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     2356  0 Kommentare Einfach nur Gewinnmitnahmen – Die Suche nach den Gründen lohnt nicht

    Bei dieser Rede des US-Notenbank-Präsidenten Ben Bernanke vor dem Kongress war mal wieder für jeden etwas dabei: „Die Geldpolitik bleibt so lange wie nötig expansiv...“, dann aber „...das Tempo der Anleihekäufe kann durchaus auch zügig verringert werden...“, „Die US-Wirtschaft befindet sich auf einem moderatem Wachstumskurs...“, aber auch „...die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist weiterhin kritisch“. Alles durchaus richtig, aber auch nichtssagend zugleich. Mit einem Satz bringt der wortgewandte Notenbanker allerdings seine ganze Rede auf den Punkt: „Ein voreiliges Ende oder eine Straffung der Geldpolitik könnte die wirtschaftliche Erholung abwürgen.“ Anzumerken an dieser Stelle sei dazu noch, auch die sich zwischenzeitlich gebildete Blase an den Aktienmärkten weltweit würde dann mit einem Mal zerplatzen, die Folgen für die globale wirtschaftliche Lage wären fatal.

     

    Weder Chinas Daten noch Bernankes Worte haben die Welt verändert

    Dagegen ist das, was wir heute Morgen in Tokio mit einem zwischenzeitlichen Minus von zehn Prozent, tiefroten Handelseröffnungen in Europa und einem wahrscheinlich zweiten Tag mit Kursverlusten in den USA in Folge sehen, nur ein Sturm im Wasserglas oder auch einfach nur Gewinnmitnahmen auf den Märkten, wo die größten Gewinne angefallen sind. Immerhin hat sich der Nikkei im letzten halben Jahr fast verdoppelt, der DAX konnte in nur einem Monat fast 1.000 Punkte zulegen und auch die amerikanischen Börsen legten in den vergangenen Monaten eine unglaubliche Gewinnserie hin. Nicht zu vergessen der Japanische Yen, der in einem Zug von unter 80 Yen für einen US-Dollar auf in der Spitze knapp 104 zu bezahlenden Yen für einen Greenback gefallen ist. Die japanische Währung ist ein gutes Beispiel für die allein die Nachrichtenlage betrachtend unlogische Reaktion der Finanzmärkte. Ginge man tatsächlich davon aus, dass die US-Notenbank schon im Juni die Zügel ihrer Geldpolitik wieder anzieht, müsste dies doch eher zu weiter steigenden Kursen der US-Währung gegenüber der Währung eines Landes führen, wo gerade die Schleusen erst so richtig geöffnet wurden. Aber nein, der bislang größte Verlierer am Devisenmarkt gehört heute zu den größten Gewinnern und setzt zu einer völlig normalen Korrektur innerhalb seines Abwärtstrends an.

    Und da war ja auch noch der wie es immer so schön heißt viel beachtete Einkaufsmanagerindex der chinesischen Industrie, der den erwarteten Wert von 50,4 Punkten um 0,8 Zähler verfehlt hat. Zugegeben, er liegt das erste Mal nach sieben Monaten wieder unter der Marke von 50 Punkten, die Expansion der Wirtschaft andeutet. Aber mal ganz ehrlich, jetzt von einer Trendumkehr zu sprechen und die Lage der Weltwirtschaft nach nur dieser einen Zahl völlig anders zu beurteilen als noch 24 Stunden zuvor, wäre auch etwas verfehlt. Immerhin deutet diese Zahl nur auf eine leichte Abkühlung des Wachstums und nicht auf ein Schrumpfen der Wirtschaft hin. Dagegen deuten die fallenden Rohstoffpreise in den vergangenen Wochen schon lange auf eine sich vor allem in China nicht so entwickelnde Nachfrage wie erhofft hin. Heute dann die Reaktion des Ölpreises mit einem weiteren Minus von einem guten Prozent am chinesischen Einkaufsmanagerindex fest zu machen, zeigt, wie sehr die Medien nach den passenden Nachrichten zu den Kursen suchen und am Ende auch glauben fündig geworden zu sein.

    Die Korrektur wird für viele schneller vorbei sein als erhofft

    Das was im Moment die Kurse rund um den Globus bewegt, seien es Rohstoffpreise, Devisenkurse und vor allem die Aktienmärkte, ist die Politik der Notenbanken. Schon lange haben sich die Finanzmärkte von den realwirtschaftlichen Faktoren abgekoppelt und hängen fast ausschließlich am Tropf der Geldpolitik. Von daher ist es schon entscheidend, darauf zu hören, wann die US-Notenbank tatsächlich den Geldhahn zuzudrehen beabsichtigt. Aber sowohl nach der gestrigen Rede Bernankes als auch nach dem im Anschluss veröffentlichten Notenbankprotokoll davon auszugehen, schon auf einem ihrer nächsten Treffen würde der Offenmarktausschuss einen Kurswechsel einläuten, ist nicht angebracht. Die Notenbank ist genauso wenig schuld wie auch der Einkaufsmanagerindex aus China daran, dass die Aktienmärkte mal eine Pause einlegen. Seit Tagen nimmt der Anteil derjenigen zu, die an weiter steigende Kurse glauben. Nicht weil sie etwa als neutraler Beobachter an der Seitenlinie stehen und auf einen günstigeren Einstieg warten. Nein, diejenigen sind alle investiert und warten auf genau die anderen (Noch-)Stillhalter, damit sie die Kurse weiter nach oben treiben. Die sehen jetzt ihre Chance gekommen, wo die Kurse etwas zurückkommen. Deshalb wird es jetzt auch nicht zu einer Trendumkehr an den Aktienmärkten kommen. Im Gegenteil, die Korrektur wird nicht sehr lange dauern, für viele wird die Rally sehr viel schneller wieder weitergehen als gewünscht. Aber das ist genau der Stoff, aus dem lange anhaltende Phasen steigender Kurse gemacht werden. Natürlich nur neben weiter geöffneten Geldschleusen der Notenbanken. Und wenn Chinas Wachstumsabkühlung genau für eines gut ist, dann dafür, dass Bernanke auch in seinen nächsten Reden für jeden Geschmack die richtigen Worte finden wird.

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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
    Einfach nur Gewinnmitnahmen – Die Suche nach den Gründen lohnt nicht Bei dieser Rede des US-Notenbank-Präsidenten Ben Bernanke vor dem Kongress war mal wieder für jeden etwas dabei: „Die Geldpolitik bleibt so lange wie nötig expansiv...“, dann aber „...das Tempo der Anleihekäufe kann durchaus auch zügig verringert werden...“, „Die US-Wirtschaft befindet sich auf einem moderatem Wachstumskurs...“, aber auch „...die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist weiterhin kritisch“. Alles durchaus richtig, aber auch nichtssagend zugleich. Mit einem Satz bringt der wortgewandte Notenbanker allerdings seine ganze Rede auf den Punkt: „Ein voreiliges Ende oder eine Straffung der Geldpolitik könnte die wirtschaftliche Erholung abwürgen.“ Anzumerken an dieser Stelle sei dazu noch, auch die sich zwischenzeitlich gebildete Blase an den Aktienmärkten weltweit würde dann mit einem Mal zerplatzen, die Folgen für die globale wirtschaftliche Lage wären fatal.

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