Weichen auf Erfolg gestellt - Seite 2
Die Zukunftsbranchen
Eine übergeordnet wichtige Rolle in Kaesers Wachstumsplänen spielt die Energietechnik. Mit dem jüngsten Kauf des Gasturbinengeschäfts des Motorenbauers Rolls-Royce Plc für nahezu eine Milliarde
Euro unterstreicht der Manager seine Ambitionen. Zudem möchte die Siemens AG bis zum 16. Juni 2014 (nach Redaktionsschluss) ein Gegenangebot zur Offerte von General Electric Co. für die Energiesparte der Franzosen vorlegen. Das Angebot soll für alle Sparten der Alstom-Energietechnik gelten, außer für jene, die
Frankreich für seine Energieunabhängigkeit als unentbehrlich betrachtet. Die Münchner würden im Gegenzug den Franzosen die Mehrheit an der Siemens-Zugtechnik abtreten. Für die Mitarbeiter, die zu
Siemens wechseln, stellt der Konzern eine Arbeitsplatzgarantie für drei Jahre in Aussicht.
Ein besonderes Augenmerk legt der neue Siemens-Chef auch auf das Digitalisierungsgeschäft für die Industrie. Darunter ist zum Beispiel die Fernwartung von Anlagen über das Internet zu verstehen.
Die neue Sparte firmiert unter „Digital Factory“ und soll eine operative Rendite von bis zu 20 Prozent abwerfen. Damit würde sie sogar die bislang ertragreichste Sparte Medizintechnik übertreffen.
In den jeweiligen Divisionen hat sich Siemens Renditeziele zwischen fünf und 20 Prozent gesetzt.
Neue Kenngröße
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Anders als Löscher, der ein Renditeziel für den Konzern von zwölf Prozent anvisierte, dieses aber nicht einhalten konnte, gibt Kaeser diesbezüglich keine Prognose ab. Er setzt dagegen auf eine neue Kenngröße: die Gesamtkostenproduktivität. Die schwer zu bestimmende Bewertungskennziffer soll einen Wert von drei bis fünf Prozent pro Jahr erreichen. Die Analysten der Deutschen Bank errechneten, dass sich daraus eine operative Zielrendite von 9,5 bis 13 Prozent ergibt. Beitragen zu der erhöhten Profitabilität soll auch ein Kostensenkungsprogramm. Rund eine Milliarde Euro will der neue Mann an der Konzernspitze einsparen. Insbesondere durch die Auflösung der bisherigen vier großen Konzernsektoren sollen Verwaltungsebenen gestrichen werden. Das wird jedoch einen Stellenabbau zur Folge haben, über den sich Kaeser noch nicht näher äußern wollte. Selbst wenn das zweite Quartal von Januar bis März erneut leicht unter den Erwartungen lag, ist Kaeser zuversichtlich, seine Ziele für das Gesamtjahr 2013/2014 zu erreichen. Der Gewinn je Aktie soll um mindestens 15 Prozent steigen. Dieses Ziel ist allerdings an die Voraussetzung geknüpft, dass die Umsatzerlöse auf organischer Basis auf dem Vorjahresniveau bleiben. Auch wenn das operative Ergebnis im zweiten Quartal 2013/2014 unter Verzögerungen bei Anschlüssen von Windparks in Kanada litt, liegt der Konzern zum Halbjahr innerhalb der Zielvorgabe. Der Gewinn je Anteilschein lag um 16 Prozent über dem des Vorjahres. Im Fokus der Investoren stehen derzeit aber weniger die Zahlen aus der Vergangenheit, sondern was zählt, ist die neue Zukunft, in die sich die Siemens AG aufmacht. Börsianer verteilten diesbezüglich schon mal Vorschusslorbeeren: Der DAX®-Titel legte nach Bekanntgabe des Strategieschwenks am 7. Mai innerhalb weniger Tage auf 99,94 Euro zu und streifte damit nur knapp die dreistellige Kursmarke.