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    Deflationsgefahr  2002  0 Kommentare Aus Angst vor Deflation: DIW-Präsident fordert Milliarden-Maßnahmen

    Die Europäische Zentralbank verhielt sich zuletzt äußerst zurückhaltend. Ganz gegen den Geschmack des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Hunderte Milliarden Euro solle die EZB aufwenden, um die Märkte zu unterstützen, fordert jetzt deren Präsident, Marcel Fratzscher.

    Drastische Maßnahmen sind das, die der Instituts-Chef fordert: Monatlich 60 Milliarden Euro solle die EZB durch den Ankauf von Staatsanleihen und privaten Anleihen auf die Märkte bringen. Der Umfang sei vergleichbar mit dem Anleihenkaufprogramm der US-Notenbank. Nur so könne es der EZB gelingen, durch langfristig sinkende Zinsen die Kreditvergabe anzuheizen und einer Deflation entgegenzuwirken, schrieb der Präsident des DIW, Marcel Fratzscher, in der Zeitung „Die Welt“.

    Achtung, Deflationsgefahr

    Hintergrund für die aktuelle Forderung Fratzschers ist das zunehmende Deflationsrisiko: Zum Einen liege die aktuelle Inflationsrate mit mageren 0,8 Prozent deutlich unter dem Zielwert der EZB, die knapp zwei Prozent anzielt. Zum Anderen - und nach Ansicht des Volkswirts deutlich dramatischer - sei ein Vertrauensverlust der Finanzmärkte festzustellen, die nicht mehr erwarteten, dass die EZB ihr selbst gestecktes Ziel in naher Zukunft erreichen könnte, so Fratzscher.

    Deswegen sei es für dringend geboten, zu handeln, um Europa vor einem „gefährlichen Abwärtsstrudel aus sinkenden Preisen und sinkender Nachfrage“ zu beschützen. Und zwar nicht durch kleine Aktivitäten, sondern im großen Stil: Denn helfen könne in der derzeitigen Situation nur ein milliardenschweres Anleihenkaufprogramm der EZB, sagte Fratzscher weiter. Als Vorbild nannte er die US-Notenbank.

    Gründe für eine zunehmende Deflationsgefahr nennt der Präsident des DIW auch: Die Wirtschaftsleistung in Krisenländern wie Italien oder Spanien liege heute acht Prozent unter der von 2008. Außerdem würde ein erforderliches Sinken der Kosten und Löhne in diesen Ländern die Deflationsgefahr weiter steigern. Dazu komme die fehlende Handlungsfähigkeit der EZB. Deren bisherige Maßnahmen hätten „nur zu einer temporären Entlastung für Banken und mittelständische Unternehmen geführt“, so Fratzscher weiter. Letztlich sei aufgrund der globalen wirtschaftlichen Erholung langfristig sogar mit steigenden Zinsen zu rechnen.

    Gefährliche Spirale aus sinkenden Preisen und sinkender Nachfrage

    Fratzscher sieht in dem Zusammenspiel von sinkenden Preisen und sinkender Nachfrage die Gefahr eines Teufelskreises. Statt der bisher angewandten oder angedachten Instrumente der EZB, wie Zinssenkungen, forward guidance, Kreditvergabe oder einem negativen Einlagezins, fordert Fratzscher eine „Geldpolitik der quantitativen Lockerung.“ Praktisch beinhalte diese den Ankauf sowohl von Staatsanleihen als auch von privaten Anleihen mit einem Volumen von 60 Milliarden Euro pro Monat. Das entspräche monatlich maximal 0,7 Prozent der gesamten Staatsschulden der Eurozone.

    Auf diese Weise ließe sich die Kreditvergabe steigern und so das Wirtschaftswachstum fördern. Gerade bei Unternehmen und auf den Finanzmärkten rechnet der DIW-Präsident deswegen mit großer Zustimmung zu einem Anleihenkaufprogramm. Über mögliche Maßnahmen der EZB, um einer Deflation entgegenzuwirken, war bereits letzte Woche spekuliert worden (Wallstreet:online berichtete). Doch die EZB beließ alles weitesgehend beim Alten und sah auch von der Möglichkeit eines negativen Einlagenzinses zunächst ab.




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