Hüfners Wochenkommentar
"Deutschland im Risk-off-Modus" - Seite 2
Konkret: Die Unternehmen führen ihre Verschuldung zurück (siehe Grafik). Sie senken die Kosten. Statt stärker in neue Gebiete zu investieren, häufen sie Cash-Reserven an. Ihre Ausgaben für Maschinen und Ausrüstungen sind heute real nicht größer als vor drei Jahren.
Kredite und Wertpapiere der Unternehmen in Deutschland, ohne Banken
Quelle: Bundesbank
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Ganz ähnlich die Verbraucher. An sich könnten sie bei den niedrigen Zinsen mehr Kredite aufnehmen und mehr verbrauchen. Sie bleiben aber vorsichtig. Der private Verbrauch war freilich noch nie
der große Wachstumsmotor in Deutschland.
Die Banken tragen nicht dazu bei, die Kunden zu mehr Expansion zu ermutigen. Sie sind selbst vorsichtiger. Sie müssen erst einmal das Kapital aufstocken. Amerikanische Häuser waren dabei
schneller und haben das schon hinter sich. Die Deutsche Bank sagt erst jetzt (nach der jüngsten Kapitalerhöhung), dass sie nun wieder Gas geben wolle.
Auch der Staat ist im Risk-off-Modus. Die öffentlichen Defizite wurden zwar zurückgeführt (was wichtig war). Der Reformelan ist aber verloren gegangen. In Sachen Regulierungsdichte auf den
Arbeits- und Produktmärkten befindet sich Deutschland nach einer Übersicht von Morgan Stanley auf gleicher Ebene wie Italien und Spanien, aber schlechter als Österreich, die Niederlande oder
Schweden. Die Investitionen in die öffentliche Infrastruktur sind heute niedriger als vor zehn Jahren. Die Erfahrungen mit der Energiewende tragen nicht zur Investitionssicherheit bei.
Von der Weltwirtschaft gehen weniger Impulse aus. Das liegt teilweise am geringeren Wachstum in großen Abnehmerländern. China expandiert nicht mehr mit zweistelligen Raten. In diesem Jahr wird
das reale Bruttoinlandsprodukt vermutlich nur noch um 7 Prozent bis 7,5 Prozent zunehmen. Das wirkt sich auf andere Schwellenländer aus. Einzig in den USA sieht es so aus, als habe das Land die
Krise hinter sich gelassen und beim Wachstum einen Gang hochgeschaltet. Hinzu kommt, dass deutsche Unternehmen auch bei der internationalen Expansion vorsichtiger geworden sind. Die
Globalisierung nimmt nicht mehr zu, sondern ab. Das betrifft freilich weniger den Absatz als die Produktion. Last but not least wirken sich die Konsolidierungsmaßnahmen in Euroland negativ auf
das deutsche Wachstum aus.