Rohstoffe

Gewinnmitnahmen bei Gold und Silber

19. Januar 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Investoren scheinen sich trotz der freundlichen Aktienmärkte kräftig in Rohstoff-ETFs zu engagieren, wie die Analysten von ETF Securities beobachten können. Vor allem breit ausgerichtete ETCs wie der ETFS All Commodities (WKN A0KRKC ) finden Abnehmer. Die global wachsende Wirtschaft schüre den Wunsch nach „harten Vermögensinvestments“, um einen Inflationsschutz aufzubauen und um sich gegen das Risiko einer Entwertung der Währungen zu wappnen.

Gold und andere Edelmetalle werden versilbert

Der große und von allen Seiten erwartete Rutsch nach unten bei Gold und Silber ist zwar ausgeblieben, doch die größten Rückgaben verzeichnete ETF Securities bei verbrieften Edelmetallen. Erwartete Zinserhöhungen angesichts des

?anziehenden Wirtschaftswachstums in den Industrienationen, eine steigende Inflation und beruhigende Signale einiger Regierungen hätten den Goldpreis davon abgehalten, neue Höhen zu erklimmen. Investoren ziehen sich aus diesem Markt zurück. Bei Xetra-Gold (WKN A0S9GB ) halten sich Käufe und Verkäufe die Waage, so dass der Goldbestand annähernd auf gleichem Niveau verharrt wie beim

?vorherigen Rohstoffbericht vor zwei Wochen.

Wolfgang Wrzesniok-Rossbach, der den Edelmetallhandel bei Heraeus verantwortet, macht ebenfalls die positiven Wirtschaftsdaten – vor allem aus den USA – dafür verantwortlich, dass es bei Gold zu Gewinnmitnahmen kam. Die Sorgen um eine mögliche Zahlungsunfähigkeit Portugals verblassen angesichts der positiv verlaufenen Staatsanleihenauktion, der Goldpreis steigt nicht.

Bei Silber (WKNs A0N62F, A1EK0J ) sieht es ähnlich aus, es hätte sich nicht vom Goldpreis abgekoppelt, wobei die prozentualen Preissprünge einmal mehr deutlich heftiger ausgefallen seien, meint Wrzesniok-Rossbach. „Die Anleger haben angesichts der Volatilität des Silberpreises in den letzten Wochen unterschiedlich reagiert: So war eine massive Nachfrage nach Barren und Münzen zu beobachten; die ETF-Bestände und die Pluspositionen an den Terminbörsen waren dagegen zumindest in der letzten Woche von deutlichen Gewinnmitnahmen geprägt.“

Industrielle Nachfrage bei Platin und Palladium

Dagegen haben Edelmetalle, die in der Industrie Anwendung finden wie Platin (WKN A0N62D ) und Palladium (WKN A0N62E ), jedoch Investoren gefunden. ETF Securities verzeichnet in den beiden mit physischem Edelmetall hinterlegten ETCs insgesamt einen Zufluss von 35 Millionen US-Dollar, während 152 Millionen abgeflossen sind. Bei Platin fiel der Preissprung, den Gold, Silber und Palladium vorgelegt hatten, geringer aus. „An den Investoren hat es nicht gelegen, dass das Platin in den vergangenen zwölf Monaten zurückgeblieben ist. Die Bestände der ETFs erhöhten sich in diesem Zeitraum prozentual zwar weniger als beim Palladium, aber immer noch um 80 Prozent auf jetzt 38 Tonnen. Und im Gegensatz zum Schwestermetall nahmen auch die Positionen an den Terminbörsen zu. Sie lagen zum Jahresende bei 65 Tonnen und damit um 35 Prozent höher als vor einem Jahr“, erzählt Wrzesniok-Rossbach.

Die Gründe für den hinterherhinkenden Platinpreis sieht der Edelmetallhändler in einer geringeren Schmucknachfrage und einem geringeren Bedarf bei der Autoindustrie. „Dies nicht nur, weil in Europa als wichtigstem Markt für Dieselfahrzeuge der Autoabsatz rückläufig war, sondern auch, weil noch mehr Platin durch Palladium substituiert wurde. Hinzu kommt als dritter wichtiger Grund, dass die Autoindustrie während der Schwächephase des Platinpreises im Jahr 2008 sehr massiv mit Hilfe von Termingeschäften (vor-)gekauft hat und damit die Nachfrage auf dem Spotmarkt im vergangenen Jahr entsprechend niedriger ausfiel.“

Öl: Keine überzeugende Vorlage

Rohöl notiert bei etwa 93 US-Dollar pro Barrel und ist damit seit Mitte November um 14 Prozent nach oben gestiegen. Doch ETC-Investoren sind nicht überzeugt, dass dieser Anstieg nachhaltig ist. Auch hier beobachtet ETF Securities Gewinnmitnahmen.

Industriemetalle profitieren von Asiens Wirtschaftskraft

Die anziehende Weltwirtschaft beschert allerdings den Industriemetall-ETCs ordentliche Zuflüsse. Vor allem Kupfer erfreut sich großer Beliebtheit. "Das starke Wirtschaftswachstum in asiatischen Schwellenländern und bessere Wirtschaftsdaten aus den entwickelten Ländern hat die Nachfrage nach dem Industriemetall geschürt, während die das Angebot nach wie vor dürftig ist“, berichtet ETF Securities.

© 19. Januar 2011/Dorothee Liebing