Lufthansa und Air Berlin fliegen nur noch “auf Sicht” - Seite 2
Air Berlin muss eine Nische finden
Mit den Plänen der Lufthansa wächst der Druck auf Air Berlin weiter. Der Konzern, der vor allem mit seinem „Mallorca-Shuttle“bekannt geworden ist, leidet unter hohen Schulden und tiefroten Zahlen. Vorstandschef Wolfgang Prock-Schauer muss eine Nische finden, um das Überleben langfristig zu sichern. Die Restrukturierungspläne will der Firmenchef im dritten Quartal vorlegen. Welche Alternativen der Konzern hauptsächlich hat, ist klar: Kostensenkungen und die Kooperation mit Etihad und One World intensivieren. One World ist das Flugbündnis, dem Air Berlin angehört.
Die Finanzspritze des Großaktionärs Etihad gibt Air Berlin die dringend nötige Luft, um den Konzernumbau voranzutreiben.Etihad hatte im Mai Wandelanleihen im Volumen von 300 Mio. Euro von Air Berlin gezeichnet. Zwei weitere Tranchen über jeweils 100 Mio. Euro sollen Ende August und im November folgen. Bei einer Wandlung könnte die Gesellschaft mit Sitz im Golf-Emirat Abu Dhabi ihren Anteil an Air Berlin theoretisch auf bis zu 70 Prozent aufstocken. Dass diese Option tatsächlich gezogen wird, erwarten Experten jedoch aus strategischen Gründen nicht. Denn dann würde Air Berlin die Startberechtigung auf wichtigen europäischen Flughäfen verlieren.
Der französische-niederländische Air France-KLM hatte im Juli Investoren mit einer Gewinnwarnung geschockt. Die größte Fluggesellschaft Europas arbeitet ebenfalls an weiteren Kürzungen. Die Pläne sollen im September vorgestellt werden.
Perspektiven trüben sich weiter ein
Nach dem Abschuss von MH17 nimmt der Gegenwind für die Airlines weiter zu. Bereits im Juni hatte Tony Tyler, der Chef des Branchenverbands International Air Transport Association (IATA) die Schätzung für den Gewinn der weltweiten Fluggesellschaften für 2014 auf 18 Mrd. Dollar gesenkt. Gemessen an den Umsätzen entspricht das einer Marge von lediglich 2,4 Prozent. Dabei geht es den US-Fluglinien wie Delta Air Lines nach der Konsolidierung der Branche in den USA und kräftigen Preiserhöhungen deutlich besser als früher.
Im Dezember 2013 war Tyler noch von weltweit 19,7 Mrd. Dollar ausgegangen. Danach folgten aber die Krisen in der Ukraine, im Irak und zuletzt im Nahen Osten. Zudem haben Volkswirte ihre Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft immer weiter gesenkt. Mit der Verschärfung der Sanktionen gegen Russland könnte selbst die neue Prognose der IATA zunehmend in Ferne rücken.
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Solange die politischen Krisen und der Preisdruck in der Branche anhalten, könnte es den Aktien der europäischen Fluggesellschaften schwer fallen, nachhaltig nach oben zu drehen. Viele Anleger wären schon froh, wenn die Papiere aus dem Sink- in den Reiseflug übergehen würden.