Geldpolitik der EZB
Der Kampf der EZB gegen Deflation wird noch Monate anhalten
Zinssenkung auf ein neues Rekordtief, erstmals Strafzinsen für Banken und milliardenschwere Geldspritzen, um die Kreditvergabe in den Krisenländern anzukurbeln. Aus diesen Komponenten bestand das Feuerwerk der Geldpolitik, welches die Europäische Zentralbank (EZB) auf der letzten Notenbanksitzung Anfang Juni zündete. Knapp vier Wochen später entscheidet am morgigen Donnerstag der EZB-Rat abermals über den geldpolitischen Kurs.
Wirkung der EZB-Maßnahmen wird abgewartet
Derart spektakuläre Beschlüsse wie beim letzten Mal sind nun nicht zu erwarten. Zumal wichtige Teile des Pakets wie die beiden insgesamt 400 Milliarden Euro schweren Geldspritzen gegen die
Kreditklemme in Südeuropa zwar bereits beschlossen sind, aber erst in den nächsten Monaten in die Märkte injiziert werden.
Daher wird die EZB erst einmal abwarten und die Daten der kommenden Wochen beobachten, um die tatsächliche Wirkung der bisherigen Maßnahmen genau einschätzen zu können. Denn über Erfahrungswerte
aus der Vergangenheit verfügt die Notenbank aufgrund der Einmaligkeit einzelner Beschlüsse (negativer Einlagezins) nicht.
Inflation bleibt in Mai und Juni auf sehr niedrigem Niveau
Auf die Inflation, das eigentliche Ziel der EZB, haben die Aktionen bislang zumindest noch nicht durchgegriffen. In der Eurozone lag die Jahresrate der Konsumentenpreise im Mai nur bei 0,5 Prozent
(April: 0,7 Prozent). Das ist neben dem März-Wert der niedrigste Stand seit Herbst 2009. Die monatliche Inflationsrate betrug sogar nur -0,1 Prozent.
(Quelle: Eurostat)
Die Daten der Statistikbehörde Eurostat zeigen zudem, dass die Kernrate (ohne Energie und unverarbeitete Lebensmittel) mit 0,8 Prozent zwar den zweitniedrigsten Wert seit dem Bestehen der EZB im
Jahr 1999 aufweist (nach Februar 2010: 0,7 Prozent), die Kernrate damit aber oberhalb der Gesamt-Inflation liegt. Dies war im Oktober 2013 das erste Mal seit dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise
wieder der Fall und hat sich zuletzt verstärkt.
(Quelle: Statista)
Die erste Schnellschätzung von Eurostat für die Inflation im Juni geht von einem unveränderten Wert aus. Auch hier soll die jährliche Preisrate im Euroraum also bei nur 0,5 Prozent liegen.
Rückgang der Erzeugerpreise der Industrie
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Hinzu kommt, dass auch die Erzeugerpreise der Industrie im Mai sowohl im Euroraum als auch in der EU28 im Vergleich zum Vormonat April um 0,1 Prozent gefallen sind. Bereits im April waren die Preise in beiden Gebieten um 0,1 Prozent zum Vormonat gesunken.