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    Fixed-Income-Strategien  4528  0 Kommentare „Es gibt keinen Anlass, dem Markt hinterher zu jagen“

    Die Märkte für Staatsanleihen sind überkauft; aggressive Investitionen auf diesem Niveau lassen sich nicht rechtfertigen, meint David Roberts, Head of Fixed Income, Kames Capital, im Interview auf wallstreet:online. Welche Strategie ist nach Meinung des Fixed-Income-Experten auf dem Markt der Staatsanleihen, Hochzinsanleihen, Unternehmensanleihen sowie bei Hybridkapital im derzeitigen Umfeld angeraten?

     

    Herr Roberts, das bisherige positive Muster der Fixed-Income-Renditen ist demjenigen der gleichen Zeitspanne im 2013 sehr ähnlich. Und zwar so sehr, dass die Bewertungen insgesamt ziemlich übertrieben aussehen. Nun stellt sich die Frage: Wird das zweite Halbjahr 2014 die Vorjahresperiode wiederholen  und werden die Anleiheinvestoren damit steigenden Renditen gegenüberstehen?

    David Roberts: Unser Basisszenario ist, dass die Renditen im weiteren Jahresverlauf tatsächlich steigen werden, wenn vielleicht auch nicht so aggressiv wie in 2013. Deshalb haben wir das Beta-Engagement in unseren Portfolios weiter reduziert. Vielleicht ist dies eine altmodische Ansicht, aber es scheint nach wie vor logisch, bei anziehenden Kursen das Risiko zu verringern.

     

    Zahlreiche Kernrenditen für Staatsanleihen streifen ein Allzeittief. Wieso ist dieses Segment in zahlreichen Portfolios untervertreten und wieso suchen Anleger vor allem kurze Laufzeiten?

    Roberts: Diese Analyse passt eindeutig nicht zu der Tatsache, dass die Kurse wesentlich gestiegen sind. Noch nie wurden Obligationenpapiere so hoch gewichtet, doch ein großer Teil des zugeführten Geldes wird gegenüber festen Benchmarks verwaltet. Die Leute, die dieses Geld verwalten – Leute wie ich – sehen wenig Wertsteigerungspotenzial im Markt-Beta.

     

    Welche Strategie soll also verfolgt werden?

    Roberts: Kurzfristig orientierte Händler werden dem Trend weiterhin folgen, bis Yellen, Draghi oder Abe ihnen etwas anderes sagen. Langfristig orientierte Investoren finden jedoch „genug ist genug“ und senken ihr Zinsrisiko. Die Märkte für Staatsanleihen sind überkauft; aggressive Investitionen auf diesem Niveau lassen sich nicht rechtfertigen. 

     

    Bei den M&A-Aktivitäten gab es eine Zunahme der Fusionen, die zu einer Bedrohung für die entsprechenden Anleihen werden könnten. Sehen Sie bei Unternehmensanleihen auch Gefahren?

    Roberts: Bisher waren die Fusionen begrenzt auf den Telekommunikations- und den Pharmasektor, von denen uns zurzeit keiner besonders interessiert. Gesamthaft betrachtet sind die Spreads gegenüber Staatsanleihen noch immer nahe am Niveau von vor der Finanzkrise. Wir zögern auch bei diesem Trend, ihm zu folgen. Noch immer gibt es eine ganze Menge Käufer, die den Mut haben, jeglichen Renditevorteil gegenüber Staatspapieren aufzunehmen. Dies stützt die Kurse – bis jetzt.

     

    Die Kurse von Hochzinsanleihen führen ihren unermüdlichen Weg nach oben weiter. Sehen Sie dort Gefahren?

    Roberts: Die Bewertungen bieten wenig Schutz vor Volatilität oder Ausfällen. Obschon die Nachfrage stark erscheint, haben einige der anspruchsvolleren neuen Emissionen mit hohem Hebel damit gerungen, eine gute Performance zu erzielen. In den Sekundärmärkten scheint es für sie keine anhaltend hohe Nachfrage zu geben. Der Hochzinsmarkt war Hauptprofiteur des Strebens nach Erträgen. Bis es eine offensichtliche Alternative für Erträge gibt, bleiben Hochzinsanleihen eine Anlagekategorie, die sich beizubehalten lohnt. Während der Markt haussiert, verringern wir unser Engagement in Beta weiter und fokussieren unser Risikobudget stattdessen darauf, bei der Aktienauswahl längerfristiges Alpha anzustreben. Auch hier gilt: Wir sehen keinen Anlass, dem breiten Markt hinterher zu jagen.

