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    Neues vom Rohstoffexperten  17813 Wer lenkt die Welt in der Rohstoffachterbahn?

    Götz Posner, der Managing Director von X-Trade Brokers, im Interview zu Spekulationen am Rohstoffmarkt und wie Privatanleger sich am besten schützen und profitieren können.

    Wer lenkt die Welt in der Rohstoffachterbahn?

    Seit langem wird darüber diskutiert, ob Spekulationen am Rohstoffmarkt ethisch gerechtfertigt sind. Nun belegt eine Studie des MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) erstmals, dass die Nachfrage von Finanzinvestoren am Rohstoffmarkt als erheblicher Verstärker von extremen Ausschlägen an den Rohstoffbörsen gilt. So drückten beispielsweise jüngst beträchtliche Gewinnmitnahmen den zuletzt stark gestiegenen Kaffeepreis innerhalb nur eines Tages um ca. 3,2 Prozent.

    Götz Posner, der Managing Director von X-Trade Brokers

    Auch auf Ihrer Plattform bei XTB lassen sich Rohstoffe wie unter anderem Kaffee handeln. Welche Möglichkeiten bieten sich einem Privatanleger, sich vor Situationen, wie von Ihnen beschrieben, abzusichern?

    CFDs nehmen keinen direkten Einfluss auf die realwirtschaftliche Preisentwicklung bei Rohstoffen. Der Vorteil liegt dabei für Privatanleger auf der Hand, da sie beispielsweise keine Ölfässer physisch einlagern müssen, wenn sie Öl über CFDs handeln. Private Investoren haben zudem die Möglichkeit sich bei jeder Position abzusichern, sozusagen „zu hedgen“. Das bedeutet, dass das eigene Portfolio zusätzlich durch eine Position, die auf die entgegengesetzte Wertentwicklung eröffnet wurde, abgesichert wird. Das Ganze lässt sich einfach auf der jeweiligen Handelsplattform bilden und gilt für alle Anlageklassen. Durch das „hedging“ können sich Privatanleger vor unvorhergesehenen Kursentwicklungen absichern und sozusagen ihr Depot in den Urlaub schicken, wenn sie eine Zeit lang nicht die Möglichkeit haben, die Märkte intensiv zu beobachten oder sich mit der zukünftigen Preisentwicklung auseinanderzusetzen.

    Die Preisschwankungen an den Rohstoffmärkten gleichen immer mehr einer Achterbahnfahrt. Wird sich dieser Trend noch steigern oder wird der Staat demnächst eingreifen müssen?

    Durch zunehmende Konflikte und internationale Brandherde wird sich hier so schnell keine langfristige Stabilisierung einstellen. Viel interessanter ist die Frage, wie sich zukünftig die Preisentwicklung an den Rohstoffmärkten abschätzen lässt. Am Beispiel Russlands und der Krim könnte man z. B. verdeutlichen, wie sich die Entwicklung des Gaspreises von einzelnen Ereignissen ableiten lässt. Ich denke nicht, dass die Bundesrepublik so schnell eingreifen wird, da auch auf internationaler Ebene immer erst die eigenen Interessen geschützt werden. In solchen Situationen macht es allerdings durchaus Sinn, einmal über Alternativen nachzudenken, sprich aus welchen anderen Quellen eventuell Gas bezogen werden kann.

    Beim Rohstoffhandel spielen, ähnlich wie im Devisenhandel, viele verschiedene Faktoren eine Rolle, die beachtet werden müssen. Diese Faktoren ganzheitlich abzuschätzen, fällt als Privatanleger schwer. Daher sollten Investoren vorher immer genau prüfen, mit welchen Finanzinstrumenten sie handeln möchten, da sie sich damit genau auskennen sollten. So setzen sie das eigene Kapital keinem unnötig großen und schwer abzuschätzenden Risiko aus.

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    Welchen Einfluss haben Ihrer Meinung nach heute noch Faktoren der Realwirtschaft, wie etwa Wetterbedingungen oder Streiks auf die Rohstoffbörsen?

