Marktstimmung
Leichte Risikoaversion vor wichtiger EZB-Sitzung - Seite 2
Nicht wenige Marktteilnehmer dürften in diesem Zusammenhang den Eindruck gewonnen haben, dass der Druck auf die Zentralbank wächst, weil die gestern publizierten Inflationszahlen für die Eurozone im Jahresvergleich nochmals und außerdem stärker als erwartet gesunken sind. Für entsprechend kräftige Engagements auf der Kaufseite des Marktes scheint jedoch der Mut gefehlt zu haben.
Ganz anders stellt sich dagegen die Situation bei den Privatanlegern dar, bei denen sich die Bären aus der vergangenen Woche per Saldo vollständig zurückgezogen und dabei ihre Gewinne mitgenommen
haben. Mehr noch, hat es drei Viertel dieser Marktteilnehmer direkt zu den Bullen gezogen, wodurch sich für diese nicht nur eine Mehrheit von 50 Prozent aller Befragten, sondern auch ein Börse
Frankfurt Sentiment-Index von +21 ergibt. Dies ist der höchste Stand seit dem 2. April, und auch damals sollte am nächsten Tag eine EZB-Sitzung stattfinden.
Dass sich die Privatanleger mutiger zeigen als ihre institutionellen Pendants, kann man auch dadurch erklären, dass es sich mit frischen Gewinnen unbeschwerter arbeiten lässt. Überdies hatte eine
größere Gruppe von Marktteilnehmern von der vergangenen Ratssitzung zu wenige positive Signale erwartet und wurde damals dann durch überraschende Beschlüsse der Zentralbank auf dem falschen Fuß
erwischt. Ein Erlebnis, das nicht gerade nach Wiederholung schreit.
Vergleicht man die heutige Stimmungslage mit der des 2. April 2014, fällt auf, dass die institutionellen Marktteilnehmer seinerzeit fast ähnlich optimistisch wie die Privatanleger waren. Dass der
DAX danach innerhalb der folgenden beiden Wochen per Saldo immerhin fast 4 Prozent an Wert verlor, soll dabei nur eine Randnotiz darstellen.
Heute ist die Situation eine andere, denn für manchen institutionellen Marktteilnehmer wurde mit dem Quartalsende die Performance-Uhr wieder auf Null gestellt. Und da der Börse Frankfurt
Sentiment-Index ohnehin nur leicht über dem Mittelwert des vergangenen Halbjahres liegt, kann man nicht von einem bedrohlichen Optimismus für den DAX sprechen. Allerdings dürften die Optimisten
von heute einem steigenden DAX nicht lange die Treue halten, vielmehr wäre mancher schon mit einer Erholung auf 9.700 Zähler zufrieden. Deswegen gilt auch für diese Erhebung, dass der Aktienmarkt
nur durchstarten kann, wenn mehr (ausländisches) langfristiges Kapital den Weg in die deutsche Börse findet.