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    GBP/USD  1617  0 Kommentare Bank of England muss reagieren – Weitere Pfund-Schwäche vorprogrammiert

    Es war der sehr viel schlechter ausgefallene Einkaufsmanagerindex der britischen Industrie, welcher die Talfahrt des Britischen Pfunds in der vergangenen Woche beschleunigte und das „Cable“, wie das Währungspaar Pfund/Dollar auch genannt wird, erstmals seit über zwei Jahren unter die Marke von 1,50 GBP/USD drückte. Mit 47,9 Punkten fiel das Barometer nicht nur unter die wichtige Schwelle von 50 Punkten, sondern auch rund drei Punkte schlechter als erwartet aus. Mit diesem Februar-Wert bestätigen sich allerdings meine Erwartungen, dass Großbritannien im ersten Quartal in die Rezession zurückfallen wird, sollte im März nicht noch ein Wunder geschehen. Allein der jetzt über Europa hereinbrechende Frühling wird es nicht schaffen, einer zuletzt auch durch Schnee, Eis und Kälte stark beeinträchtigten Wirtschaft schnell wieder Leben einzuhauchen.

     

    Nun könnte man meinen, der für rund 10 Prozent des britischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) verantwortliche Produktionssektor sollte von einer fallenden Währung profitieren. Immerhin hat das Pfund in den vergangenen fünf Jahren rund 20 Prozent an Wert verloren. Die Exporte aus dem Vereinigten Königreich aber stagnierten in dieser Zeit. Das spricht für strukturelle Probleme in diesem Sektor, was mich zu der Vermutung führt, auch das Minus im Pfund seit Jahresbeginn von sechs bzw. acht Prozent gegenüber Euro und Dollar sollte der Branche nicht wirklich geholfen haben. Auch die Ratingagentur Moody’s glaubt nicht an eine schnelle Erholung und hat Großbritannien aufgrund einer Verschuldungsquote von 90 Prozent des BIP und einer Wirtschaft erneut am Rande der Rezession, herabgestuft. Nun liegt es an der britischen Regierung, entweder den von harten Einschnitten begleiteten Weg zur Sanierung des Staatshaushalts zu verlassen, um mögliche Erholungsansätze der Wirtschaft nicht gleich wieder im Keim zu ersticken. Oder aber sie verfolgt weiter konsequent diesen Prozess, um die Verschuldung abzubauen, immer verbunden mit der Gefahr, dass steigende Steuereinnahmen und sinkende Staatsausgaben eine Rückkehr zu Wachstum in den nächsten Quartalen verhindern.

    Großbritannien befindet sich mit diesem Dilemma allerdings, wie wir wissen, in allerbester Gesellschaft mit vielen seiner europäischen Nachbarn. Allerdings könnte man bei näherem Hinschauen auch zu der Einschätzung gelangen, dass zwar die Probleme zum Beispiel in Spanien und Italien weitaus größer sind, sie aber auch mit mehr Engagement angegangen werden. Ihren Anteil hat daran nicht zuletzt die Eurozone als Gemeinschaft, die, und das muss ich bei allen Zweifeln anerkennen, den notwendigen Druck auf ihre Mitglieder ausübt, ihre Strukturprobleme zu lösen. Eine entscheidende Rolle kommt dabei auch der Europäischen Zentralbank zu, die mit ihrer Politik seit dem Sommer vergangenen Jahres gerade diesen Ländern einerseits durch gesunkene Finanzierungskosten wieder Luft zum Atmen verschafft hat, andererseits aber auch immer wieder deutlich macht, ohne die notwendigen Spar- und vor allem Reformmaßnahmen kann diese Luft schnell wieder sehr dünn werden. Da die Briten aber am liebsten ganz ohne Europa auskommen würden, fehlt ohne Gemeinschaft auch immer ein Stück Möglichkeit zur Disziplinierung.

    Und die Bank of England (BoE) als zuständige Notenbank wird in den nächsten Monaten wohl weniger disziplinieren, sondern eher unterstützen müssen. Bisher hielten sich die Erfolge vor allem im von der BoE favorisierten „Funding for Lending“-Programm in Grenzen. Nach neuesten Zahlen ist das Geld nicht wirklich in der Wirtschaft angekommen. Seit Start dieses Programmes im Sommer 2012 haben sich die Banken zwar rund 14 Milliarden Pfund (rund 16 Milliarden Euro) für niedrige Zinsen bei der BoE geliehen, gleichzeitig aber ihre Kreditvergaben um 1,5 Milliarden Pfund reduziert. Unter den Finanzmarktanalysten hat sich das Konzept schon den neuen Namen „Funding for not lending“ eingehandelt. Ich gehe davon aus, dass die BoE sich schon auf ihrer morgigen Sitzung zu weiteren geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen bekennt und rechne mit einer Aufstockung des laufenden Wertpapierkaufprogramms um 25 Milliarden Pfund. Schon auf der Sitzung im Februar stimmten drei der neun Mitglieder im geldpolitischen Rat für einen solchen Schritt, unter ihnen interessanterweise auch der Chef Mervyn King selbst. Die Notenbank wird sich außerdem nicht ganz der Möglichkeit verschließen, den Leitzins von aktuell 0,5 Prozent weiter zu senken. Auch wenn das morgen noch nicht passieren wird, im Verlaufe des Jahres rechne ich mit einer ähnlichen Politik wie der US-Notenbank Fed, die Geld zwischen 0 und 0,25 Prozent verleiht und Monat für Monat Anleihen im Wert von 85 Milliarden US-Dollar aufkauft.

    Weil aber gerade die Fed nicht zuletzt aufgrund einer wieder anziehenden US-Wirtschaft die Zügel in den nächsten Monaten wieder etwas anziehen wird, spricht das für den US-Dollar und gegen das Britische Pfund. Der Verlierer des Jahresbeginns sollte auch der Verlierer für 2013 bleiben. Nach dem Unterschreiten der von mir im Sommer prognostizierten 1,5250 GBP/USD, dem dreifachen Tief der vergangenen 18 Monate, bleibe ich weiter bei meiner negativen Einschätzung und erwarte auf Sicht von zwölf Monaten Kurse von 1,42 GBP/USD. Da notierte das Pfund zuletzt Ende Mai 2010.

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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
    GBP/USD Bank of England muss reagieren – Weitere Pfund-Schwäche vorprogrammiert Es war der sehr viel schlechter ausgefallene Einkaufsmanagerindex der britischen Industrie, welcher die Talfahrt des Britischen Pfunds in der vergangenen Woche beschleunigte und das „Cable“, wie das Währungspaar Pfund/Dollar auch genannt wird, erstmals seit über zwei Jahren unter die Marke von 1,50 GBP/USD drückte. Mit 47,9 Punkten fiel das Barometer nicht nur unter die wichtige Schwelle von 50 Punkten, sondern auch rund drei Punkte schlechter als erwartet aus. Mit diesem Februar-Wert bestätigen sich allerdings meine Erwartungen, dass Großbritannien im ersten Quartal in die Rezession zurückfallen wird, sollte im März nicht noch ein Wunder geschehen. Allein der jetzt über Europa hereinbrechende Frühling wird es nicht schaffen, einer zuletzt auch durch Schnee, Eis und Kälte stark beeinträchtigten Wirtschaft schnell wieder Leben einzuhauchen.

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