    Diese Faktoren können unwahrscheinlich großen Einfluss nehmen, da sie einen unberechenbaren Teil der Wertschöpfungskette darstellen. An den Börsen setzt sich der jeweilige Preis für ein gehandeltes Gut oder Instrument fest, basierend auf Nachfrage und Angebot. Kommt es durch extrem schlechte Wetterbedingungen zu einem Ernteausfall, kann sich das Angebot eines bestimmten Rohstoffs relativ schnell minimieren. Nehmen wir einmal den Rohstoff Kaffee: Angenommen eine komplette Kaffeeernte wurde durch eine lange Dürreperiode vernichtet und die Ernte könnte nicht so schnell durch andere Anbaugebiete kompensiert werden, während die Nachfrage allerdings gleich hoch bleibt. In Folge dessen verringert sich das Angebot und der Preis wird steigen, da die Nachfrage das aktuelle Angebot übersteigt. Ähnliche Phänomene treten oft bei Rohstoffen auf, so wie 1994 in Australien. Damals wurden fast 90 % der Weizenernte durch die Auswirkungen des Sturms „El-Niño“ und dessen ausgelöste Dürre vernichtet. Der gesamte Osten Australiens, die Regionen Neusüdwales und Queensland waren betroffen. Solche externen Einflüsse wie beispielsweise das Wetter oder Naturkatastrophen sind schwer abzuschätzen und extrem gefährlich, da sie immensen Einfluss auf die Verfügbarkeit und Preise der Güter haben. Lokal betrachtet kann man dies sehr gut nachvollziehen, wenn der Riesling um die Ecke plötzlich wesentlich teurer ist als im Vorjahr, da die Reben des Winzers mit einem akuten Schädlingsbefall betroffen waren oder der Winter länger und kälter als die letzten Jahre war.

    Was empfehlen Sie Privatinvestoren heutzutage: Sollten sie weniger auf die Industrie blicken und mehr darauf achten, wie Großinvestoren agieren? Oder gar ganz auf alternative Märkte ausweichen?

    Der Privatanleger sollte verschiedene Einflussfaktoren im Blick haben, um sich ein möglichst umfassendes Bild der Situation machen zu können. Es reicht nicht aus, sich auf einzelne Informationen zu stützen, da sich Auswirkungen an den Finanzmärkten aus vielen verschiedenen Faktoren und Einflüssen zusammensetzen. Dazu zählen die Industrie, größere Investoren und Anteilseigner, politische Verhältnisse sowie wirtschaftliche Gegebenheiten. Wichtig ist, dass sich ein Anleger auf nicht zu viele verschiedene Werte einlässt, sondern sich eher auf einzelne Werte fokussiert. Dazu gehört auch, dass er sich eine klare Meinung zu dem Finanzinstrument bildet und wichtige Faktoren, die dieses Instrument betreffen, in seiner Entscheidung berücksichtigt. Wenn dann noch gewisse Trends erkennbar sind, wo die Reise langfristig hingeht oder welche Neuerungen und Innovationen zukünftig anstehen, fällt es leichter, eine informationsbasierte und fundierte Entscheidung zu treffen als aus dem Bauch heraus zu handeln.

    In den letzten Jahren galt verstärkt: Kapital immer streuen; nicht nur Immobilien, nicht nur Rohstoffe …, sondern auch …! Gibt es auch Finanzinstrumente, von denen Sie ihren Anlegern im derzeitigen Marktumfeld abraten würden?

    Eine sinnvolle Verteilung ist immer ratsam, da somit auch das Risiko auf mehrere Positionen verteilt wird und eine falsche Entscheidung das Depot des Anlegers nicht gleich übermäßig strapaziert sowie der negative Effekt etwas abgefedert werden kann. Das Geld lediglich auf der Bank zu parken ist meiner Meinung nach auch keine langfristige Alternative, da die Inflation die Minizinsen aktuell auffrisst.

    Grundsätzlich gilt, dass private Anleger immer nur mit Finanzinstrumenten handeln sollten, mit denen sie sich auch auskennen. Das bedeutet aber auch, dass ich mich mit der Materie aktiv auseinandersetzen muss und mich ständig auf dem Laufenden halten sollte, um zu vermeiden, dass wichtige Informationen an mir vorbei gehen.

    Persönlich rate ich allen Anlegern davon ab, ihr sauer verdientes Geld in etwas zu stecken, von dem sie keine Ahnung haben. Das passiert leider nach wie vor viel zu häufig, gerade wenn unseriöse Anbieter mit überdurchschnittlich hohen Renditen locken und das Risiko dabei herunterspielen. Ein klar denkender Mensch kauft kein neues Auto ohne es vorher Probe gefahren zu haben und sich über alle Vor- und Nachteile genauestens informiert zu haben. Ähnlich sollte es auch beim Thema Finanzen ablaufen. Kein vernünftiger Anleger würde sein Geld in ein Unternehmen investieren, das in einer E-Mail oder einem Börsenbrief 500 % Rendite in kurzer Zeit verspricht. Und sind wir doch mal ehrlich: Wenn das wirklich so einfach funktionieren würde, warum sollte dann dieses Unternehmen seine bahnbrechende Strategie mit mir teilen?

    Vielen Dank für das Interview.


     


    Christoph Brüning
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    Christoph Brüning leitete als DVFA-zertifizierter Finanzanalyst bis 1999 das Finanzresearchunternehmen Value Research Gmbh. 1999 gründete er die Value Relations GmbH und verlagert seine Expertise von Biotechnologie auf Mining und Exploration. 2011 erschien sein Buch zum Thema Seltene Erden „Selten Erden der wichtigste Rohstoff des 21.Jahrhunderts“ im Börsenbuchverlag.
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    Verfasst von Christoph Brüning
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