Markttechnik

10.000 Punkte kein Tabu mehr

6. November 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Dass dem DAX nach dem Sprint vom September und Oktober mittlerweile die Puste ausgegangen zu sein scheint, bereitet Charttechnikern offenbar keine Sorgen. Sie bleiben zuversichtlich – auch wenn kurze Rücksetzer für möglich gehalten werden. „Solange der DAX nicht unter 7.650 fällt, sind 9.225 und 9.800 Punkte möglich“, erklären etwa die Analysten von BNP Paribas. Für Mitte beziehungsweise Ende 2014 prognostizieren sie 10.970 und 11.800 Zähler.

Nach Einschätzung von Armin Kremser von der DZ Bank stellen erste Gewinnmitnahmen auch noch keine Belastung dar. „Eine Ausweitung der laufenden Konsolidierung ist nicht als zwingend anzusehen.“ Auf Basis der kurzfristig seiner Ansicht nach fast wieder vollständig überverkauften Markttechnik und der zu vorsichtigen Haltung der Investoren sei eher mit einer positiven Trendfortsetzung zu rechnen. „Wir sehen im Bereich um 9.220 Punkte, der 261,8 Prozent-Fibonacci-Projektion der letzten Konsolidierungsflagge, ein weiterhin legitimes Kursziel.“ Am Mittwochnachmittag notiert der DAX bei knapp unter 9050 Punkten.

Nachlassende Dynamik

Wurm

Auch Sophia Wurm von der Commerzbank sieht für den Index im laufenden Jahr noch Potenzial nach oben. „Der DAX befindet sich aus langfristiger Sicht seit März 2009 in einem intakten technischen Hausse-Zyklus“, erläutert die Charttechnikerin. Mit Blick auf die kommenden Tage und Wochen müsse nach den letzten Kursgewinnen und der dadurch entstandenen kurzfristig überkauften technischen Lage allerdings mit einer Abschwächung des zuletzt sehr hohen Aufwärtsmomentums gerechnet werden. „Das technische Kursziel für 2013 bleibt vor diesem Hintergrund unverändert im Bereich von 9.200 Punkten.“ Die nächste Unterstützung liegt Wurm zufolge bei etwa 8.750 Punkten.

Nur Verschnaufpause

Szola

„Diese Zahlen sollten sich Anleger auf der Zunge zergehen lassen: Fast 1.000 Punkte Kursgewinn oder 12 Prozent in der Spitze gewann der DAX seit Anfang September hinzu“, kommentiert Karen Szola, technische Analystin für Euro am Sonntag und finanzen.net. Mit dem Resultat könne sich der Leitindex getrost eine „konsolidierende Auszeit“ genehmigen – aus mittelfristiger Sicht sei eine solche ohnehin willkommen. „Der Markt ist aktuell zu stark überkauft, um direkt zur 10.000er Marke durchzustarten.“ Allerdings könne dies zur Jahreswende gelingen.

Der zweimonatige Höhenritt hinterließ Szola zufolge einige Kurslücken, die nun wieder in den Fokus rücken könnten. „Das Minimalziel der Korrektur stellt das Septemberhoch bei 8.770 Zählern dar.“ Auf diesem Niveau würde das jüngste Gap vom 24. Oktober zwischen 8.944/8.933 Punkten geschlossen. „Im Dunstkreis des Septemberrekords klafft eine weitere Notierungslücke zwischen 8.727 und 8.757 Zählern, die ebenfalls eine gewisse Anziehungskraft ausübt und geschlossen werden könnte.“

Die intakte Langfristhausse sei aber erst gefährdet, wenn das „grundsolide Unterstützungsbündel“ um 8.200 Punkte nachhaltig nach unten breche. „Dazu zählt dann auch die bei derzeit 8.183 Zählern notierende 200-Tage-Linie.“

Auch Anleger versprühen Optimismus

Nicht mehr nur private, sondern auch institutionelle Anleger sind mittlerweile ausgesprochen zuversichtlich, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt zeigt: Der Bull/Bear-Index der Profis steigt gegenüber der Vorwoche deutlich von 51,1 auf 58,3 Punkte. 6 Prozent der Befragten sind zu den Bullen übergelaufen, deren Lager macht mit 45 Prozent nun bald die Hälfte aus. Die Laune der Privatanleger, die bereits vergangene Woche gut war, verbessert sich nur noch leicht. Der Bull/Bear-Index klettert von 58,9 auf 60 Punkte. Der Index misst den absoluten Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Unsere Sentimentanalyse, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 6. November 2013