Déjà-vu in Brasilien?; CRB-Index bestätigt Umkehrkerze - Seite 2
- Der brasilianische Bovespa verlor gestern -4,52% und war der Tagesverlierer unter den Weltindizes. Charttechnisch liegt ein Fehlausbruch unter den seit 2001 vorherschenden Abwärtstrendkanals vor und auch der Doppelboden wurde negiert (siehe Chart des Tages). Das spricht eher für weitere Schwäche. Auslöser war ein Umfrageergebnis kurz vor den Präsidentschaftswahlen am 05. Oktober, das Amtsinhaberin Dilma Roussef mit 4% Vorsprung vor ihrer Herausforderin sieht. Im Vorfeld der Wahlen ist der Bovespa auch in der Hoffnung auf einen Amtswechsel un ddamit verbundener Reformen gestiegen. Brasilien leidet unter hoher Inflation, geringen Wachstum von etwa 0,29% für dieses Jahr sowie großen Strukturproblemen. Korruption und Vetternwirtschaft ist unter der aktuellen Regierung weit verbreitet. Aber es sind nicht nur die hausgemachten Probleme, die Sorge bereiten. In der ersten Jahreshälfte lag ein Zinsschritt der US-Notenbank noch in weiter Ferne, da der scharfe Wintereinbruch für eine Wachstumsdelle in den USA sorgte. Die Marktteilnehmer bauten den Carry Trade "US Dollar short, Emerging Markets long" wieder auf und das Kapital floss zurück nach Brasilien. Mit der beginnenden Normalisierung der amerikanischen Geldpolitik wertet der US Dollar auf und die Zinsen dürften perspektivisch in den USA wieder anziehen. Das Kapital dürfte vermehrt zurückfließen und erschwert die Finanzierung des chronischen brasilianischen Leistungsbilanzdefizits, was bei -3,5% des BIP steht. Darüber hinaus ist der US Dollar negativ korreliert mit den Rohstoffpreisen, die tendenziell sinken dürften. Als Rohstoffland dürfte Brasilien davon stärker betroffen sein. Gleichzeitig schwächelt der Hauptabnehmer China. Rund 19% der brasilianischen Exporte gehen dort hin. So ist es auch nicht verwunderlich das der Brasiliansiche Real im September rund 9% gegenüber dem US Dollar verloren hat - ganz ohne Wahlumfrage. Mit oder ohne Amtswechsel, es steht nicht sonderlich gut um Brasilien. Es bedarf großer Strukturreformen, die sich erst mittelfrstig entfalten können. Morgan Stanley geht von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Halbjahr 2015 von -0,4% aus.
Chart des Tages: Bovespa negiert Doppelbodenformation
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