Deutsche Aktien
Börsenneulinge vor dem Aufstieg
Passiert in den kommenden Wochen nichts Weltbewegendes mehr, dürften die vier deutschen Hauptindizes ab September nicht nur die üblichen Neuzugänge, sondern gewissermaßen „Neu-Neuzugänge" begrüßen. Denn mit Evonik und RTL für den MDAX, Osram Licht für den TecDAX sowie Deutsche Annington und KION für den SDAX haben gleich fünf Unternehmen realistische Aufstiegschancen, die vor wenigen Monaten noch gar nicht an der Börse gelistet waren. Das ist ungewöhnlich, zumal die Anzahl der Börsengänge in diesem Jahr wieder einmal beklagenswert niedrig war und mit LEG Immobilien ein weiterer Börsenneuling den schnellen Sprung in den MDAX bereits geschafft hat.
In den MDAX sind seit 1996 nur wenige Unternehmen kurz nach ihrem Listing aufgerückt. Fünf von sechs Unternehmen brauchten dazu länger als ein paar Monate. Im erst seit 2003 existierenden TecDAX gelang der schnelle Sprung noch weniger Firmen, obwohl die Fluktuation traditionell höher ist. Die anschließende Kursentwicklung überzeugte selten. Mit Conergy und Q-Cells waren sogar zwei Quasi-Totalverluste dabei.
Das erinnert an Infineon. Die Aktie kam fast auf den Tag genau zum Gipfelpunkt der Internetmanie an die Börse, rückte wenige Monate später in den DAX auf, verlor in den neun Jahren danach aber 99% an Wert. Besser lief es anfänglich bei der Deutschen Telekom, dem einzigen Titel, der direkt zum Börsengang in den DAX aufstieg. Die Kurstalfahrt ab dem Jahr 2000 ist aber ebenfalls legendär.
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Mit Blick auf diese Negativbeispiele bleibt abzuwarten, ob die Börsenneulinge und deren Aktionäre einen Indexaufstieg wirklich herbeisehnen sollten. Aufstieg heißt eben nicht zwangsläufig Anstieg. Wir bleiben dabei: Ob ein Börsenneuling in einem Auswahlindex notiert oder nicht, ist nebensächlich. Von der Indexzugehörigkeit allein sollten Sie nie auf die Qualität einer Aktie schließen!