US-Biotechwerte mit größtem Verlust seit August 2011
Ausverkauf an den US-Börsen: Die größten Verluste unter den großen Indizes verbuchte der Nasdaq-Index mit einem Minus von 3,1 Prozent. Ganz oben auf den Verliererlisten standen die Biotechwerte. Der Nasdaq Biotech Index ist um 5,6 Prozent eingebrochen. Der Index nähert sich damit bedrohlich einem Bärenmarkt. Wegen der Nullzinspolitik hatten Investoren in den vergangenen Jahren immer mehr Geld in Unternehmen mit starken Wachstumsperspektiven wie Biotechs investiert und besonders die Kurse kleiner und mittlerer Unternehmen in exorbitante Höhen getrieben. Nun da die Fed die Geldpolitik allmählich verschärft, flüchten Anleger aus dem Sektor. Die Verkäufe von ETFs sorgen für zusätzlichen Druck.
In unserem Beitrag von Ende März zum Biotech-Sektor hatten wir darauf hingewiesen, dass bei einem Kursrückschlag beim S&P500 der Biotech-Sektor den Gesamtmarkt nach unten anführen könnte. Und so ist es auch gekommen. Nach dem jüngsten Rückgang hat der Nasdaq-Biotech-Index gegenüber dem Allzeithoch vom Februar um 19 Prozent nachgegeben. Es fehlt nicht mehr viel, dann ist er um 20 Prozent gefallen, womit ein Bärenmarkt begonnen hätte. Nach der Rally der vergangenen Jahre „war es einfach Zeit für einen Rückschlag“, sagte Yaron Werber, Analyst bei der Citigroup.
Politiker wollen Preissenkungen durchsetzen
Wegen der allmählichen Verschärfung der US-Geldpolitik hatten Investoren ab Ende Februar begonnen, Biotech-Aktien zu verkaufen. Denn wenn die Zinsen steigen, werden dividendenstarke Werte wie Versorger und Telekomaktien attraktiver. Der Abwärtstrend in dem Biotech-Sektor hatte sich verstärkt, als US-Politiker am 21. März die Firma Gilead aufgefordert hatten, aufzuzeigen, wie der Biotechkonzern auf den Preis von 84.000 Dollar für eine Zwölf-Wochen-Behandlung (das sind 1000 Dollar pro Tag) für sein neues Medikament Sovaldi gegen Hepatitis C kommt. Bei Investoren ging dann schnell die Sorge um, dass die Politiker auch andere Unternehmen aus dem Sektor ins Visier nehmen könnten, um auch deren Preise zu drücken.
Schlechte Studienergebnisse beschleunigen den Ausverkauf
Schlechte Nachrichten von einzelnen Unternehmen haben die Aktien aus der Branche zusätzlich unter Druck gebracht. So hat Halozyme Therapeutics überraschend schlechte Studienergebnisse gemeldet, woraufhin die Aktie um 27 Prozent eingebrochen ist. Das hat auch die Papiere anderer Unternehmen wie die von Regado Biosciences und von OncoMed Pharmaceuticals nach unten gezogen.
ETF-Besitzer werfen Papiere auf den Markt
Für zusätzlichen Druck haben die Verkäufe von Biotech-ETFs gesorgt. In den vergangenen Jahren waren Investoren verstärkt in die Papiere eingestiegen, um das Geld breiter zu streuen. Nun werfen die Investoren die ETFs auf den Markt. So hat der iShares Nasdaq Biotechnology-ETF seit den Turbulenzen um Gilead Abflüsse von 1,5 Mrd. Dollar verbucht. Das war der größte Abfluss für einen Zwei-Wochen-Zeitraum seit November 2012.
Bewertungen bei Large Caps sind in Ordnung
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Das Problem ist, dass viele mittlere und kleine Biotechs noch auf Jahre hinaus Verluste schreiben werden und teilweise noch keinerlei Umsätze haben. Wenn aus diesen Aktien die Phantasie entweicht, kann der Biotech-Index insgesamt weiter deutlich fallen. Da wird es möglicherweise auch nicht viel helfen, dass die großen Unternehmen aus dem Sektor relativ günstig bewertet sind: wie Amgen mit einem KGV von 13,5 und Biogen mit 21.