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    EUR/USD  2239  2 Kommentare Die Eurokrise meldet sich zurück – Wird Spanien das nächste Griechenland?

    Die heutige Auktion neuer 10-jähriger spanischer Staatsanleihen hatte eine gute und eine schlechte Nachricht für die in diesem Punkt sehr nervösen Finanzmärkte zu bieten.

    Die Rendite lag zwar mit 5,74 Prozent noch unter der gefürchteten Marke von 6 Prozent, aber auch rund 34 Basispunkte über der Januar-Auktion (5,40 Prozent). Der Trend zeigt damit weiter nach oben.

    Damit meldet sich die Euro-Krise im Bewusstsein der Anleger wieder zurück. Es war nur eine Frage der Zeit, denn die Probleme in Ländern wie Spanien und Italien wurden mit der Rettung Griechenlands natürlich nicht gelöst. Dies hinterlässt auch Spuren beim Euro. Die Gemeinschaftswährung ist in dieser Woche erstmals seit acht Wochen kurzzeitig wieder unter die Marke von 1,30 US-Dollar gefallen.

    Die Zeichen und Zahlen, die wir jetzt aus Spanien bekommen, zeigen einige Parallelen zu Griechenland auf. Bei  aktuell fast sechs Prozent Zinsen für neue Staatsanleihen fingen Griechenlands Probleme erst richtig an. Der Anstieg der Renditen beschleunigte sich an dieser Marke und kurz darauf mussten Gelder aus dem Rettungsfonds nach Athen fließen, um Schlimmeres zu verhindern. Auch bei Spanien ist es fraglich, ob und wie lang das Land die Leistungsfähigkeit besitzt, diese Zinslast zu stemmen. Im letzten Quartal 2011 ist die spanische Wirtschaft um 0,3 Prozent geschrumpft. Zu Beginn dieser Woche verkündete Wirtschaftsminister Luis de Guindos nun in einem Interview mit der Tageszeitung „El Mundo“: „Das erste Quartal dürfte genauso ausgefallen sein wie das letzte Quartal des vergangenen Jahres.“

    Spanien befindet sich damit wie Griechenland in einer gefährlichen Spirale aus dem Zwang zum Sparen und einer Rezession. Spart es weiter, wird es sehr schwer, die Rezession zu überwinden. Spart es nicht, verfehlt es die gesteckten Haushaltsziele. In beiden Fällen werden das fehlende Vertrauen der Investoren gegenüber spanischen Staatsanleihen und damit die Renditen weiter steigen.

    Hinzu kommt in Spanien ein taumelnder Bankensektor, im Februar konnten 8,16 Prozent des gesamten Kreditvolumens nicht bedient werden. Dieser Wert hat sich im Jahresvergleich mehr als verdoppelt. Vor der Finanzkrise im Jahr 2007 lag er unter einem Prozent. Jetzt fordert das Land direkte Hilfen für seine notleidenden Banken aus dem Euro-Rettungsfonds. Dies allerdings wäre der völlig falsche Weg. In einem solchen Fall wären Länder nicht mehr in hohem Maße gezwungen, zu sparen und im wahrscheinlichen Fall einer Bankenpleite wäre das Geld nicht nur nutzlos ausgegeben, sondern auch weg. Das Problem muss an der Wurzel bekämpft werden, die fundamentalen ökonomischen und fiskalischen Probleme müssen wie in Griechenland auch in Spanien gelöst werden. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass auch Spanien irgendeine Art von Rettung in den nächsten Monaten brauchen wird.

    Auch Italien geht es da nicht sehr viel besser. Gleiche Symptome, gleiche Gefahren. Für das laufende Jahr senkte die Regierung ihre Prognose, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde nun voraussichtlich um 1,2 Prozent statt wie zuvor erwartet, um 0,5 Prozent, schrumpfen. Damit gerät das Land noch tiefer in die Rezession. Für die Haushaltssanierung dringende Sparmaßnahmen werden nun verschoben. Auch dieses wird die Investoren weiter verunsichern.

    Einziger Lichtblick in diesen Tagen, was die Nachrichten aus der Eurozone angeht, war die Veröffentlichung des ZEW-Konjunkturbarometers. Der Index stieg nicht nur für Deutschland das fünfte Mal in Folge auf das höchste Niveau seit dem Sommer 2010. Auch der entsprechende Wert für die Eurozone legte um 2,1 auf 13,1 Punkte zu. Der Euro hat auf diese Zahlen allerdings nur mit einem kurzzeitigen Anstieg reagiert und liegt aktuell wieder leicht unter dem Niveau der Vorwoche.

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    Was bedeutet die aktuelle Situation aber nun für die mittel- bis langfristige Entwicklung des Euro? Bei Griechenland hat man es gesehen: Die Eurozone lässt kein Mitglied fallen, der Wille für eine Rettung ist vorhanden. Allerdings ist die Situation in Spanien eine etwas andere. Hier stellt sich die Frage, ob der Rettungsschirm überhaupt groß genug ist und die Mittel der Europäischen Zentralbank ausreichen, um dieses Volumen zu stemmen oder ob gegebenenfalls eine nochmalige Ausweitung des Rettungsschirms politisch durchsetzbar ist.

    Wahrscheinlicher ist da schon eher eine Wiederaufnahme des Anleihekaufprogramms durch die EZB, um in einem ersten Schritte die Märkte wieder zu beruhigen und die Renditen zu drücken, um ein zweites Griechenland zu verhindern. Aber auch damit ist der Spielraum für einen sich erholenden Euro gegenüber dem US-Dollar wohl begrenzt.

     

     



    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von Torsten Gellert
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