein Wert von Null bedeutet, dass keine erkennbare Beziehung besteht).
Sollte sich Bitcoin tatsächlich nach dem Metcalfe-Gesetz richten, hieße dies, dass die Kryptowährung irgendwann in der Zukunft wieder zurückfallen wird, bis auf oder unter etwa 35.000 US-Dollar.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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