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    Finanzmärkte  1268  0 Kommentare Investoren zufrieden über Wahlausgang – Ein gewisses Restrisiko bleibt!

    „Beide Stimmen für die CDU!“ – wenn sich die triumphierende Siegerin des gestrigen Wahlabends über eines in den nächsten vier Jahren ärgern wird, dann wohl auch über die Strategie, ihrem nun verloren gegangenen Koalitionspartner auf den letzten Metern jegliche Unterstützung verweigert zu haben. Verdient hatte er es zwar auch nicht wirklich, aber taktisch klüger wäre es womöglich gewesen. Denn die nächsten Tage und Wochen werden für Angela Merkel, die sich nun einen neuen Partner suchen muss, nicht gerade einfacher. Immerhin muss sie auf eine SPD zugehen, die das Faustpfand einer rechnerisch möglichen Rot-Rot-Grünen Lösung nicht so ohne weiteres aus der Hand geben wird. Wenn auch nicht offen diskutiert, so reicht die theoretische Möglichkeit allemal, um einen gewissen Druck in den Koalitionsverhandlungen aufzubauen, wenn es um die Kernforderungen der Sozialdemokraten nach einem Mindestlohn, höheren Steuern für Vielverdiener, einer stärkeren Regulierung der Banken, aber auch um europapolitische Fragen geht.

     

    Schreckensszenario für den DAX bleibt Rot-Rot-Grün

    Um an der Börse nach diesem Wahlausgang in Partystimmung auszubrechen, dafür gibt es wahrlich keinen Grund. Die Unsicherheit über eine mögliche Regierungsbildung könnte in den nächsten Wochen wie ein Damoklesschwert über dem Deutschen Aktienmarkt hängen. Zwar braucht es beim DAX nur noch gute 300 Punkte bis zu meinem für noch in diesem Jahr anvisiertes Ziel von 9.000 Punkten. Der Weg dahin wäre mit einer FDP und einer Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition sicherlich einfacher geworden. Das Schreckensszenario für den DAX und damit eher 8.000 Punkte und weniger zum Jahresende würde dann eintreten, sollten sich die Anzeichen dafür verdichten, dass SPD-Parteichef Gabriel in den kommenden Wochen mehr mit Gregor Gysi als mit Angela Merkel telefonieren sollte. Die Wahrscheinlichkeit dafür halte ich allerdings für sehr gering.

    Augenmerk der Aktienmärkte bleibt weiter auf die Geldpolitik gerichtet

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    Vielmehr werden sich die Börsen sehr schnell wieder der Frage zuwenden, wie es mit der Geldpolitik in den USA weitergeht. Aber auch dort regiert nach dem vergangenen Mittwoch und dem Ausbleiben eines von allen Seiten erwarteten Kurswechsels zunehmend wieder die Unsicherheit. Dass es allerdings nun schon im Oktober zu einer ersten Reduzierung der Anleihekäufe kommt, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Damit ist das Zurückrudern einzelner Notenbank-Mitglieder auch eher als der Versuch zu interpretieren, die Euphorie der Investoren wieder etwas einzufangen. Vor Dezember erwarte ich zu diesem Thema keine ernsthaften Äußerungen und schon gar keine Entscheidungen der US-Notenbank in dieser Frage. Von daher wird es an den Aktienmärkten zwar mit höherer Volatilität im Umfeld der Veröffentlichung von Arbeitsmarktzahlen, aber grundsätzlich dennoch weiter nach oben gehen.

    Je mehr „Zuckerbrot statt Peitsche“ für Südeuropa, desto schwächer der Euro

    Auch in der Europa-Frage sollte nach der Bundestagswahl im Großen und Ganzen alles so bleiben wie es ist, gab es doch in diesem Punkt auch schon vor der Wahl einen breiten Konsens zwischen CDU/CSU und SPD. Allerdings könnten auch hier Stolpersteine in den Verhandlungen liegen, sollte bei der SPD die ihr von Frau Merkel im Vorfeld attestierte „Unzuverlässigkeit“ doch ein paar tiefere Spuren hinterlassen haben als immer wieder beteuert. Je mehr Zuckerbrot und je weniger Peitsche die SPD für die zukünftige Strategie Deutschlands vor allem gegenüber den Südeuropäern fordert, wird dies auch der Euro mit Kursverlusten honorieren. Denn nur der bislang strengen Disziplin der deutschen Bundesregierung ist es zu verdanken, dass unter anderem Griechenland heute zumindest schon mal Fortschritte vermelden kann, was den Staatshaushalt vor Zinszahlungen angeht.

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    Der Achtungserfolg der „Alternative für Deutschland“ sollte allen Parteien zu denken geben, immerhin steht im kommenden Jahr die Europa-Wahl an. Bis dahin muss es einer großen Koalition gelingen, die Menschen vom Euro und von der Richtigkeit ihrer Strategie zu überzeugen. Ein zunehmendes Potenzial für die Euro-Gegner geht logischerweise mit einem geringeren Zuspruch zur Gemeinschaftswährung einher, was sich dann aber auch in schwächeren Kursen ausdrücken sollte.

    Merkels DAX-Bilanz kann sich sehen lassen

    Alles in allem kann man zum jetzigen Zeitpunkt konstatieren, politische Börsen haben nach diesem Wahlausgang noch nicht mal mehr kurze, sondern gar keine Beine. Sie könnten allerdings welche bekommen, sollten sich die Koalitionsverhandlungen als zäh und langwierig herausstellen, darin besteht dann ganz klar das Restrisiko dieses Wahlergebnisses. Vielmehr gehe ich aber davon aus, dass sich Deutschland und damit auch die Anleger auf ein weiteres Kapitel „Große Koalition“, geführt von einer Bundeskanzlerin Angela Merkel, einstellen können. Und das sollte nicht das schlechteste sein, die Erfolgsbilanz der Kanzlerin in nackten Zahlen ausgedrückt lautet: DAX plus 3.700 Punkte. Wehrmustropfen allerdings: 3.000 Punkte davon gehen auf das Konto der schwarz-gelben Koalition, also der „Zweitstimme für die FDP“. Bleibt abzuwarten, ob sich wie Frau Merkel auch die Investoren am Ende über gerade einmal gut 100.000 fehlende Zweitstimmen ärgern werden.

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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
    Finanzmärkte Investoren zufrieden über Wahlausgang – Ein gewisses Restrisiko bleibt! „Beide Stimmen für die CDU!“ – wenn sich die triumphierende Siegerin des gestrigen Wahlabends über eines in den nächsten vier Jahren ärgern wird, dann wohl auch über die Strategie, ihrem nun verloren gegangenen Koalitionspartner auf den letzten Metern jegliche Unterstützung verweigert zu haben. Verdient hatte er es zwar auch nicht wirklich, aber taktisch klüger wäre es womöglich gewesen. Denn die nächsten Tage und Wochen werden für Angela Merkel, die sich nun einen neuen Partner suchen muss, nicht gerade einfacher. Immerhin muss sie auf eine SPD zugehen, die das Faustpfand einer rechnerisch möglichen Rot-Rot-Grünen Lösung nicht so ohne weiteres aus der Hand geben wird. Wenn auch nicht offen diskutiert, so reicht die theoretische Möglichkeit allemal, um einen gewissen Druck in den Koalitionsverhandlungen aufzubauen, wenn es um die Kernforderungen der Sozialdemokraten nach einem Mindestlohn, höheren Steuern für Vielverdiener, einer stärkeren Regulierung der Banken, aber auch um europapolitische Fragen geht.

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