     

    In aufstrebenden Märkten ist der Wert im Verhältnis zu anderen Anleihemöglichkeiten mit erhöhtem Risiko, wieder einmal, ziemlich angemessen.

    Roberts: Auf das Risiko hin, uns zu wiederholen, sind wir auch hier der Ansicht: Es gibt keinen Anlass, dem Markt hinterher zu jagen. Wir warten aber geduldig auf die Gelegenheit, eine aggressivere Kaufhaltung einzunehmen. Sofern es zu einer ordentlichen Abschwächung kommt, sehen wir in den aufstrebenden Märkten bei Staatsanleihen ein besseres Wertpotenzial als bei Unternehmensanleihen. 

     

    Haben Sie uns schließlich noch einen Kommentar zum Hybridkapital?

    Roberts: Als Team rühmen wir uns damit, „einzig und allein in Anleihen“ zu investieren. Deshalb stellen Hybride für uns entsprechend eine Randgruppe dar. Wir betrachten sie von Fall zu Fall und werden keine Investitionen tätigen, da die Schuldenstruktur zu stark nach Aktienkapital aussieht. Unsere Strategie ist einfach – wir kaufen Anleihen und vermeiden, wo immer möglich, Aktienrisiken. In einem diversifizierten Portfolio hat es wie für die meisten Instrumente auch für Hybride Platz. Ein aggressives Engagement tendiert dazu, unter positiven Marktvoraussetzungen gut zu funktionieren, kann aber bei einem Richtungswechsel desaströs sein. 

     

    Werfen wir einen Blick auf den Rest des Jahres, so stützen die monetären Stimuli in Japan und China, und möglicherweise Europa, die Kurse vorerst. Schafft dies die Möglichkeit einer scharfen Kehrtwende später in diesem Jahr?

    Roberts: Auf das Jahr umgerechnete Renditen von ungefähr 10 Prozent lassen den Markt stark nach 2013 aussehen. Dieser Eindruck wird wohl nicht von Dauer sein; es sei denn, die Rentenmärkte werden doch noch von einer „ordentlichen Deflation“ samt ausgedehnten Wertpapierkäufen gestützt und nicht nur von „Deflationsängsten“, wie dies bis jetzt der Fall war. Für Aktien und die risikoreicheren Teile des Fixed-Income-Marktes wäre dies offensichtlich gefährlich.

     

    Zur Person

    David Roberts ist Leiter des Anleihen-Teams und verantwortlich für die Fixed-Income-Produktpalette. Er ist zudem Co-Manager von verschiedenen Fonds – inklusive dem Kames Strategic Bond Fund und dem Kames Sterling Corporate Bond Fund. David Roberts ist Mitglied des Kames Management Committee sowie des Risk & Control Committee. Zu Kames Capital stieß David Roberts 2004 von der Britannic Asset Management, wo er Head of Credit war. Er verfügt über mehr als 25 Jahre Industrieerfahrung. David Roberts studierte Economics und Industrial Relations an der University of Strathclyde und verfügt über einen MSc in Investment Analysis.

    Kames Capital ist eine spezialisierte Investment-Management-Gesellschaft mit Sitz in Edinburgh und London sowie 63 Mrd. Euro an verwalteten Vermögen. Die Kompetenzen reichen von Anleihen und Aktien über Immobilien bis hin zu Multi-Asset-Lösungen. Das Unternehmen verfügt über ein stabiles und erfahrenes Team aus 270 Experten, das Portfolios über zahlreiche Marktzyklen verwaltet und schon verschiedene Auszeichnungen erhalten hat.

    Die Gesellschaft konzentriert sich auf Assetklassen und Märkte, in denen das Unternehmen Erfahrung und Fachkompetenzen hat. Dabei kombiniert es die Fähigkeiten der Fondsmanager mit einem bewährten Investment-Prozess, der nicht auf einen einzelnen Anlagestil beschränkt ist. Das Erzielen einer Outperformance unabhängig vom Marktumfeld ist das erklärte Ziel.

    Das Interview entstand in Kooperatin mit fundplat.com.





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    Fixed-Income-Strategien „Es gibt keinen Anlass, dem Markt hinterher zu jagen“ Die Märkte für Staatsanleihen sind überkauft; aggressive Investitionen auf diesem Niveau lassen sich nicht rechtfertigen, meint David Roberts, Head of Fixed Income, Kames Capital. Welche Strategie sollen Investoren auf den Anleihemärkten fahren?

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