Aktien Europa
Nur Russland, Ungarn und Israel weisen niedrigere KGVs auf
Während der DAX von einem Jahreshoch zum nächsten klettert wird leicht vergessen, dass die Aktien im Rest von Europa weiterhin sehr günstig bewertet sind. Die Volatilität an den Märkten in Europa wird aber weiterhin hoch bleiben. So waren vor allem die Parlamentswahlen in Italien kein gutes Omen. Dennoch hat sich die Situation gegenüber dem letzten Jahr verbessert, als die Eurozone auseinanderzubrechen drohte. Wir sehen derzeit sogar positive Entwicklungen: So ist, wie gesagt, der europäische Aktienmarkt weiterhin sehr billig. Zweitens ist das systemische Risiko in der Eurozone zurückgegangen. Und drittens weisen einige Branchen noch immer Bewertungen auf, die das Zyklustief widerspiegeln.
Die verstärkte Präsenz der EZB und die Zustimmung Deutschlands zur eingeschlagenen Politik der Notenbank erscheinen uns weitreichender als die Lethargie der italienischen Wähler. Der Renditerückgang bei italienischen und spanischen Staatsanleihen und die Verengung der Spreads zwischen den einzelnen europäischen Ländern werden sicherlich vorrübergehend zum Stillstand kommen, aber es erscheint sehr unwahrscheinlich, dass wir noch einmal die Höchststände wie im Sommer 2012 erreichen werden.
Für unsere Einschätzung, dass der europäische Aktienmarkt weiterhin sehr günstig bewertet ist, gibt es gute Gründe: Alle Arten von Indikatoren, vom Kurs-Gewinn-Verhältnis bis hin zum Kurs-Buchwert-Verhältnis und zur Dividendenrendite zeigen, dass sich die Aktienmärkte zurzeit am unteren Ende ihrer historischen Bewertungsspanne bewegen. Nur Länder wie Russland, Ungarn oder Israel weisen noch niedrigere Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf, was darauf schließen lässt, dass in Europa bereits sehr hohe Risiken eingepreist sind. Noch ausgeprägter ist der Bewertungsabschlag in Italien, wo es entsprechend viele attraktive Anlagemöglichkeiten gibt.
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Einige Branchen weisen noch immer Margen und Bewertungen aufweisen, die das Zyklustief widerspiegeln, was aber dadurch auch das Abwärtsrisiko begrenzt. Bei Investments in Banken, Zementhersteller oder Zeitarbeitsfirmen kann man abwarten, bis sich die Wirtschaftsaussichten wieder aufhellen. Voraussetzung ist aber, es handelt sich dabei um Unternehmen mit soliden Bilanzen. Als Beispiele seien hier die Banken BNP Paribas und IntesaSanPaolo, der italienische Zementhersteller Buzzi Unicem, sowie die Zeitarbeitsfirma Randstad genannt. Darüber hinaus sehen wir hohes Potential bei Unternehmen, die in den Bereichen seismologischer Untersuchungen (Beispiel: CGGVeritas) oder elektrischer Transformatoren, wie etwa ABB, tätig sind. Hier werden sich die Gewinnmargen der Unternehmen auch ohne großes Volumenwachstum verbessern, da sich die Wettbewerbssituation in diesen Bereichen verbessert hat.