Rohstoffe
Vertrauen in Gold ist weg
5. Juni 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Edelmetallanleger schnupperten zwar vergangene Woche etwas Frühlingsluft, als der Goldpreis über die Marke von 1.400 US-Dollar kletterte, groß weiter
nach oben ging es allerdings nicht. Eine Feinunze Gold wird aktuell wieder knapp unter 1.400 US-Dollar gehandelt – weit unterhalb des Jahreshochs bei fast 1.700
US-Dollar.
Gold-Verbriefungen werden ohnehin weiterhin abgestoßen. „Der Trend ist klar: Gold-ETCs werden verkauft, und das en masse“, erklärt etwa Jörg Sengfelder von Flow Traders. Wie Statistiken von ETF
Securities zeigen, sind die weltweiten Anlagen in Goldverbriefungen wieder auf das Niveau vom Frühling 2011 gefallen. „Edelmetallinvestoren bleiben verunsichert“, meint ETF Securities-Experte
Bernhard Wenger. „Gold-ETCs verzeichneten unverändert Mittelabflüsse, obwohl sich eine restriktivere Geldpolitik der Federal Reserve nicht abzeichnet und die physische Nachfrage nach Gold
weiterhin hoch ist.“
Betroffen vom Ausverkauf sind ETF Securities zufolge vor allem der SPDR Gold Trust, der ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) und der Gold Bullion Securities (WKN A0LP78). An der Börse Frankfurt
konzentrieren sich Anleger auf Xetra Gold (WKN A0S9GB), den db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G) und den db Physical Gold (WKN A1E0HR). Auch Silber-ETCs flogen aus den Portfolien (WKN
A0N62F).
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Das Interesse an den zuletzt noch sehr beliebten Edelmetallbarren und -münzen lässt ebenfalls nach. „Wir sind inzwischen wieder auf einem normal stetigen Nachfrageniveau angekommen“, berichtet
Sonia Hellwig von der Heraeus Metallhandelsgesellschaft. Der etwas höhere Goldpreis habe auch die Kauflust in China und Indien gebremst. „Verschärft wird die Lage in Indien durch den Wert der
Rupie, die in den letzten Tagen auf den tiefsten Stand in elf Monaten fiel und somit Gold in der lokalen Währung zusätzlich verteuerte.“
Nach Ansicht von Carsten Fritsch von der Commerzbank müssen sich die weltweiten ETF-Bestände unter Umständen nochmals um 200 bis 300 Tonnen verringern, bis der Großteil der kurzfristig
orientierten ETF-Anleger aus dem Markt ausgeschieden sei. „Danach dürften die Ampeln für einen nachhaltigen Goldpreisanstieg allerdings auf grün stehen.“ Denn die physische Nachfrage bleibe
robust, und das fundamentale Umfeld für Gold sei dank der ultralockeren Geldpolitik, der niedrigen Realzinsen und der Goldkäufe durch Zentralbanken der Schwellenländer unverändert positiv. „Wir
rechnen daher weiterhin mit einem steigenden Goldpreis im Laufe der zweiten Jahreshälfte.“