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Bilfinger-Chefaufseher Walter muss für Finanzinvestor Cevian weichen
MANNHEIM (dpa-AFX) - Der schwedische Finanzinvestor Cevian hat den Druck auf den Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger verstärkt. Aufsichtsratsvorsitzender Bernhard Walter gehe früher als bisher angekündigt, teilte der MDax -Konzern am Donnerstag in Mannheim mit. Er gehört dem Gremium seit 1998 an und leitet es seit 2006.
Walter lege sein Amt zum 4. November nieder und scheide dann auch aus dem Aufsichtsrat aus. So könne Cevian einen zweiten Sitz in diesem Gremium erhalten. Erst am Montag hatte der Finanzinvestor einen Anteil von mehr als einem Viertel an Bilfinger gemeldet. Er ist damit größter Aktionär des Konzerns und kann wichtige Beschlüsse verhindern.
Seit Mitte des Jahres überschlagen sich bei Bilfinger die Ereignisse. Im August war der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch als Vorstandschef gegangen nach zwei Gewinnwarnungen binnen kürzester Zeit. Kochs Vorgänger Herbert Bodner sprang als Interimschef ein. Anfang September musste aber auch er zurückrudern: Bodner setzte den Rotstift an und strich zum dritten Mal die Gewinnziele für 2014 zusammen.
CEVIAN GILT ALS AKTIVER INVESTOR
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Auch beim Bilfinger-Großaktionär Cevian dürfte die Serie der Gewinnwarnungen und der dadurch ausgelöste Kursrutsch alles andere als Begeisterung ausgelöst haben. Der Investor hatte seinen Anteil an Bilfinger zuletzt auf 25,6 Prozent aufgestockt. Cevian selbst sieht sich als langfristig orientierten Anleger, der besonders in Industrieunternehmen investiert, die an der Börse Aufholpotenzial haben. Zugleich begreift sich Cevian als Aktionär, der sich aktiv in die Entwicklung seiner Unternehmen einmischt. Auch am Industriekonzern ThyssenKrupp ist Cevian mit gut 15 Prozent beteiligt. Die Gesellschaft verwaltet mehr als zehn Milliarden Euro für Pensionskassen, Stiftungen, Staatsfonds und andere institutionelle Investoren.
Bilfinger machen die Energiewende in Deutschland und der Umbau des Industriegeschäfts stärker zu schaffen als gedacht. Wegen des Booms durch billiges Gas in den USA halten sich viele Öl- und Gaskonzerne in Europa mit Investitionen zurück. Auch große Versorger drücken in Europa auf die Investitionsbremse. Neue Kraftwerke lohnen sich wegen der gedrückten Großhandelspreise kaum noch. Die eingeleitete Internationalisierung bei Bilfinger steckt dagegen noch in den Kinderschuhen.
BILFINGER STECKT IM UMBAU
Ein Umbau soll derweil Linderung verschaffen. Zum Jahresbeginn wurden die sieben Teilkonzern-Holdings in die Bilfinger SE integriert - zum Teil gegen große interne Widerstände. Koch hatte es sich zudem zum Ziel gesetzt, bis Ende 2015 weltweit rund 1250 Verwaltungsstellen zu streichen. Bodner und Koch hatten aus dem Baukonzern einen Dienstleister für Wartung rund um Industrieanlagen, Kraftwerke und Immobilien geformt. Dieses Geschäft ist generell weniger konjunkturabhängig und gilt auch als profitabler als das klassische Baugeschäft.
Bodner sah zuletzt trotz aller aktuellen Probleme "keinen Grund für Pessimismus in den nächsten Jahren". Der strategische Kurs sei richtig. Bilfinger sei "gut aufgestellt" und habe eine "gute Substanz". 2014 sei eine "einmalige Situation", betonte er. Sowohl das Kraftwerksgeschäft als auch Industriedienstleistungen liefen schlechter und der interne Umbau bremse stärker als gedacht. Die erwartete Erholung im zweiten Halbjahr sei nicht stark genug, um die alten Erwartungen zu erfüllen. Mit den neuen Prognosen habe Bilfinger aber "soliden Grund unter den Füßen"./jha/