Fonds-Check
Reconcept "RE 03 – Windenergie Finnland"
In Finnland ist die Chance größer, einem Elch oder einem Bären zu begegnen als ein Windrad zu sehen. Obwohl der Wind im Land der 188.000 Seen vergleichsweise heftig
bläst, sind aktuell Anlagen mit gerade einmal knapp 290 Megawatt Leistung installiert. Zum Vergleich: In Deutschland produzieren Windkraftanlagen mehr als 31.000 Megawatt. Nachholpotenzial ist also
zweifellos vorhanden. Davon sollen die Anleger des Fondsinitiators Reconcept mit dem Angebot „RE 03 – Windenergie Finnland“ profitieren. Ein Modell mit vielen Variablen.
Objekte: Der Fonds ist als Blind-Pool konzipiert. Zwar hat sich der Initiator für ein Projekt Exklusivität einräumen lassen, doch ob der Fonds letztlich genau diese Windanlage
finanziert, ist ungewiss. Anleger verlassen sich daher auf die Expertise und das Netzwerk der Reconcept-Manager. Geht die Prognose auf, beteiligen sich Anleger ab 10.000 Euro plus drei Prozent Agio
an insgesamt vier Windrädern in der Regionen Kaanaa. Nur für den Fall, dass jemand nicht weiß, wo das ist: Der Standort befindet sich im Süden des Landes, in den Ausläufern der finnischen
Seenplatte. Die Gesamtleistung des Windparks summiert sich auf 12,8 Megawatt.
Windstärke: Der geplante Standort weist im Windatlas des finnischen Ministeriums für Arbeit und Wirtschaft in 100 Meter Höhe eine durchschnittliche Windstärke von 6,5 bis sieben
Meter aus. Das entspricht Windstärke vier, der mäßigen Brise. Technisch sind typische Windräder in der Lage, bei Windgeschwindigkeiten zwischen 2,5 Meter und 25 Meter in der Stunde Strom zu
produzieren – das ist dann schon ein schwerer Sturm.
Markt: Alternative Energien belegen im Energiemix Finnlands Position zwei mit 31 Prozent hinter Gas und Öl mit 34 Prozent, wobei die
Holzverbrennung den Löwenanteil stellt. Bis zum Jahr 2020 sollen Erneuerbare Energien auf 38 Prozent kommen. Dabei wird Wind aber immer noch kein großes Rad drehen, sich jedoch mit kalkulierten
2.500 Megawatt Leistung immerhin fast verzehnfachen. Das gesamte Windpotenzial in Finnland wird auf 8.900 Megawatt geschätzt.
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Vergütungssystem: Auch in dem skandinavischen Land rechnet sich die Investition in Windanlagen derzeit nur mit subventionierten Vergütungen. Das regelt, ähnlich wie in Deutschland,
ein spezielles Neue-Energien-Gesetz. Die staatlich reglementierte Vergütung läuft zwölf Jahre lang. Bis Ende 2015 gibt es einen „Early Bird Bonus“ und damit 10,63 Cent pro Kilowattstunde.
Anschließend garantiert der finnische Staat einen Einspeisetarif von 8,35 Cent. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es für Windanlagen, die 2013 installiert werden, fünf Jahre lang 8,8 Cent pro
Kilowattstunde. Anschließend sinkt die Grundvergütung auf 4,8 Cent.
Kalkulation: Der Fonds geht in seinem Investitions- plan davon aus, dass die Herstellung des Windparks in Kaanaa inklusive Nebenkosten gut 19 Millionen Euro kostet. Das entspricht
rund 85 Prozent der Gesamtinvestition. Anleger beteiligen sich daran mit insgesamt 11,1 Millionen Euro einschließlich drei Prozent Agio. Ungefähr die gleiche Summe will der Fonds bei der
Kreditanstalt für Wiederaufbau auf- nehmen und rechnet bei einer Laufzeit von zwölf Jahren mit 3,8 Prozent Zinsen. Das Darlehen wird, wie bei solchen KfW-Darlehen üblich, innerhalb der Laufzeit
komplett getilgt. Fondszeichnern sollen bei dieser Kalkulation Ausschüttungen von 7,5 Prozent bleiben, die auf 8,5 Prozent steigen.
Exit: Reconcept wirbt mit einer relativ kurzen Lauf- zeit von siebeneinhalb Jahren. Damit der Plan aufgeht, muss ein Käufer gut 16,3 Millionen Euro für die Windräder zahlen, wobei
der produzierte Strom dann nur noch wenig länger als vier Jahre lang staatlich subventioniert vergütet wird. Für die Fondszeichner würde dieses Szenario einen Gesamtrückfluss von 161 Prozent
bedeuten, nach Abzug des Einsatzes inklusive Agio also ein Vorsteuergewinn von rund 58 Prozent. Läuft es besser als geplant, kassiert der Initiator 20 Prozent der Überschüsse.
Nebenkosten: Die Vergütungen machen knapp 27 Prozent des Eigenkapitals inklusive Agio aus. Das ist nicht gerade wenig.
Steuern: Bei den laufenden Ausschüttungen hält der finnische Fiskus die Hand auf. Er beansprucht 24,5 Prozent der Erträge. Den Verkaufserlös müssen die Anleger dagegen in
Deutschland mit ihrem individuellen Satz versteuern. Beispielhaft rechnet der Anbieter mit dem Höchstsatz ohne Kirchensteuer. Für die Investoren bedeutet das ein Plus von 34,5 Prozent nach Steuern.
KAGB: Reconcept startete den Fonds wenige Tage vor der Umsetzung der AIFM-Regeln zum 22. Juli 2013. Ein Übergangsmodell kann der Fonds nicht sein, denn als Blind-Pool wird er die
Investitionen nicht mehr rechtzeitig tätigen - was eine Voraussetzung wäre. Nach Ansicht des Initiators entspricht das Angebot dennoch den kommenden Vorschriften. Er kündigt im Prospekt an, einen
Antrag auf Erteilung einer Kapitalanlagegesellschaft zu stellen. Verwahrstelle wird die Caceis Bank sein.
Anbieter: Reconcept legt seit 2009 Fonds mit Neuen Energien auf. Geschäftsführer Volker Friedrichsen war zuvor in leitender Position beim Turbinenhersteller Vestas.
Fazit: Zahlt ein Investor nach siebeneinhalb Jahren 86,6 Prozent für Windkraftanlagen, die dann nur noch gut vier Jahre lang eine staatlich geregelte, höhere Einspeisevergütung für
den produzierten Strom bekommen? Diese Frage müssen Anleger für sich beantworten. Auf Grundlage des aktuellen Marktpreises kann sich die Investition nicht rechnen. An der Energiebörse Nord Pool
Spot kostet Strom derzeit rund 3,5 Cent bis vier Cent pro Kilowattstunde. Allerdings dürften die Energiepreise auch in Skandinavien weiter steigen. Unabhängig davon akzeptieren Investoren weitere
Variablen. Selbst der Standort steht noch nicht endgültig fest.