Im Höhenrausch
Bläst Gold nun zum Angriff auf die 3.000 US-Dollar?
Gold überwindet Widerstände, die bis vor kurzem noch als unüberwindbar galten. Selbst das scheinbar Unmögliche – ein Goldpreis jenseits der 3.000 US-Dollar – scheint mittlerweile wahrscheinlich zu sein.
- Gold überwindet Widerstände
- Gold stemmt sich gegen Widrigkeiten
- Kollabierende Aktienmärkte als möglicher Katalysator
Gold stemmt sich gegen Widrigkeiten
Besonders beeindruckt derzeit die Widerstandsfähigkeit des Edelmetalls gegenüber Störfeuern. Unter der Woche wurden die US-Verbraucherpreise für März veröffentlicht, die oberhalb der Erwartungen lagen, und so den Zinssenkungshoffnungen einen herben Dämpfer verpassten. Die von vielen bislang erwartete Zinssenkung im Juni steht auf sehr wackligen Beinen. Der US-Dollar zeigt sich an den Devisenmärkten aufgrund dessen sehr robust. Der wichtige US-Dollar-Index löste mit dem Sprung über die 105 Punkte ein frisches Kaufsignal aus. Mittlerweile notiert der Index im Bereich von 106 Punkten. Ein robuster US-Dollar setzt den Goldpreis üblicherweise unter Druck, doch nicht so in dieser Phase. Gold strotzt nur so vor Kraft und ignoriert den starken Greenback.
Die Preistreiber
Zu den Preistreibern zählen unverändert die Goldkäufe der Noten- und Zentralbanken dieser Welt. Doch auch das Thema „Absicherung gegen geopolitische Risiken“ ist maßgeblich für den Anstieg des Goldpreises verantwortlich. Gold als sicherer Hafen ist gefragt. Die Lage im Nahen und Mittleren Osten ist im wahrsten Sinne des Wortes explosiv. Nach dem Angriff auf die iranische Botschaft im syrischen Damaskus vor einigen Tagen, für den der Iran Israel verantwortlich machte, wartet die Welt gespannt und gebannt auf die Reaktion des Irans. Die bange Frage lautet an dieser Stelle: Wie wird Israel auf etwaige Vergeltungsschläge des Irans reagieren? Eine Serie von Reaktionen und Gegenreaktionen ist nicht auszuschließen. Das Warten auf das Unbekannte sorgt an den Aktienmärkten für eine gewisse Verunsicherung und Nervosität. Ob der exponierten Niveaus sind die Aktienmärkte ohnehin anfällig für eine Korrektur. Eine Verschärfung der geopolitischen Sicherheitslage könnte der Auslöser für eine umfassende Korrektur an den Aktienmärkten sein.
Kollabierende Aktienmärkte als möglicher Katalysator
In einem Punkt gibt die Goldpreisrallye aber weiterhin Rätsel auf. Die Rallye wird nicht von der Bestandsentwicklung physisch besicherter ETFs gestützt. Der anziehende Goldpreis hätte vermeintlich Käufer in die ETF locken müssen, doch bereits ein Blick auf Bestandsentwicklung des weltgrößten physisch besicherten Gold-ETF, des SPDR Gold Shares, offenbart, dass dem so nicht ist. Die Rekordjagd bei Gold führte nicht zu gravierend anziehenden Zuflüssen. Ein möglicher Grund: Das Kapital der Investoren floss in die haussierenden Aktienmärkte. Und erst eine kapitale Korrektur an den Aktienmärkten hätte wohl das Potenzial, den Trend bei der Bestandsentwicklung umzukehren…
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Mit temporären Rücksetzern muss jederzeit gerechnet werden.
Am Freitag, 12. April, lief Gold auf ein neues Rekordhoch jenseits der 2.400 US-Dollar. Obgleich das Edelmetall im weiteren Tagesverlauf ein paar Federn lassen musste, ist der Vorstoß über die 2.400 US-Dollar ein weiterer Beleg für die ausgeprägte Stärke des Edelmetalls. Selbst ein Goldpreis von 3.000 US-Dollar scheint nicht mehr unmöglich zu sein. Sehr wahrscheinlich wird dieses Preisniveau nicht morgen oder übermorgen erreicht werden, doch mittel- bis langfristig ist dieses Szenario durchaus ein Thema.
Die Hausse nährt die Hausse. Die etwas angestaubt wirkende Börsenweisheit gilt auch für Gold. Noch sind keine belastbaren Signale einer bevorstehenden Korrektur auszumachen. Mit temporären Rücksetzern – so wie am Freitag - muss allerdings auch bei Gold aufgrund des hohen Preisniveaus jederzeit gerechnet werden. Doch erst ein Preis unterhalb von 2.070 US-Dollar würde die Rallye bei Gold aus charttechnischer Sicht ins Wanken bringen. Die permanenten Vorstöße auf immer neue Höhen verdeutlichen hingegen: Die Tür auf der Oberseite ist weit geöffnet…
Autor: Marcel Torney, freier Redakteur, Rohstoffexperte
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