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    Aktienmärkte  7296  0 Kommentare Trotz Korrektur: Billig ist anders!

    Eines der vielen Börsensprichworte sagt: „Politische Börsen haben kurze Beine“. Wie schnell die Politik Börsen bewegt, konnten wir in den ersten Monaten dieses Jahres verfolgen. Der Goldpreis und auch der Minensektor erfüllten dieses Mal ihre Funktion als sicherer Hafen und legten seit Jahresanfang deutlich zu. An den Aktienmärkten dagegen ging es auf und ab, im Januar runter, Februar wieder hoch, und nach den jüngsten Machtspielen In der Ukraine und um die Krim wieder deutlich nach unten, besonders in den von Rohstoffen dominierten osteuropäischen Märkten - auch wenn diese fundamental bereits günstig erschienen.

    Doch was ist eigentlich hoch oder teuer bzw. was hat eine niedrige und günstige Bewertung? Bewertungen können von Land zu Land und Branche zu Branche verschieden sein. Historisch waren Wachstumsbranchen eher höher bewertet und kapitalintensive Industrien eher günstig. Viel hängt auch von der Beliebtheit eines Sektors ab. An der NASDAQ werden Aktien wie Tesla, Twitter und Facebook mit einem vielfachen ihrer Umsätze bewertet, während Banken zu einem Bruchteil ihres Buchwertes notieren. Das Vertrauen ist beschädigt und keiner will darauf wetten, welche neuen Schadenersatzklagen die Deutschen Bank als nächstes aus dem Hut zaubert oder welche faulen Kredite noch in den Büchern der Commerzbank schlummern, der übrigens seit 1973 schlechtesten Aktie im DAX ist.

    Shiller PE dient als gute Bewertungsgrundlage

    Um günstige Aktien zu identifizieren und fundamentale Bewertungsdiskrepanzen zu finden, bieten sich weniger kurzfristiger Stichproben an, sondern besser eine langfristige Perspektive. Gut eignet sich beispielsweise dazu das Shiller PE, auch bekannt als CAPE (cyclically adjusted price earnings ratio), also das inflationsbereinigte 10- Jahres-Durchschnitts-Kursgewinnverhältnis. Das CAPE glättet hohe Erträge in einer Boomphase und reduziert so Schwankungen eines wirtschaftlichen Zyklus. Es lässt sich nicht nur für einzelne Aktien, sondern vielmehr auch für Branchen oder Länder errechnen. Interessanterweise weisen einzelne Länder sehr unterschiedliche Bewertungen aus. Während aus dieser Perspektive aktuell die USA das zweitteuerste Land der Welt sind, gehören nach Griechenland auch Russland und Brasilien aktuell zu mit den niedrigsten Multiples gehandelten Aktienmärkten. Und das wohlgemerkt noch vor der Krim-Krise. Als Proxy können Emering Markets-Asset Manager dienen, die natürlich bei einem Revival dieser Asset Klasse überproportional profitieren. Uns gefällt hier z.B. eine Ashmore Group mit einem 11er KGV und einer Dividendenrendite von 5%, die als Sicherheitsmarge genügen sollten.

    In Europa fallen Irland und Italien auf. Zwar sind Sie nicht mehr ganz so günstig wie noch während der Euro-Krise, doch mögen wir weiterhin unsere Aktien wie Reply und Gruppo MutuiOnline. Bei unseren Top Picks Pulsion und der französischen Tochter von Italcementi, Ciments Francais, wurden wir durch Übernahmen zum Exit genötigt. Die M&A Aktivität nimmt interessanterweise auf dem All Time-High von vielen Aktienmärkten langsam Fahrt auf.

    Energie- und Öl-Titel sind günstig bewertet

    Aber auch bei den Branchen lassen sich anhand des CAPE günstige Branchen identifizieren. So erscheinen insbesondere Energie und Öl als niedrig bewertet oder sind in Ungnade gefallen. Zum einen mag dies an der Fracking-Thematik, andererseits aber auch an der politischen Situation in Osteuropa liegen. Wobei normalerweise politische Brandpunkte eigentlich immer für eine Verknappung der Rohstoffe und damit steigende Preise sorgen. Da überrascht es nicht, dass die USA einen Verkauf ihrer strategischen Öllagerbestände diskutieren und so den Ölpreis niedrig halten. Hier haben wir als Proxy nach TGS Nopec mit Spectrum ASA unseren zweiten Anbieter von seismischen Daten und Kartenmaterial für die globale Öl und Gasbranche gekauft.

    Fazit: Die konjunkturelle Lage verbessert sich weiter, die Erwartungen hingegen haben ihren Zenit bereits überschritten. Da die Gewinne der Unternehmen meistens gerade so die Erwartungen erfüllen und damit nur den schon erfolgten Kursanstieg des Vorjahres rechtfertigen, halten wir es weiterhin für notwendig, eher defensiv zu bleiben, was sich in unserer hohen Anleihen und Cash Quote zeigt. Einzeltitelselektion ist spielentscheidend, denn die Ampel steht nach wie vor auf Gelb.

     


    Frank Fischer
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    Frank Fischer, CEO & CIO der Shareholder Value Management AG und in dieser Funktion verantwortlich für den „Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen“, schreibt regelmäßig über die internationalen Aktienmärkte. Als überzeugter Value-Investor hat Fischer langjährige Expertise in allen Fragen rund um Fonds, Börse, aber auch das Stiftungswesen. In seinen regelmäßigen Marktkommentaren legt er besonderes Augenmerk auf Behavioral Finance, sowie Investments in Small- und Midcap-Werte.
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    Verfasst von Frank Fischer
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