Smart Investor Weekly SIW 9/2013
Ein Hoch ist ein Hoch ist ein Hoch
Allzeithochs sind Pflicht, nicht Kür
Gestern erreichte der Dow-Jones-Industrial-Index (DJIA) mit 14.253,77 Punkten den höchsten Stand aller Zeiten und überflügelte damit den bisherigen Rekordschlussstand von 14.164,53 Punkten
(9.10.2007). Ein historischer Tag – einer von vielen. Denn derartige Allzeithochs sind für Aktienindizes – im Gegensatz zu Einzelaktien (s.u.) – durchaus Teil der Normalität. Dass es diesmal mehr
als fünf Jahre dauerte, ist der damaligen Übertreibungsphase geschuldet, die in der Folge bekanntlich auch ebenso rasch wie schmerzhaft korrigiert wurde. Derartige Hochs sind ansonsten Ausdruck
eines intakten Trends, worunter Spötter gelegentlich auch nur den intakten Trend der schleichenden Entwertung der Maßeinheit „Punkte“ (=US-Dollar) verstehen. Zumindest diese Entwertung ist dank
der Anstrengungen der Notenbanken – hier der US-amerikanischen Fed – über die Jahrzehnte sichergestellt. Unterstützt werden derartige Rekorde durch den regelmäßigen Austausch der
Indexkomponenten. Lahmt ein Pferd (Unternehmen) der Herde (Index), dann wird es gegen ein frisches ausgetauscht, was den Index für die Rekordhatz wieder fit macht. Für die Aufnahme in den
Dow Jones gibt es – anders als beim DAX – weder feste Kriterien noch feste Überprüfungszeitpunkte. Stattdessen entscheidet eine unabhängige Kommission nach
unabhängigem Gutdünken. Zielvorstellung ist, dass der Index die 30 wichtigsten und marktführenden Unternehmen enthält. Was aber ist Marktführerschaft anderes als ein Zeichen für Erfolg?! Neben
dem Inflationseffekt enthält der DJIA also eine weitere „verzerrende“ Komponente, eine Positivauswahl unter den Unternehmen. Überraschend wäre es vor diesem Hintergrund, wenn der Index nicht
immer wieder einmal Allzeithochs erreichen würde. Eine beliebige einzelne Aktie, tut sich da ungleich schwerer – besonders, wenn die Betrachtung nicht über ein paar Monate oder Jahre, sondern
über Jahrzehnte erfolgt. Selbst die erfolgreichsten Unternehmen haben nämlich einen Lebenszyklus. Wären etwa die im Vorläufer des DJIA dominant vertretenen Eisenbahngesellschaften noch immer im
Index enthalten, wäre das aktuelle Allzeithoch in weiter Ferne. Auch Branchen- bzw. Sektorindizes können mit umfassenden „Best of“-Indizes wie dem DJIA in Langfristbetrachtungen regelmäßig nicht
mithalten. Beim Tausch der Pferde gibt es dort nämlich die Restriktion, dass auch die neuen Kandidaten aus demselben Stall (Branche, Sektor) kommen müssen. Manch ein Stall, der einst en vogue
war, existiert heute nicht mehr (Eisenbahnlinien), oder ist noch immer weit vom Hype vergangener Tage entfernt (NASDAQ).