Deutsche Aktien
Die Zeit der Sonnenkönige ist vorbei
Es erstaunt uns immer wieder, welch guten Ruf die Solarbranche außerhalb der „Financial Community" genießt. Solarfirmen gelten als innovativ, zukunftsorientiert, nachhaltig und politisch korrekt. Dementsprechend glitzert und funkelt es auf Deutschlands Dächern und Ackerflächen, natürlich befördert durch irrsinnige Subventionen.
Ein guter Ruf ist allerdings schnell verspielt. Die Vorgänge um die einst als „Vorzeigeunternehmen" gepriesene Solarworld tragen gewiss nicht zur Imagepflege bei. In Börsenkreisen wird heiß diskutiert, ob es geschickt von Firmenchef Frank Asbeck war, einen Schuldenschnitt für Anleihebesitzer anzukündigen und zeitgleich privat für über 5 Mio. Euro ein pompöses Schloss von Thomas Gottschalk zu kaufen. Zumal der Kaufpreis auch noch etwa der Summe entspricht, die „Sonnenkönig" Asbeck 2012 als Dividende zuflossen, obwohl Solarworld fast 300 Mio. Euro Nettoverlust aufgetürmt hatte.
Wenigstens leidet Asbeck wie alle anderen Aktionäre. Mickrige 123 Mio. Euro ist Solarworld noch wert, 97% weniger als zu den Glanzzeiten im Herbst 2007. Kein Einzelfall: Von den fünf Unternehmen, die den TecDAX einst zum „Solar-DAX" machten, brachte nur die von Bosch übernommene ErSol Anlegern Profit. Die anderen vier, seinerzeit zusammen über 16,3 Mrd. Euro wert, bringen es heute auf einen Börsenwert von jämmerlichen 192 Mio. Euro. Eine Kapitalvernichtung ersten Ranges, nur unwesentlich vom Totalverlust entfernt.
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Der Fall Solarworld ist nicht nur deshalb so brisant, weil es sich um einen Branchenprimus handelt, sondern weil Frank Asbeck auch Gründungsmitglied der Grünen ist. Vielleicht diskutieren ja bald nicht nur Kapitalmarktexperten, sondern auch Politiker, ob es wirklich angemessen ist, Prunkschlösser zu kaufen, wenn gleichzeitig Aktionäre, Gläubiger und Arbeitnehmer die hochsubventionierten (Solarpanel-)Scherben zusammenkehren müssen.