Konjunktur Deutschland
Standort Deutschland blutet aus – Warnung vor „schleichendem Auszehrungsprozess“
Trotz aktuellem Jobwunder in Deutschland nimmt die Job-Verlagerung ins Ausland weiter zu. „In den nächsten fünf Jahren wird der Anteil Deutschlands an den weltweiten
Investitionen von einem Drittel auf nur noch ein Viertel sinken“, prognostizierte BASF-Chef Kurt Bock gegenüber der „WirtschaftsWoche“. Er warnte vor einem „schleichenden Auszehrungsprozess“. Der
weltgrößte Chemiekonzern BASF plant neue Anlagen und Projekte vor allem in den USA, weil dort die Energiepreise niedriger sind als in Deutschland. An der Golfküste entsteht ein Propylen-Werk, in
Freeport in Texas ist ein neues Ammoniak-Werk geplant. „Bei der Produktion würden wir von den niedrigeren Gaspreisen profitieren und unsere Kostenposition deutlich verbessern“, sagte Bock.
Nach Informationen der „WirtschaftsWoche“ erzielen die meisten Dax-Konzerne den größten Teil ihrer Umsätze im Ausland und beschäftigen dort auch mehr Mitarbeiter als in Deutschland, allen voran
Sportartikelproduzent Adidas, der 90 Prozent seiner Mitarbeiter im Ausland beschäftigt und dort auch 90 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet. Nach Berechnungen des
Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe liegen 21 Prozent aller Kapazitäten deutscher Unternehmen mittlerweile im Ausland. Abgewandert wird, weil Löhne und
Energiepreise im Ausland deutlich niedriger sind, um neue Absatzmärkte zu erschließen oder um Wechselkursrisiken und Einfuhrzölle zu umgehen.
wallstreet:online hat sich vor kurzem dieser Thematik gewidmet:
Die Wirtschaft brummt, doch die Investitionen sind mau. Ein Missverhältnis, das die eigentlich starke Konjunktur mittelfristig trüben könnte.