Greenshoe-Aktien
Kursrutsch von Rocket Internet lässt bei Banken die Kasse klingeln
Rocket Internet startete an der Börse eher als Rohrkrepierer denn Börsenrakete. Doch das muss nicht für alle ein Verlustgeschäft sein - wie zum Beispiel für die Beraterbanken.
Die Konsortialbanken von Rocket Internet verdienen wohl mehr als zehn Millionen Euro am Kursrückgang nach dem Börsengang des Berliner Unternehmens. Dadurch dürften die Gesamteinnahmen für das Konsortium um Berenberg, J. P. Morgan und Morgan Stanley noch über die im Prospekt genannte Maximalgebühr von 47 Millionen Euro steigen, berichtet das „manager magazin" in seiner November-Ausgabe. Weitere Konsortiumsmitglieder sind Bank of America Merrill Lynch, Citigroup und UBS.
Rocket Internet war am 2. Oktober an der Frankfurter Börse gestartet und hat zum Ausgabepreis von 42,50 Euro pro Aktie mehr als 1,4 Milliarden Euro von Anlegern eingesammelt. Schon als die Börsenglocke läutete, gab es bei Rocket Internet die ersten lange Gesichter, berichtete wallstreet:online. Denn der Erstkurs entsprach gerade einmal dem am Abend zuvor festgelegten Ausgabepreis von 42,50 Euro. Die Erwartungen waren hoch gesteckt: So wurden die Aktien am Graumarkt in den Tagen zuvor in der Spitze mit bis zu 66 Euro bewertet. Doch es kam noch richtig bitter: Innerhalb nur weniger Minuten nach dem Börsenstart fiel der Kurs der Rocket-Internet-Aktien auf unter 38 Euro. Die Rakete der Samwer-Brüder legte eine klare Bruchlandung hin. Tags zuvor ist bereits der Online-Modehändler Zalando, ein Unternehmen der Samwer-Brüder, verhalten an der Börse gestartet (wallstreet:online) berichtete.
Greenshoe sei dank - schlechtes Geschäft für Anleger, gutes für Banken
Für Anleger war der Börsengang von Rocket Internet wegen des Kursverlusts bislang ein schlechtes Geschäft, nicht so jedoch für die Banken: Denn sie verdienen nicht nur durch die zur Hälfte erfolgsabhängigen Gebühren. Wie das?
Fällt der Aktienkurs eines Börsenneulings unter den Ausgabekurs, kaufen die Banken bis zu 15 Prozent der Aktien am Markt zurück, die sogenannte Mehrzuteilungsoption (Greenshoe). Die zuvor von Alteigentümern geliehenen Aktien geben sie zurück, aber die Differenz zum Ausgabepreis behalten die Banken.
Und das rechnet sich: Sobald die Banken Rocket-Internet-Aktien zu 40 Euro kaufen, bleiben 2,50 Euro pro Aktie als Gewinn für sie. Bei 4,9 Millionen Greenshoe-Aktien macht das 12 Millionen Euro Zuverdienst. Die Zusatzeinnahmen könnten noch deutlich höher sein, denn der durchschnittliche Börsenkurs der ersten zwölf Handelstage betrug nur knapp 38 Euro. Diese Mehreinnahmen werden nach den Platzierungsanteilen im Konsortium verteilt, führt das „manger magazin“ weiter aus.
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Rocket Internet muss weitere Strategie umdenken
Der schwache Börsenstart bedeutet für Rocket Internet mehr als einen Imageschaden. So müssen auch die Wege in der Finanzierungsstrategie der Rocket-Internet-Unternehmen überdacht werden. Die angestrebten Börsengänge für Home24 und Westwing sind gestoppt, bis sich der Aktienkurs wieder über dem Ausgabepreis befindet, schreibt das „manager magazin“ unter Berufung auf mit den Finanzen des Unternehmens vertrauten Personen. Und das kann dauern... Aktuell notiert Rocket Internet in Frankfurt mit 37,00 Euro.