Bitcoin-Drama
Mt. Gox vor Gericht - Technischer Fehler oder kriminelle Verschleierung?
Neuigkeiten von der Bitcoin-Front: Gut einen Monat, nachdem die Plattform Mt. Gox Insolvenz angemeldet hat, lädt ein US-Gericht deren ehemaligen Chef Mark Karpeles vor. Grund ist die immer noch nicht geklärte Frage, wo die vielen Bitcoins geblieben sind. Außerdem: Ausgerechnet die US-Steuerbehörde könnte den mutmaßlichen Betreiber der Drogenbörse Silk Road vom Vorwurf der Geldwäsche befreien.
Genauso schnell wie der Aufstieg der digitalen Währung war in den letzten Wochen und Monaten ihr Abstieg. Eine Reihe von schlechten Nachrichten sorgte beinahe für den K.O. der Bitcoins (wallstreet:online berichtete). Doch noch
hält sich die 2009 geschaffene Währung. Nun wird einer der Protagonisten vor Gericht geladen, berichtet das „Wall Street Journal Deutschland“. Mark Karpeles, wohnhaft in Japan, wird sich vor einem
Insolvenzgericht in Dallas unangenehmen Fragen stellen müssen. Nach richterlichem Beschluss muss er Mitte April unter Eid aussagen. Dabei wird er dem Bericht zufolge vor allem mit Fragen von
Anwälten der Kunden von Mt. Gox konfrontiert. Seitdem die Bitcoin-Börse geschlossen wurde, können ihre Anleger nicht mehr auf die Konten zugreifen.
Mt. Gox: Wo sind die verschollenen Bitcoins?
In dem Streit zwischen der Plattform Mt. Gox und ihren Kunden geht es vor allem um die Frage, wo Unmengen an verschollenen Bitcoins geblieben sind. Anwälte der klagenden Kunden werfen Betreibern
der Böre einen „besorgniserregenden Mangel an Transparenz“ vor, berichtet das Journal. Die Gegenseite argumentiert, der Verlust der Bitcoins sei verursacht worden durch einen „Fehler im
Software-Algorithmus von Bitcoin, der von einer oder mehreren Personen ausgenutzt wurde, die sich in das Bitcoin-Netzwerk gehackt haben“,
zitiert „WSJ-Deutschland“ aus Gerichtsdokumenten der Anwälte von Mt. Gox.
Noch immer suchen japanische Behörden dem Bericht zufolge nach rund 550.000 Bitcoins. Als die Börse diese Anfang des Jahres als vermisst gemeldet hatte, lag ihr Wert bei 473 Millionen US-Dollar.
Deswegen wird nun ihr ehemaliger Chef Mark Karpeles nach Dallas geladen: „Er hat sich zu einem Tatsachenzeugen gemacht, indem er [Gerichtsunterlagen] unterschrieben [und] sich der Welt als…
Vorstandschef oder alleiniger Verantwortlicher von Mt. Gox präsentiert hat“, sagte Richterin Stacey Jernigan laut „WSJ-Deutschland“ während der Anhörung.
Lesen Sie auch
Drogenbörse Silk Road: Vorwurf der Geldwäsche gegen mutmaßlichen Betreiber
Auch eine andere Plattform, auf der die digitale Währung als Zahlungsmittel genutzt wurde, ist Teil eines Gerichtsprozesses. Bereits im Oktober 2013 war die Online-Plattform Silk Road von Fahndern
des FBI geschlossen worden. Sie vermuteten hinter der Plattform eine Drogenbörse. Festgenommen wurde ihr mutmaßlicher Betreiber Ross Ulbricht.
Ross Ulbricht wird unter anderem Geldwäsche vorgeworfen. Dieser Vorwurf wird aber von der Verteidigung bestritten, da nicht geklärt ist, ob die Bitcoins überhaupt eine Währung sind, berichtet
„Spiegel online“. Für die Anwendung des
Gesetzes zur Geldwäsche sei dies aber erforderlich. Den Anwälten von Ulbricht könnte nun die Einschätzung der US-Steuerbehörde IRS helfen: Demnach stellten Bitcoin keine Währung dar, sondern
Vermögenswerte. Deswegen seien sie steuerlich wie der Besitz von Aktien oder Immobilien zu behandeln, berichtet das Magazin.