Versorger-Aktien
Turnaround bei E.ON, RWE & Co. in Sicht
Schaut man auf die Börsenentwicklung der letzten 12 Monate, so gehören die Versorger RWE und E.ON zu den großen Verlierern im DAX. 20 Prozent und mehr haben sie in diesem Zeitraum an Wert verloren – die Folgen der Energiewende lassen grüßen. Wie sieht aber die Zukunft für E.ON, RWE, EnBW & Co. aus? Wir meinen: Vor den gebeutelten Aktionären dieser Versorger-Dickschiffe liegt ein holpriger, aber auch durchaus lukrativer Weg, der das bisherige Geschäftsmodell grundlegend verändern wird.
Dass bezahlbare Energie eine Herausforderung für die Energiewende werden würde, ist mittlerweile eine Binsenweisheit. Von den 20,4 Mrd. Euro Kosten des EEG 2013 tragen die privaten Haushalte den größten Teil mit 7,2 Mrd. Euro. Das ärgert die Bürger und stellt die großen Versorger vor riesige Herausforderungen. Die Preise für CO2-Zertifikate sind durch das Überangebot am Boden. Davon profitieren die Betreiber von Kohlekraftwerken wie RWE, während E.ON mit seinen modernen Gaskraftwerken und Verbund mit regenerativen Energien eher von höheren CO2-Preisen Vorteile haben. Mit dem Merkel-Beschluss des Ausstieges aus der Kernenergie wurde darüber hinaus eine ganze Branche dazu gezwungen, Neuinvestitionen nur noch sehr selektiv zu tätigen.
Von der Bewertung her sind die Versorger auf das Niveau von 2003 zurückgefallen. Dazu wurde, wie oft in einem regulierten Markt zumeist passiert, zu wenig investiert und die strukturelle Bedrohung durch kleine regionale Versorger unterschätzt. Was kann an negativen Nachrichten also noch kommen? Sogar der von uns sonst so geliebte Business Owner hat bei ENBW inzwischen als Ministerpräsident von Baden- Württemberg einen negativen Einfluss.
Für die Versorger sprechen die durch den Buchwert und die Kursrückgänge gegebene Sicherheitsmarge und die temporär hohe Dividendenrendite – solange es sie denn nachhaltig ist. Auch das negative Sentiment ist für antizyklische Value Investoren wie wir es sind, eher ein Kaufargument. Es gibt zwar (noch) keine Management Excellence, aber rigorose Sparprogramme und der Verkauf von überflüssigen Beteiligungen sind ein erster Schritt dahin. Einen wirklichen Wettbewerbsvorteil können Versorger in einem regulierten Markt nicht haben, höchstens auf Grund ihrer Größe und damit ihrer politischen Bedeutung. Denn ohne die vier großen Energieversorger wird es bei uns dunkel, womit sie derzeit noch „too big to fail“ sind. Sind sie deshalb systemrelevant? Ja, denn für eine zuverlässige Energieversorgung ist Deutschland noch auf Jahre hin auf die Energieriesen angewiesen. Ohne sie geht es nicht. Vieles spricht also dafür, dass E.ON & Co auch in Zukunft eine große Bedeutung bei der Energieversorgung haben werden.